Zurück zur Liste
Chinesische Laufente

Chinesische Laufente

35.546 8

Roland Sch


Premium (Basic), Moers

Chinesische Laufente

in bewegung


Schneckenenten - auch bekannt als indonesische Laufenten (Achtung: nicht indische Laufenten - immer wieder Fehler!!) sind wahre Schneckenvernichter und die ideale biologische Lösung für zu viele Schnecken im Garten.

Da dieser Bericht sehr lang ist, möchte ich bitten, nur die Teile rauszusuchen, die interessieren - außer es interessiert dich alles :-)))

1. Aussehen

Je nach Zucht oder Reinrassigkeit - verschiedene Farben. Enten meist schwarz - braun, mit zum Teil weißen Flecken (v. a. am Bauch). Erpel sind meist braun bis lachsfarben. Oft auch nur von Enten durch ihr kleines Ringelschwänzchen zu unterscheiden.
Generell sehen indonesische Laufenten aus als hätten sie einen Stock verschluckt - sie gehen kerzengerade.

2. Nutzen

Schneckenenten fressen - wie schon der Name sagt - haupsächlich Schnecken und allerlei Getier, das so im Garten kreucht und fleucht. Doch auch Samen und Körner fressen sie gerne (aber nur, wenn kein Frischfleisch da ist).
Keine Angst um den Salat - wenn man ihnen nicht erlernt, dass Salatblätter - die grünen Dinger, wo die köstlichen Schnecken krabbeln - auch schmecken könnten, werden sie jeden Salat mit Verachtung strafen - es sei denn, es klebt da was ...
Auf jeden Fall sind sie umweltfreundlicher und besser erprobt in Schneckenvertilgung als jedes chemische Mittel. Schneckenkorn sollte man aber, wenn man Enten besitzt, nicht mehr streuen - sie könnten sich sonst daran vergiften.
Wir sind wirklich froh, dass wir unsere Enten haben - und ein Blickfang für Nachbarn, Spaziergänger und v. a. Kinder sind sie allemal.

3. Haltung

a) Stall

Auf jeden Fall sollte ein Stall vorhanden sein. Das muss kein Einfamilienhaus sein. Es reicht anfangs wirklich ein kleiner winddichter Stall mit einem kleinen Türchen, damit man sie auch einsperren kann. Natürlich sollten Heu oder Stroh als Streu drin sein (v. a. dann wichtig, wenns ans Brüten geht). Vor allem im Winter sollte
er einigermaßen warm sein, damit sich die Enten zurückziehen können. Ab und zu sollte man neu einstreuen. Dürfte aber kein Problem sein.
Zudem sollte man den Stall dazu nutzen, die Enten über Nacht zu ihrem Schutz einzusperren (v. a. vor Mardern, Hunden, Füchsen, ...).

b) Wasserstellen

Sehr wichtig: es müssen Wasserstellen vorhanden sein, um die Schnecken hinunterzuwürgen. Sind keine oder zu wenige oder zu wenig Wasser vorhanden, kann es schon mal vorkommen, dass eine Ente erstickt.
Wichtig: sie sollten immer wieder frisch mit Wasser nachgefüllt werden. Einfach ausschütten und neues Wasser rein - fertig. Auch sollte man eine Möglichkeit zum Baden schaffen - sei es eine große Schüssel oder (wie bei uns) eine eingegrabene Badewanne (wenn es der Platz und die Zeit zulässt). Wichtig: will man wirklich eine Badewanne eingraben: etwas schief eingraben und darauf achten, dass der Ausfluss frei bleibt bzw. ablaufen kann - sonst gibt es Arbeit, die nicht sehr angenehm ist. Doch keine Angst: für den Anfang genügt wirklich eine Schüssel, wo eine Ente Platz hat. Bei einem Entenpaar - wäre es auch sinnlos so etwas großes aufzuziehen.
Ideal natürlich, wenn fließendes Wasser (z. B. Bach) o. ä. vorhanden ist...

c) Futter

Im Frühling und Sommer (wenn es nicht zu trocken ist) versorgen sich die Enten selbst (Schnecken, ...)
Im Herbst und vor allem im Winter sollte man sie füttern (ganz normales Futter für Vögel, einfach bei Baywa o. ä. Märkten erkundigen). Sie fressen v. a. Samen und Körner.

d) Im Winter

Stall: sollte winddicht und einigermaßen warm sein (Heu)
Wasserstelle frei von Eis halten (heißes Wasser genügt meist).
Füttern mit Körnern und Samen
Vielleicht draußen etwas Heu aufschütten - dann frieren sie sich nicht die "Patscherl" ab.

e) Die sch... doch alles voll, oder??

Für Gartenbesitzer, die sehr pingelig bzw. mit der Nagelschere gerne im Garten hantieren
sind Schneckenenten nicht geeignet.
Allerdings ist das Sch... nicht so schlimm, wie viele annehmen. Alles biologisch. Und Entenkacke ist wirklich leichter abzuwaschen als Hundekot - den ich übrigens als viel schlimmer betrachte als wenn ich in einen Entenhaufen trete - was man meistens gar nicht bemerkt - und so stinken tuts auch nicht so arg. Zudem sind sie nicht so groß ...

f) Platzbedarf

Der geringste Anfangsbestand sollte mindestens 2 Enten oder ein Pärchen oder 2 Erpel umfassen. Ansonsten sind sie in jedem Garten, der vor Schnecken überquillt, sehr nützlich. Variiert natürlich nach Größe des Gartens. Wir, z. B. haben ca. 2000 m² Grund und so ca. zwischen 4 - 12 Enten (seit über 10 Jahren, wohlgemerkt). Kann man ja mal runterrechnen.

4. Und die kleinen Entenkinder - bringt die der Storch??

Nein, natürlich nicht. Eier legen beginnt meistens schon im März. Ungeübte Entenmamas lassen sie meist irgendwo liegen (z. B. im Stall, aber auch unter Hecken, ...).
Erfahrene und begabte Enten bauen bald ein Nest. Man sollte darauf achten, dass sie das im Stall tun und nicht irgendwo unter Hecken oder an dunklen, heimeligen Orten wie Tonnen oder unter Holzhaufen o. ä.). Nester, wenn man sie im Garten findet - zerstören. Sonst kann es sein, dass die Ente mal verschwindet, wenn sie zu brüten anfängt (auch durch Nesträuber oder Füchse...).
Vielleicht hat man ja eine alte Wassertonne übrig (wenn man sie in den Stall stellen kann vom Platz her). Ansonsten: auch viel Heu zur Verfügung stellen.

Will man keine kleinen Entchen - kann man die Eier auch getrost essen. Nur frisch sollten sie halt sein. (Haben übrigens unheimliche Gelb-Färbekraft).

Hat die Ente ein Nest von ca. 10 - 20 Eiern beisammen, beginnt sie zu brüten. Hier sollte man vor allem darauf achten, dass man immer frisches Wasser für die Brutente hat - und die Möglichkeit, Schnecken zu suchen.

Nach ca. 10 - 12 Tagen kann man dann mit einer Taschenlampe (wenn die Ente grad draußen ist) nachsehen, wie weit denn die Sache gediehen ist.

Zwischenzeitlich sollte man Futter und Wasser bereit stellen (am Besten Wasserglocke) für die kleinen Federbälle.

Nach ca. 21 Tagen schlüpfen dann die Küken. Bitte die ersten Tage im Stall lassen (die Entenmama lässt sowieso keinen ran!! Fauch!! Beiß!).

Wichtig: bemerkt man, dass ein Küken verkrüppelt ist und eigentlich nicht überlebensfähig (z. B. nur 1 Fuß) - unbedingt erschlagen. Das hört sich jetzt brutal an - aber so leidet es nur.
Nach den ersten Tagen kann man sie mal raus lassen. Aber da gilt es auf einiges zu achten

1. begrenztes Gebiet: keine undichten Zäune, keine Stufen, nichts, was den kleinen gefährlich werden könnte. Auf jeden Fall sollten sie Wasserstelle haben (z. B. flaches Blech, um zu plantschen). Doch auch Badewanne können sie bewältigen. Wichtig: sie sollten auch wieder rauskommen: also, entweder Wasser überlaufen lassen oder eine kleine, für Küken geeignete flache Trittleiter installieren.

2. Nicht aus den Augen lassen: sollte sich doch eines irgendwie weh tun oder verhängen, erst wenn man wirklich sicher ist, dass es allein nicht klappt , eingreifen!!(macht man sowieso: ist ja zu putzig anzusehen).

3. Darauf achten, dass sie ohne Probleme wieder in den Stall zurück kommen. Also: auch Hilfen evtl. einbauen.

4. Auf Gefahren von oben achten (Raubvögel, Elstern, ...) (Elstern können übrigens auch schon Eiern gefährlich werden; das nur nebenbei ...)

5. Kauf und Verkauf

a) generell

Nie unter 2 Enten verkaufen!! (außer es gibt bereits Enten beim Käufer) Eine allein würde sich zu Tode plärren. Und eingehen. Es sind lebendige Tiere und man sollte ihnen auch beim Fangen möglichst wenig Stress zumuten (also nicht 10 Leute im Stall oder so). Auch der Transport sollte nicht länger als 2 Stunden sein - sonst zu viel Stress für das Tier.

b) Kauf

Kaufen kann man Schneckenenten z. B.

* Geflügelmarkt
* Internet (z. b. www.laufenten.de unter suche)
* über Bekannte
* Anzeigen aufgeben (am besten überregional)
* Anzeigen lesen
* Verbindungen nutzen (Mundpropaganda)

c) Verkauf

Stellen: siehe Kauf (www.laufenten.de unter biete). Man sollte schon etwas Werbung machen und schon beginnen, wenn die Kleinen da sind. Es kann nämlich dauern, bis sich jemand findet. Man muss auch damit rechnen, dass es sich vielleicht erst im nächsten Frühjahr ergibt. Aber das kommt bestimmt ...

d) Transport

Am besten in Karton (nicht zu groß und abgeschlossen, so dass möglichst wenig Licht reinfällt). Er sollte mit Luftlöchern versehen sein und dicht gemacht werden können. Je dunkler es nämlich ist, desto stressfreier für das Tier.
Auslegen kann man ihn mit Papier oder mit Heu - ganz egal. Wasser geben oder füttern nicht nötig (unter Transport)
Zum Eingewöhnen bis zum nächsten Tag in den Stall sperren - das genügt. Vielleicht noch etwas Wasser in Stall tun - zum Trinken.

e) Preise

Bestimmt natürlich von Angebot und Nachfrage. Es gibt auch Gegenden und Jahre, wo man keine ergattern bzw. verkaufen kann.
Generell: Erpel kostet weniger als Ente.

Ausgewachsen: Erpel ca. 8 - 10 Euro, Ente ca. 10 - 15 Euro.
Küken: meist so bis 5 Euro (variiert natürlich auch).

6. Für Feinschmecker

Natürlich kann man diese Enten auch schlachten und essen. Sie sind das fettärmste Entengetier, dass man kriegen kann. Tipp: nicht älter als 2 Jahre werden lassen - sonst ist fleisch zäh.

Ich würde es aber nicht mehr über mich bringen, sie zu essen. Wahrscheinlich habe ich sie auch schon zu lange.

Eine kleine Bitte: nicht nur kaufen, um zu essen. Sie sind in erster Linie Nutztiere (für mich) und nicht als Gourmet-Ersatz für Martinsgans geeignet. Aber dafür gibt es auch noch zu wenige Laufenten.

Ich sehe es ein, wenn man keinen Ausweg mehr sieht und man zu viele Enten (und v. a. Erpel) besitzt.

7. Die fliegen doch ... oder??

Klar. Aber nur mit viel viel Anlauf. Natürlich nicht so hoch wie Flugenten, aber zu 2 Metern kanns schon reichen. Allerdings bevorzugen sie zum Ausbüchsen eher Zaunlöcher als Fliegen. Auch Flügel stutzen muss man nicht (wie z. B. bei Flugenten).
Man sollte eher darauf achten, dass keine Löcher im Zaun oder im Gartentor sind. Zur Not mit Maschendraht zumachen - dann haben sie keine Chance mehr.

8. Lebensdauer

Geschieht nichts unvorhergesehenes und geht es den Enten gut - dann können sie schon mal 6 - 8 Jahre alt werden. Ist aber meist nicht der Fall (zumindest bei uns nicht, wo sich Fuchs und Marder gute Entenjagd wünschen!!).

9. Noch ein paar Hinweise

Das Geschlechterverhältnis sollte einigermaßen ausgewogen sein. Das heißt 1 Pärchen oder 2 Enten, 1 Erpel oder 3 Enten, 1 Erpel, oder ... erst ab ca. 5 Enten würde ich mir 2 Erpel leisten. Homo-Paare sind natürlich kein Problem (nur Enten - nur Erpel). Wobei ich sagen muss, dass Enten wirklich mehr suchen als Erpel.

Es können natürlich auch einmal Krankheiten auftreten. Dagegen ist kein Lebewesen gefeit. Nur ein Tipp: wenn Beinbruch - Arzt kann schienen und nach 2 Wochen ist alles wieder im Lot. Oft hilft es auch, die Ente zu isolieren. Also ins Haus zu nehmen (in Keller z. B. und dunkel über Nacht lassen). Zufüttern aber nicht vergessen.

Enten können manchmal (zumindest einige) sehr laut plärren (auch wenn sie brüten verändert sich Tonlage und STimmgewalt, aber das nur nebenbei). Das liegt aber dann meist daran, dass sie einen Mann vermissen oder einfach betteln. Ist aber meist nicht der Fall. Meist sind sie leise. Und wer Zweifel wegen dem Nachbarn hat ... einfach Erpel anschaffen.

Der Pflegeaufwand ist wirklich nicht hoch: es genügt, in der Früh für frisches Wasser zu sorgen und ggfalls für Futter. Abends dann einfach einsperren - fertig.


Fazit:
-------
Es gäbe noch so viel zu schreiben und zu sagen. Wer noch mehr Infos will: www.laufenten.de bzw. einfach an mich wenden. Nach 10 Jahren Erfahrung mit Enten kann mich so etwas nicht so leicht erschüttern.

Ich kann sie nur weiterempfehlen an alle, die schon immer mal Enten haben wollten oder die sehr geplagt sind in Hinsicht Schnecken. Sie fressen sie wirklich.

Auch ist es jedes Mal wieder ein Erlebnis, wenn kleine Entchen da sind ... solche Erfahrungen möchte ich jedem Kind und Erwachsenen nur wünschen ... wirklich einmalig.

Nur eines will ich noch klarstellen: das sind keine Haustiere. Sie sind nicht zum Schmusen o. ä. gedacht (natürlich kann man sie schon trainieren, aus der Hand zu fressen, aber mehr schon nicht). Auch bitte ich nochmals nicht weniger als 2 Tiere anzuschaffen. 1 Tier würde sowieso eingehen aus Einsamkeit und Kummer. Bitte auch nicht sonst irgendwie quälen!! Danke!!


Danke, dass du bis hier durchgehalten hast. Und danke fürs Lesen.

Quak Quak

Kommentare 8

  • kathinka13. 9. April 2011, 10:36

    Toller Bericht! Ich hab nun aber noch eine Frage: Kann man die Laufenten auch ohne Zaun halten? Ich meine, wenn die Nachbarn nichts dagegen haben, weil sie sich auch freuen, wenn sie ihre Schnecken fressen? Habe gehört die Laufenten sind sehr anhänglich und kommen immer wieder ganz von alleine in ihren Stall zurück und gehen auch nicht so weit, stimmt das?
    Bei uns im Baugebiet sind Zäune nicht erlaubt und ist bei unserem Grundstück auch schwer durchzuführen... Oder muss man einen Teilbereich einzäunen? Wie groß muss der sein, wenn man sie unter Beobachtung, also wenn man selbst im Garten ist tagsüber raus lässt? Ist das so evtl. möglich?
    Ich hätte so gerne Laufenten, v.a. wegen den Schnecken und alle anderen Voraussetzungen wären gegeben, nur eben der Zaun nicht.
    LG Kathrin
  • Frau Ge aus Rümpel 9. Juli 2009, 10:54

    Hallo Roland, danke, das sind tolle Infos, vor allem für Anfänger wie mich sehr hilfreich (wobei ich auch schon auf der von dir genannten Seite war natürlich).

    Deine Ente ist wunderschön, vielleicht wird eine von meinen ja auch mal so. Solltest du dich mit Geschlechtererkennung gut auskennen, würde ich dich bitten, mal einen Blick auf diese drei zu werfen und mir zu sagen, ob du da schon was erkennen kannst:



    LG Astrid
  • Georg W. Eschenbach 23. April 2007, 17:35

    Hallo Roland, mehr zufällig auf Deine Entenstory gestossen. DANKE für die ausführlichen Infos.
    Wenn wir mal wieder Schnecken zu viel haben,
    wüsste ich jetzt, dass wir Familienzuwachs bekommen würden :-)

    Gruß Georg
  • mirian 19. April 2007, 22:48

    sehr schönes foto und ein noch besserer text dazu. sehr informativ!
    eine frage hätte ich noch zu dem thema:
    kann man die kleinen küken schon nach 2 oder 3 tagen nach dem schlüpfen vom geschlecht her unterscheiden?
    denn unsere küken sind mal dunkel und dann wieder heller.
    es wäre schön dies zu wissen.
    lg mirian
  • MI M 18. April 2004, 3:34

    Hallo Roland,

    ihr züchtet Laufenten...? Man erfähr ja immer was Neues über euch...(c;

    Wenn sie sitzen sehen sie ja fast aus, wie jede 08/15-Ente...aber ich schmeiss mich immer weg, wenn die anfangen zu laufen...!

    Dieser aufrechte Gang...da fehlt nur noch der Matrosenanzug und -mütze...!

    Schönes Bild...mit dem typischen Entenlächeln...!


    2000m² Garten habt ihr..da wird man ja neidisch...!


    LG
    MIM

  • Marco Janaschek 17. April 2004, 22:33

    uih habe ich ja noch garnicht entdeckt!!!!

    hast bombig gemacht!!!!!!
    gruß marco
  • Regina D-Tiedemann 17. April 2004, 20:36

    Genial!! Schließe mich Karl-Heinz an!! Das Foto ist auch klasse!! LG Regina
  • Karl-Heinz Fleck 17. April 2004, 18:17

    Uff geschafft, eine ausgezeichnete Lektüre und die Pflegeanleitung genial. Gefällt mir das Ganze.
    gruss karl-heinz

Schlagwörter

Informationen

Sektion
Views 35.546
Veröffentlicht
Sprache
Lizenz