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Arm, aber immer fröhlich

Arm, aber immer fröhlich

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Arm, aber immer fröhlich

Der/Die FotografIn schreibt: "Ein Bild von meinem Bruder auf dem Balkon. Das war damals eine der wenigen Möglichkeiten an der frischen Luft zu sein in Berlin. Sonst gab es nur noch die Ruinen zum Spielen. Es gab keinen Fernseher und zum Spielen hatten wir Holzabfälle die meine Tante von ihrer Arbeit bei einer Baufirma mit brachte. Hinten im Korb, das bin ich, ziemlich frisch "
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Kommentare 81

Die Diskussion für dieses Foto ist deaktiviert.

  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 20. März 2022, 9:40

    Die Diskussion hier ist nun beendet. 
    Agora wird fortgesetzt hier:
    ohne Titel
    ohne Titel
    Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 20. März 2022, 9:40

    Corinna Lichtenberg schreibt: “Liebes Agora Team,
    Hier einmal meine Erklärung zu diesem Bild. Zuerst war ich etwas überrascht, dass viele meinten einen kleinen Italiener auf diesem Bild zu sehen. Keiner hat an einen kleinen fast jüdischen Jungen gedacht. Er ist auf dem Bild zwei Jahre alt. Das Bild wurde von meiner Tante fotografiert 1951 mit einer Agfa Kamera, leider weiß ich das Modell nicht mehr. Es war eine sehr gute Kamera, geschickt von ihrem jüdischen ehemaligen Verlobten aus Amerika, der es gerade noch geschafft hatte dorthin zu emigrieren. Wir lebten damals in Berlin zu sechst in einer kleinen Wohnung, die meinem halb jüdischen Großvater zur Verfügung gestellt wurde. Unser Vater war zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr mit meiner Mutter verheiratet. Meine Tante, die ich zusammen mit meiner Mutter als meine Eltern bezeichnete machte sehr gute Bilder mit dieser Kamera, die ich dann bis in die achtziger Jahre benutzte. Meine beiden Eltern (Tante und Mutter) gingen arbeiten und meine Über 70-jährige Großmutter sowie ihr Mann waren am Tag für uns da. Und nein, man konnte damals in Berlin höchstens am Wochenende in den abgeholzten Grunewald fahren.
    Niemals wurden wir aufgefordert uns für die Bilder extra aufzustellen, und es gab viele Bilder aus der Zeit, die ich zum Teil auch in meinem Portfolio veröffentlicht haben. Alle hatten einen gezackten Rand, der aber leider eingerissen war, deshalb dieser quadratische Ausschnitt. Kinder fühlen sich nicht arm, wenn sie zu essen haben und geliebt werden. Wir fühlten uns geliebt, meine einzige Sorge war später, dass ich nicht auf ein Bild kommen könnte. Es hat uns immer Spaß gemacht, wenn wir fotografiert wurden.
    Leider ist mein Bruder nur 45 Jahre alt geworden, ich hätte auch gerne gewusst, wie er jetzt aussehen würde. Lätzchen waren damals wahrscheinlich überall über den sauberen Sachen denn das Waschen war eine schwierige Angelegenheit. Ich lag sehr lange in diesem Körbchen, da ich mich von Anfang an kaum bewegen konnte. Was aber meiner Fröhlichkeit später keinen Abbruch tat. Ich glaube, die Begeisterung für die Fotografie habe ich damals von meiner Tante geerbt. Und ich habe nicht nur fotografiert sondern auch später alle Bilder entwickelt.
    Mein Name kann gerne unter den Bildern gepostet werden und vielleicht hat jemand eine Idee, wie ich noch besser ein Stativ an meinen Rollstuhl befestigen kann. Ich habe jetzt schon ein kleines Stativ, bin aber nicht richtig zufrieden damit. Aus der Hand kann ich ganz schlecht fotografieren.
    Es war mir ein Vergnügen die Kommentare zu lesen und ich bedanke mich dafür.
    Viele Grüße Corinna”
  • milchschäfer2 19. März 2022, 13:47

    Was mir zuerst auffiel war dieser runde Kuller in der Bildmitte , dann fast nur Waagrechte und Senkrechte . Senkrecht das Fallrohr , das Wäschleinenbündel , die Fensterlaibungskante , der Arm . Und dann diese Waagrechten : das Duo der Segelohren , der Augen , das flache Oval des Mundes , das durch das Oval des Korbel noch betont wird ! , die Tischplatte , die Wäscheleine  . Als Ausnahme die Stuhllehne .

    Das Foto hat für mich Ästhetik , empfind ich als gelungen und löst bei mir  einen kräftigen Schmunzler aus .

    Äußerst störend für mich der Titel = "früher war Alles besser ..." , und ob der Korb nun belegt ist oder nicht , spielt für das Foto keine Rolle , auch dürfte der Einsteller sich daran nicht erinnern können ..
    • wittebuxe 19. März 2022, 14:32

      Finde ich ganz gut, dass der Bildeinsender den Korb und seinen Inhalt als bedeutsamen Bildinhalt nachreicht, denn bei genauerer Betrachtung fällt mir auf, dass er sehr kunstvoll geflochten und völlig intakt  ist, und somit eines Kindes Wiege würdig - und er keinesfalls wie ein einfacher Wäschekorb wirkt, in dem die Klamotten von der Trockenleine abgelegt werden. Insofern lässt der Bildtitel eher ein gewisses Understatement des Autoren vermuten?
    • Matthias von Schramm 19. März 2022, 14:42

      Ich hätte es sehr seltsam gefunden, wenn der/die EinsenderIn im prägnant kurzen und somit gutem Eingangstext nicht erwähnt hätte, dass er/sie als Baby im Korb gelegen ist. Das ist begleitendes Storytelling für eine Kurzeinordnung.
    • Matthias von Schramm 19. März 2022, 15:00

      Diese Fähigkeit hier in den Diskussionen für Verwirrung zu sorgen, muss ich jetzt mal ausdrücklich lobend erwähnen. Feststellen muss ich aber auch, dass ich keinen Titel "früher war alles besser" gelesen habe, sondern "arm, aber immer fröhlich" was schon mal eine ganz andere Bedeutung hat und keinen Kausalzusammenhang zu "ich habe mich in meiner Kindheit trotz widriger Umstände wohl gefühlt, mein großer Bruder war mir dabei mit seinem Humor eine Stütze" in Klammern gesetzt erkennen kann, was freilich an mir liegen darf und kann.
  • Michael L. aus K. 18. März 2022, 17:35

    Also erstmal: der Titel passt nicht zum Foto. Okay, mache ich auch manchmal, einen Titel wählen, um zu provozieren oder sonst was zu erreichen. Aber das berücksichtige ich jetzt mal nicht.

    Das Foto erinnert mich an das allererste Foto, das ich mit eigener Kamera voll selbständig gemacht habe, ich habe meinen Bruder fotografiert. Der wußte auch nicht, wie er gucken soll (das Foto ist das erste in meiner fc-Liste). Insgesamt haben diese Fotos durch die gestellten Szenerie auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Dieters Maori-Foto hier in der Agora,

    Was mich besonders fasziniert: Der Wäschekorb. Ich hatte auch so einen als erstes Bett. Hatte nichts mit Armut zu tun, war einfach üblich.

    Was ich störend finde: Der Schärfeverlauf. Das passt nicht zu meiner Vorstellung von alten Kameras, die man in solch einer Situation (Familienfoto) benutzen würde. Oder viel Bildbearbeitung? Vielleicht täusche ich mich da auch.

    Der Stuhl passt auch nicht richtig: Balkon, kleines Kind, Stuhl, ... Darf man nicht zu ende denken.
    • Wolf Schroedax 19. März 2022, 10:28

      Was ist denn an einem Thonetstuhl falsch?  Sicherheitsbedenken von heute in ein ca  70 J. altes Foto zu projezieren muss nicht sein lgw
    • Matthias von Schramm 19. März 2022, 10:51

      @Wolf Schroedax  Danke für den Hinweis auf Michael Thonet, dessen wirken im 19. Jahrhundert ja nicht unwesentlich ist, womit dieser zeitlose Stuhl auch damals ganz üblich in den Haushalten stand und sehr passend sein dürfte. Auch die Idee der Schärfeverlauf wäre seltsam, sollte mögliches Format (Mittelformat) und die damals entsprechend zur Verfügung stehenden Apparate betrachten. Bei offener Blende z.B. 3.5 an einer Rolleicord mit 75mm hätte ich einen ähnlichen Look - vermutlich bei 5.6 auch noch. Wurde mit einer Box oder ähnliches fotografiert ist der Look ähnlich. Der Schärfeverlauf ist also sehr typisch für diese Zeit. Man hatte keine lichtstarken Filme und kam mit diesen Mitteln auf diese Weise ganz gut hin.
  • Gerhard.Winkler 17. März 2022, 17:50

    Wenn ich das Bild betrachte, sehe ich einen kleinen Buben mit einem schelmischen Lächeln, das mich ansteckt. Ich sehe Freude in seinem Gesicht und vielleicht ist er stolz darauf, fotografiert zu werden. Der Bub vermittelt das Gefühl, dass er gerne posiert. Der Hintergrund zeigt nach unseren heutigen Vorstellungen ärmliche Verhältnisse an. Das Bild löst in mir einerseits nostalgische Erinnerungen an die eigene Kindheit aus. Mir kommen aber auch Gedanken darüber, wie wenig (Materielles) es braucht, um zufrieden, ja vielleicht glücklich zu sein. Die Zeit damals war sicher ärmer an Geld, aber vielleicht reicher an immateriellen Dingen...
    Danke fürs Herzeigen!
  • Wolf Schroedax 16. März 2022, 22:51

    ...Gebadet wurde im Sommer auch auf dem Balkon in einer Zinkwanne, in der sich das Wasser über Tag angewärmt hatte ... Und  Omi trug das Bild im Medaillon .... am Halsband
  • Gerhard Körsgen 16. März 2022, 14:06

    Jetzt wurde ich gerade von der agora gefragt "Was erwartest Du aus dem Abschlusskommentar zu lernen? "
    Weiter unten gab ich Antwort auf die Frage.
    Dabei ist mir aber ein Lapsus unterlaufen: Ich ging in meiner Antwort davon aus dass Fotograf*in und Bildeinreicher identisch sind (im Allgemeinen ist das ja auch so).
    Hier es es aber anders, denn der Bildeinreicher*in lag ja hinten im Korb und hat das Foto NICHT gemacht.
    Insofern erwarte ich mir hier andere Lerneffekte die von meinen unten geschilderten abweichen können.
    Es wird hoffentlich einen Einblick in die Zeit geben und Hintergrundinfos zur Person die die Aufnahme erstellte.
    Zu Lernen wird s auch hier mehr als genug geben, da bin ich mir sicher.
    Ich bin jetzt schon gespannt und neugierig !
  • framebyframe 16. März 2022, 9:29

    'Lieber Arm dran als Arm ab', könnte man hier besser sagen. Allerdings etwas schief, da es um die Hände geht, die dem Betrachter hier einfach vorenthalten werden. Gibt es eine geheime Botschaft?  Kann der fröhliche Knabe gar zaubern und er macht das Foto mit einem verborgenen Auslöser hinter seinem Rücken? Steht er auch gar auf einem Stuhl und grinst sich was. Das wäre sensationell arrangiert. Ein Erwachsener könnte auch in die Knie gegangen sein. Das Bild sieht aus wie mit Agfabrom gefertigt vor etlichen Jahren. Eine anschauliche monochrome Abbildung mit dem Charme des lächelnden Knaben, der mit seinen Händen noch anderes vor hat. Vielleicht war ja Waschtag und er weigerte sich, die schwarzen Fingernäger vorzuzeigen? Gelungenes Bild mit historischem Feeling.
  • togilsaram 15. März 2022, 19:38

    Auf den ersten Blick sehe ich ein privates Erinnerungsbild aus früheren Tagen. Wahrscheinlich wurde es von einem Papierabzug digitalisiert. Neben der durch die Blendenöffnung hervorgerufenen Unschärfe im Hintergrund (hatte die damalige Kamera überhaupt eine verstellbare Blende?) sehe ich verschwommene Bildränder die ebenfalls auf eine einfache Kamera hinweisen. Im dunklen Bereich unter dem Tisch fällt mir dann noch unregelmäßiges Gekriesel auf. Vielleicht die Folge eines nicht ausreichend gewässerten Abzugs die jetzt nach langer Zeit sichtbar wird?
    Insgesamt also sehr wenig was ich zu diesem Foto nach einem ersten Blick sagen kann. Deshalb habe ich es erst einmal auch gelassen. Allerdings habe ich in den folgenden Tagen immer wieder mal über das Foto nachgedacht. Besonders das Stichwort „Erinnerungsfoto“ und die Behauptung in einem Kommentar, dass sich „arme“ Leute keine Kamera leisten könnten hat in mir dann doch eine ganze Reihe von Gedanken geweckt.
    Als wirklich „arm“ würde ich meine Eltern nicht bezeichnen, reich waren wir aber definitiv nicht. Trotzdem hatte mein Vater schon vor 1954 eine Kleinbildkamera, die Retina II, die ab 1936 im Handel war und etwa halb so viel wie eine vergleichbar ausgestattete „Leica“ kostete. Kaufentscheidend war wahrscheinlich, dass diese Kamera 1953 zur Ausrüstung der Mannschaft um Sir Edmund Hillary und Sherpa Tenzing Norgay gehörte, die die erste erfolgreiche Besteigung des Mount Everest durchführten. Alle Familienfotos und später auch Urlaubsbilder wurden mit dieser Kamera, überwiegend auf Diafilm, gemacht. Viele dieser Dias sind noch vorhanden, aber besonders die ganz alten Dias haben doch sehr viel Farbe verloren. Auch ich habe mit dieser Kamera meine ersten Kleinbilderfahrungen gemacht bis ich mir als Student eine eigene Kamera, eine „SLR“ zulegte.
    Meine ersten Kamera-/Fotoerfahrungen stammen aber von etwa 1960 (im Vorschulalter). Staunend sah ich wie man mit einer einfachen Lampe von einem 6x9 Negativ einen Kontaktabzug herstellen konnte. Das Negativ stammte von einer Agfa Billy I mit dem Agfa Agnar f/6,3 105 mm – wahrscheinlich der Vorgänger der Retina II. Diese Rollfilmkamera benutzte ich noch bis in die 1980er Jahre, überwiegend in S/W. Inzwischen habe ich einige der Negative, teilweise mit historisch wertvollen Dokumentaraufnahmen, digitalisiert und bin nach wie vor von der technischen Qualität und Schärfe beeindruckt. Allerdings gibt es bei diesen Aufnahmen, wie bei dem obigen Bild, deutliche Randunschärfen.
    Im Rahmen meiner weiterführenden Schulbildung hatte ich in den 1970er Jahren auch die Möglichkeit an einem Workshop von Prof. Harald Mante teilzunehmen. Leider wusste ich damals noch nichts von seiner Bedeutung als Designer und Fotograf. Wer weiß, hätte ich mich damals mehr auf Bildaufbau und-gestaltung konzentriert wäre aus dem Hobby Fotografie vielleicht ein Beruf geworden. So lernte ich lediglich die Arbeit in der Dunkelkammer und verschiedene Techniken der „analogen“ Bildbearbeitung kennen. Daraus folgte eine eigene S/W-Dunkelkammer. Besonders lustig/aufwendig/abenteuerlich war es, wenn ich den Vergrößerungsapparat möglichst hoch, teilweise auf einem Stuhl oder Schemel auf dem Tisch stehend platzierte um das auf dem Boden liegende Fotopapier im Format 60cm x 90cm vollflächig belichten zu können (mit der Randunschärfe außerhalb des Papiers).
    Soweit einige der Gedanken, die zwar nicht direkt etwas mit dem obigen Foto zu tun haben, die aber durch dieses Foto ausgelöst wurden.
    Noch eine letzte Bemerkung zu Balkon, frischer Luft und den Parks die in einem Kommentar angesprochen wurden. Nach meiner Kindheitserfahrung war der Vater von früh bis spät auf der Arbeit und die Mutter war mit Haushalt und Familie (ohne Waschmaschine, Geschirrspüler und andere Küchenhelferlein) voll ausgelastet. Es gab keine Kinderkrippen in die die Kinder abgeschoben werden konnten und so war der Balkon (sofern man denn einen hatte) ein relativ sicherer Ort für ein junges Kind.
    • kmh 18. März 2022, 17:40

      Ich habe extra so einen provokanten Titel genommen, damit deutlich wird, dass wir nicht einseitig über das Bild im Lichte des Titels reden sollten.
    • Gerhard Körsgen 18. März 2022, 17:53

      @kmh   : Ich stimme dir zu dass sich an diesem Punkt die Diskussion schon zu weit vom eigentlichen Foto entfernt hat.
      Das liegt meiner Meinung nach aber nicht allein am Titel des Fotos.
      Nicht jede/r lässt sich von einem solchen beeinflussen.
      Manche Bilder sprechen aus sich heraus, andere benötigen einen Begleittext.
      Jedem/r steht es frei Titel und Text zu lesen oder es zu lassen.
      Genauso sollte es freigestellt bleiben ob der/die Einsteller*in vorab zum Gezeigten etwas sagen möchte oder nicht.
      Ich würde also vorschlagen das Procedere dahingehend so zu belassen wie es ist.
    • Gerhard Körsgen 18. März 2022, 18:06

      @Gardin   : Das Ganze hier soll ja offen für alle sein. Ich interpretiere dieses Konzept dahingehend dass es maximal viele Ansatzpunkte geben soll sich einem Bild zu nähern und dann sich in das Gespräch darüber einbringen zu können.
      Ein Bildtitel und ein Einleitungstext sollten daher  - nach diesem Verständnis - dazugehören DÜRFEN.
      Damit mehr Möglichkeiten da sind.
      Sollte es anders sein bitte ich die agora an diesem Punkt mir zu widersprechen oder für eine Klarstellung denn natürlich mache ich hier nicht die Regeln !
      Das obliegt allein der agora.
    • Matthias von Schramm 19. März 2022, 15:10

      @Gardin  Angesichts des vermuteten Alters der Aufnahme und Angesichts der möglichen Technik würde ich von guter Qualität sprechen im Zusammenhang mit dem Informativen des Bildes. Angesicht der hier dargebotenen gescannten digitalen Datei, darf man das freilich relativieren. Deswegen sehe ich die von Gerry erwähnte gute Qualität im Prinzip hier auch.
  • wittebuxe 15. März 2022, 15:31

    Was das Spintisieren angeht, driftet die Diskussion mal wieder gehörig ab ins Reich der Fantasie. Ich seh weder "arm" noch Darben noch Unglücklich- oder Verzweifeltsein, sondern nur einen kleinen, glücklichen Jungen. Wohlgenährt. ;-))
  • REN SEN 15. März 2022, 14:22

    spontane Reaktion: ich lächle

    Es erinnert mich an die Kinderfotos meiner Großeltern, die meiner Eltern, meine eigenen und die meiner Kinder auf meiner Festplatte. Das macht es für mich schonmal sehr besonders. Ein Foto welches mir eindrücklich zeigt was Kinder sind. 
    Die Geschichte zu diesem Foto möchte ich vielleicht noch garnicht kennenlernen und auch die Geschichten der vielen anderen Kinder aus dieser Zeit, aus unserer Zeit, ebenso wenig. Manchmal bin ich auch sehr Kind.

    Ein schöner Beitrag!
  • Eva B. 15. März 2022, 10:08

    Bevor ich den Text las, schickte das Bild mich gedanklich nach Italien.
    Der Text sagt mir, dass ich nicht richtig liege. Und doch kann ich mich von Italien nicht lösen.
    Der süße Junge mit den großen Augen zeigt mir noch schnell sein frisches Geschwisterchen im Korb, bevor es zum Pasta-Essen geht. Das Lätzchen ist sauber, es gab also noch kein Essen ;)
    Ein schönes Bild, der Blick des Jungen offen und zufrieden. Der Korb im Hintergrund und der Schwung der Stuhllehne geben dem Bild zusätzlich etwas verspielt leichtes.
    Es tut mir gut, das Bild zu betrachten, die Zufriedenheit des Jungen ist ansteckend. Stimmungsaufhellend wie @Gerhard Körsgen  schrieb, trifft es gut.
  • Matthias von Schramm 15. März 2022, 9:25

    Ein Foto, was mich sofort daran erinnert, warum ich eigentlich zum fotografieren gekommen bin. Genau deswegen, weil ein zunächst zeitlos wirkendes Foto nach Jahrzehnten der Betrachtung immer prägnanter die Elemente der Vergangenheit zeigt und deutlich wird, dieses Foto kann man so nicht mehr im Kinderzimmer machen. Es ist ein Zeitdokument. Dieses Wühlen in alten Fotokartons war mir immer das Liebste, dass Entdecken von Details. Natürlich gibt es dabei emotional familiäre Bezüge, aber dieses Foto mit diesem großartigen Gesichtsausdruck geht darüber hinaus.

    Es zeigt einen fröhlichen Jungen mit Lätzchen und einer Art Unisexkleidung, wie ich sie auf den Kinderfotos meiner deutlich älteren Geschwister auch immer sehe. Man benutzte das, was man hatte. Kinderkleidung wurde aufgetragen. Dieses wunderbare Portrait im Kontext, der noch dazu von einem Menschen eingereicht wird, welcher im Babykorb liegt - Mädel oder Junge (egal) ist sogar möglicherweise das Portrait des Lebens von diesem Jungen. Der Ausdruck ist recht diffizil eingefangen, kein ausuferndes strahlen, kein tollendes albern, kein jung-gockelndes posen, sondern eine gewisse stille Zufriedenheit auf dem Frischluftbalkon seines jungen Lebens in Berlin nebst den Trümmern der Straßen.

    Dieser kleine Bewegungsbereich, den der Junge hat, ist fotografisch sehr gut gestaltet. Hinter dem Kind grobe Strukturen an der Wand, eine ganz kleine Wäscheleine, der Korb auf Tischchen oder kofferartigem und rechts von seinem Arm die Bögen des Stuhls. Auch sieht man rechts an der schwarzen Abgrenzung neben dem Babykorb, dass dort offenbar eine kleine Brüstung beginnt und der schmale Balkon schon wieder zu Ende ist. Rein grafisch gesehen reagieren die Linien aufeinander, ergänzen sich, geben eine fotografische Logik und das wurde mit den zur Verfügung stehenden Mitteln gut gelöst. Den zu Portraitierenden in die Mitte zu stellen war Zeitgeist und das machte man in den meisten Fällen einfach so. Auch die sanfte überhaupt nicht kitschig wirkende Tonung muss man so verstehen, mangels der Möglichkeit für Amateure in Farbe zu fotografieren, auch wenn nicht sehr viel später (das Bild dürfte Ende der 40er - Mitte der Fünfziger datiert sein ca.) die Familienfotografie farbig wurde, während Farbe bei Profis noch meistens verpönt war.

    Zum Begriff arm, bzw. des sich arm fühlens. Damals war es wohl vor allem wichtig für die Erwachsenen den Krieg überlebt zu haben, ein Dach über den Kopf zu haben und nicht zu hungern. Die Begriffe arm und reich sind da sehr grobschlächtig, wenn es um die pure Existenz geht, wenn vielleicht ein Kinderlächeln zeigt, dass die Zukunft doch für einen Sinn macht und man dafür weiter kämpfen muss. Leider ein Thema für viele Menschen, welches grade aktueller denn je ist.

    Aufs eigene Leben betrachtet: wenn ich mal nicht wusste, wie die Miete zu erbringen ist, fühlte ich mich nicht arm, sondern dazu aufgerufen, dass es andere Lösungen für das Leben geben muss. Steht das Konto gut da und kann ich mir das eine oder andere mehr leisten, so fühle ich mich nur reich, wenn ich das was ich genießen kann, keineswegs nur materiell betrachte. Reich machen einen Menschen, die man lieb gewonnen hat, die einem gerne zuhören, bzw. denen man gerne zuhört und eben sowas wie ein gewinnendes Kinderlächeln.
  • N. Nescio 15. März 2022, 0:07

    * aufgewecktes bubenlächeln aus dem nicht ganz symmetrischen gesicht, sehr gewinnend.
    * vor einer lehne eines thonet-sessels und blechtisch. (sessel ist in österreich ein einfacher stuhl. stuhl ist bei uns etwas nur weich definiertes und euer sessel ist das fauteul) 
    * vor einem geflochtenen wäschekorb, ähnlich dem, in dem meine nächstjüngere schwester kurz nach der geburt lag
    * links die wand, unten mit schmutzabweisender farbe geschützt und drüber der fensterdurchbruch, in der ecke ein wasser-, gas-, oder entlüftungsrohr. die hintere wand mit etwas mitgenommenem verputz, wäscheleine, rechts die andeutung einer brusthohen mauer. 

    daß das auf einem balkon spielt, blieb mir verschlossen - nur der einleitungstext brachte mich drauf.

    trotz der mittigen statischen komposition, wirkt das bild lebendig - wahrscheniich aufgrund meiner erinnerungen an meine großeltern und die verhältnisse in ihrer umgebung. und natürlich wegen der alten familienfotos. wäre es nicht so ein lieb-freundliches bild, taufte  ich es vogi mittig. der bub ist erkennbar etwas freigestellt vom hintergrund. 
    ein altes foto. 6x6 agfa oder orwo rollfilm, nehme ich an. der haltbarkeit und auch der mode wegen braungetönt.
    seine qualität liegt nicht nur im persönlichen erinnerungswert oder zeitdokumentation, sondern besonders in der ausstrahlung des gesichtes. 

    lg gusti

    p.s.: das geschlecht des wäschekorbs ist sächlich.
  • Clara Hase 14. März 2022, 23:36

    Ein nicht so wichtiger Aspekt der mir noch ins Auge fiel ist der der Schatten am rechten Rand.
    Ob da noch jemand sass?
    So ein Balkon hat meines Wissen eine Breite von circa 120 cm - der niedliche Bub hat aber kaum 40 cm plus circa 2x 20cm re-links von ihm- natürlich macht auch die Brüstung Schatten -
    • Gerhard Körsgen 15. März 2022, 0:42

      Den Schatten interpretiere ich als den einer Brüstung. Ich sehe beidseits mehr als 20cm Platz wenn man von 40 cm Breite des Jungen ausgeht. Deine angenommenen 1.20 m könnten also hinkommen.
      Finde ich jetzt aber nicht wirklich wichtig. Nur der Höflichkeit halber: Ja, könntest Recht haben.