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Mit schwerer Last und einen Bullen Richtung eisernen Vorhang

Mit schwerer Last und einen Bullen Richtung eisernen Vorhang

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Mit schwerer Last und einen Bullen Richtung eisernen Vorhang

Nix Rampensau, sondern die Bullen mit schwerer Last unterwegs
Nix Rampensau, sondern die Bullen mit schwerer Last unterwegs
Ralf Göhl

Schuhkarton Fotos sind hier willkommen wie es mir von vielen Seiten angetragen wurde. Was lag da näher nicht der z.Z. 01 0509 Euphorie zu folgen sondern dort zu wühlen wo die abgeschriebenen Papierbilder lieblos abgelegt wurden.
Mächtig gekrümmt die Kleinen im Format 10 x 7, plus ein bisl. Nur mit viel Mühe und noch mehr Geschick gelang es mir ihren Widerstand zu brechen um sie dann in den Scanner flach zu legen ;-)
Hoffe nur das ich nicht wegen dieser Vergewaltigung verklagt werde :-(

Versucht habe ich zur Abwechslung keine 01er, 41er oder 44er auszugraben, auch nicht die mehr als genug bekannten Strecken von Saalfeld ausgehend in Richtung Camburg oder Unterwellenborn vorzustellen.
Wir fahren diesmal an die Grenze oder zum eisernen Vorhang mit der bulligen T 20 wobei die Lok sich keineswegs erholen kann. Ganz im Gegenteil sie außerordentlich gefordert wird bis zur Endstadion Probstzella mit ihren gut ausgelasteten Zug. Richtig zur Sache geht es dort aber ab Hp Marktgölitz wo zudem die Sperrzone beginnt. Wurden die Jungs bisher nur mit einer Sägelinie beansprucht sind es bald zwei Sägelinien also bis zu 1:40 Steigung die zu überwinden es gilt.
Gut die 95 0044 kocht ihren Dampf mit Öl der einen Heizer eher lächeln läßt als wenn die Schippe schweißtreibend geschwungen werden muß.

Mir kommen da die früheren Güterzug- Touren mit der T 14 in den Sinn. Mit ihr fuhren wir Mitte der 60er Jahre lange Leerwagenzüge. Wobei die Gleisführung durch die Täler des Thüringer Waldes sich Schlangen ähnlich dort hoch nach Probstzella zog. Allerdings war genau in diesen zu sehenden anheimelnden Bahnhof Unterloquitz planmäßig einen längere Pause vorgesehen wegen den Internationalen Verkehr (Angstzügen) auf dieser Schiene. Eine Pause die wir jedes mal ersehnten, uns zudem in den Kram passte da die Mittagszeit herangekommen war. Die Türen der Kneipe gegenüber vom Bahnhof immer weit geöffnet für uns waren. Kräftige, deftige Landkost stand auf der Speisekarte die einen das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Ein Bier, man möge es uns heute verzeihen wurde damals als ganz selbstverständlich zum hervorragenden Gaumenschmaus gereicht. Es fehlte uns sozusagen an nichts. Zusätzlicher Service obenauf, wenn es weitergehen sollte kam extra der Aufsichter vorbei mit den Worten, „Männer wir können abfahren“. Da er Streckenkenntnis hatte unterrichtete der Gute uns so frühzeitig damit wir unser Feuer vorher noch richten konnten um keinesfalls vor Probstzella auszuhauchen. Der Umgangston sowie Formen bei der Eisenbahn in diesen Jahren war viel gelassener, kollegial geprägt.

Unterloquitz im Loquitztal, - nichts aufregendes bietet der langgezogenes Ort. Bekannt eher durch die VEB Thüringer Schiefergruben (rechts im Bild) deren Anschuß wir damals auch planmäßig bedienten.
Ruhig ging es zu am Bahnhof bis auf die Durchfahrten der Angst (Interzonen), schweren Güter oder Personenzüge. Letztere kurz mal ihre Fahrt unterbrachen für ein/zwei Minuten dann im weiträumigen Gelände mal etwas Leben aufkam. Der Rangierbetrieb in die Schiefergruben störten ebenfalls den sonst so angenehmen Dienst der Aufsicht mit der roten Mütze. War es doch nun mit Signalstellen und Zugbeobachtung keinesfalls abgetan da er nun zusätzlich zwei/drei Weichen auch noch bedienen musste. Untergebracht war seine Kommandozentrale in den Eingangsvorbau mit seinen 100 Fensterchen am niedlichen Bahnhofgebäude mit eine kurzen angebauten Güterschuppen. Eine Rampe mit Gleis davor wie es sich gehört darf nicht fehlen. Den Abschluss bildet, alles wie oft zusehen auch auf den Modellbahnanlagen, der mit Farbe gut erkennbar gemachte Prellbock. Vorsicht war beim rangieren zu 100% geboten um nicht einen Wagen mal einfach in der Amtsstube abzustellen.
Schwarz/weiß- Foto leider, deshalb eher auszumachen als kleine Kohlehaufen was da zwischen Gleis 1 und 2 sich erhebt, herum lag. In Wirklichkeit aber sind das liebevoll gepflegte Blumenanpflanzungen deren Farbenvielfalt leider hier im dunklen bleibt. Ja früher haben die Bahnbediensteten in ihrer Dienstschicht immer noch die Zeit gefunden ihre Außenanlagen selbst ansehnlich zu gestalten.
Ähnlich wie bei uns Schwarzen mit ihren Loks wo jede Brigade mit der Schönsten glänzen wollte.
Eine Minute vor 10.00 Uhr zeigt uns die beidseitige Bahnhofsuhr an als die 95 0044 mit ihren schweren Güterzug lange bereits kräftig hörbar, mächtig schnaufend daher kommt. Jetzt muss Schwung geholt werden ab Unterloquitz Km 152,1, immerhin bewegen sich der Zug schon länger in der ersten Sägelinie doch ab Km 161,0 zeigt der Buchfahrplan zwei Sägelinien an auf 5 Kilometer bis in den Bahnhof Probstzella was kurzzeitig einen gesteigerter Kraftakt erfordert.
Die eingefleischten Berg und Tal- Fahrer vom Bw Probstzella mit ihren bulligen Bergsteiger Maschinen werden es schaffen.

Pech nur dort ins Sperrgebiet an diese interessante Steigung kam keiner ohne Passierschein rein, fotografieren war zudem strengstens verboten :-((

Euer Ralf

Kommentare 8

  • schmidtl 19. Juni 2010, 23:44

    Ein schönes Zeitdokument mit einer ineressanten Geschichte.Ich kenne den Bhf und auch die Kneipe noch (-:

    Gruß schmidtl
  • Ralf Göhl 28. März 2010, 18:04

    Schön das Bild und Text einer ganzen Reihe von euch gefällt.
    Mal sehen wie ich es weiter auf die Reihe bringe denn auch der Garten meldet sich nun an und, und ........
    Lange her, -  wie schnell doch die Zeit vergeht.
    Lange her, - wie schnell doch die Zeit vergeht.
    Ralf Göhl

    Euer Ralf
  • Dr. Ralf Bitter 27. März 2010, 11:10

    Ein sehr schönes Zeitdokument hast Du da wieder ausgegraben und bestimmt NICHT vergewaltigt ! Gerade die Fotos vom Alltagsbetrieb mag ich gerne. Die 95er ist doch viel zu selten zu sehen.
    Weiter so !!!
    VG und schönes WE
    Ralf
  • Hartmut Wohlfarth 27. März 2010, 9:12

    Oh jaaaa Ralf was für ware Zeilen Du hier schreibst unsere Königin die 95ziger muste so einiges Leisten.Wieder höre ich die Worte meines Bergmeisters ( Wo ich noch Rangierer war ! ) , Achtung Zug 66 4 ... ich weiß die Zug nummern nicht mehr, naja aus Gleis 56 raus übern Berg 22 Hoch, W3 Ausfahrt steht ...!!!
    Ein langer Pfiff und die 95 setzte sich Schnaufend mit ihren Zug aus Gleis 56 in Bewegung, dann übern Ablaufberg über Gleis 22 Hoch Richtung Stellwerk W3, wo das Signal schon Hf2 Zeigte.
    Dann ging es auf die Strecke und der Bulle Zeigte was er so drauf hatte !!!
    Ich kann mich auch noch daran erinnern wo die BR 119 zu uns kam nach Saalfeld und man sie in die Berge los ließ, ha ha ha ...!!
    Oft muste dann unser Parade Pferd die 95ziger ausrücken weil die 119 verreckt war und Jämmerlich wie ein U Boot abgesoffen war !!!
    Nicht geht über solche Berichte von Dir, Zeitreise in eine schöne Zeit, lang lang ist es her ....!!!!
    Gruß Hartmut
  • Michael PK 27. März 2010, 1:33

    wieder einfach nur klasse***
  • Volker Thalhäuser 26. März 2010, 12:00

    Weitermachen Volker
  • Klaus Kieslich 26. März 2010, 11:59

    Wieder sehr spannend erzählt
    Gruß Klaus
  • Jan-Henrik Sellin 26. März 2010, 11:47

    Wieder ein absolut lesenswerter Einblick in die Welt der untergegangenen Eisenbahn, auf die, die bei ihr Beschäftigten, noch stolz waren.
    Wünsche Dir ein schönes Wochenende,
    Jan