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Stefan Schwetje


Premium (World), Braunschweig

Als ich...

... diesen Kranz sah...
(Wahre Geschichte)
ca. 3,5 Stunden zuvor...
Heute ist der 17.02.2016. Bei meinem nun 3. Besuch im Vernichtungslager Auschwitz - Birkenau nach 2008 und 2013 entdeckte ich kurz vorm Verlassen des Lagers diesen Kranz. Ich hatte mich davor von meinen beiden Mitreisenden Arbeitskollegen getrennt die sich ins Frauenlager begaben, während ich noch Bunker 2 (das weiße Häuschen) besichtigen wollte. Nachdem ich anschließend auch noch mal das Frauenlager aufsuchte bekam ich von den beiden einen Anruf, sie teilten mir mit das Lagergelände bereits verlassen zu haben, um in unmittelbarer Nähe des Einfahrtstores sich noch das Jüdische Museum anzugucken. Ich sagte den beiden das ich noch ca. eine halbe Stunde auf dem Gelände wäre und dann zu ihnen stoßen würde. Nach dem Rundgang durch das Frauenlager war ich dabei das Vernichtungslager zu verlassen, da entdeckte ich vor dem Deportationswaggon diesen Kranz, der zuvor noch nicht dort lag. Ich ging auf ihn zu und konnte nicht glauben was ich dort las.
Jacobsonschule - Seesen !!!
Ich stand wie versteinert davor, meine Knie begannen zu zittern. Seesen, meine Heimat, Ort meiner Kindheit, fast 30 Jahre verbrachte ich dort, bevor ich 1997 nach Braunschweig zog. Und die Schule ! Ja, auch ich besuchte von der 7. bis zur 10. Klasse diese Schule !!!!
Tränen - sie wahren nicht mehr zu halten !!!
Da ich den Autoschlüssel hatte verliess ich das Lager, setzte mich ins Auto, und rief meine beiden Kollegen an, nur ein kurzes Gestammel vonwegen ich würde im Auto warten brachte ich noch raus...
Meine Gedanken, mein Kopf, war leer, sowas von leer - ich blickte ohne etwas anzuvisieren nach vorne, dachte an meine Kindheit. Dachte daran das ich den Holocaust damals auch nicht überlebt hätte, denn als Epileptiker währe ich unter das Euthanasie-Programm gefallen.
Ein paar Minuten später kamen meine beiden Kollegen zum Auto, sie sahen mich und fragten was los sei ?
Ich konnte in dem Moment nicht Antworten...
Ich weiß bis heute nicht, ob es gut war zu diesem Kranz zu gehen - aber wer weiß das schon ???

Kommentare 9

  • Küster Petra 5. November 2016, 7:40

    Deine Worte bewegen mich. Es wäre mir genauso gegangen. LG Petra
  • oggilebon 2. August 2016, 18:01

    Hallo Stefan,
    jetzt musste ich heute zum zweiten mal bei einem Bild von Dir schlucken. Abgesehen davon, dass mich dieses Thema grundsätzlich mitnimmt und ich erst vor sechs Wochen an der Gedenkstätte am Stuttgarter Nordbahnhof stand, von wo die Menschen nach Auschwitz und Theresienstadt deportiert wurden, hat eine gute alte Freundin 1991 an der Jacobsonschule in Seesen ihr Abitur gemacht. Die Welt ist schon klein und hat eigentlich gar keinen Platz für so viel Schrecken.
    Das nehme ich jetzt vielleicht mal zum Anlass, wieder Kontakt zu besagter Freundin aufzunehmen, da ich nun schon seit ein paar Jahren nichts mehr von ihr gehört habe...

    LG Robert
  • Urs V58 28. Februar 2016, 16:52

    Vielen Dank, dass du diesen bewegenden Moment mit uns teilst. Auch wenn man sich intensiv und beruflich mit Geschichte beschäftigt wie ich, so fehlt die persönliche Betroffenheit, wie du sie hast.
    Ähnliche Gefühle hatte ich bisher einzig beim Besuch des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam.
    LG Urs
  • Joachim Irelandeddie 24. Februar 2016, 19:00

    Der Schock hat dich hier tief ergriffen als du das entdeckt hast! Man darf sich darüber keine Gedanken machen!

    lg eddie
  • Mary.D. 24. Februar 2016, 18:21

    Manchmal ist das Leben wie ein Puzzel...irgenwie paßt das eine ins andere.....schön,daß du das hier so ergreifend mitteilst!
    LG Mary
  • Karin.M 24. Februar 2016, 17:35

    Es war Schicksal!
    Du setzt Dich so intensiv mit dieser Vergangenheit auseinander,da musste so etwas passieren.
    Ein schönes Zeichen und die Tränen haben alles aus Dir raus gelassen,was sich bei diesen Besuchen aufgestaut hatte.
    Das war wichtig!
    LG Karin
  • Frank G. P. Selbmann 24. Februar 2016, 16:57

    lieber stefan, ich glaube, dass du alles richtig gemacht hast! wen ein solch emotionaler moment nicht ergreift, ...
    liebe grüße franKS
  • Nebelhexe 24. Februar 2016, 16:14

    Auch wenn es viele Jahre danach war, kann ich mir vorstellen, wie hart Dich das getroffen hat.
    In dem Moment wird einem bewusst, wie nah man doch eigentlich an dem geschehen war, vor allem wenn man dann wieder vor Augen hat, das es Menschen wie Du und ich waren. Ich denke in dem Moment wird einem das grauen noch bewusster als es ohnehin schon war.
    Ich hoffe, Dir geht es nun wieder besser.
    LG

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