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Die Nachricht - Vaterland # 4

Die Nachricht - Vaterland # 4

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Klacky von Auerbach


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Die Nachricht - Vaterland # 4

Der Brief der Mutter an ihren Sohn vom 10.2.15 kam so zurück, wie man ihn oben sieht, er war allerdings noch geschlossen.

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Der letzte Eintrag in dem Fronttagebuch von Otto Brünesholz wurde mit fremder Schrift geschrieben. Wegen der sehr krageligen Handschrift konnte ich ihn nicht lesen, aber Heide G. hat ihn mir entziffert, danke.

"In der Mitte des Buches auf Karte Todesstelle und Grabstelle meines liebwerten, tapferen Kompagnie-Führers,
unseres Helden, der durch mutiges Draufgehen die Leute so anspornte,
daß diese mit unwiderstehlicher Gewalt den trichterförmigen Graben,
zuvor von Franz in die Luft gesprengt, dem Feinde wieder entrissen.
Ehre seinem Andenken
(Unterschrift)

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Und tatsächlich fand ich in der Mitte des Fronttagebuches eine Karte mit einem Bleistiftpfeil ...
Der Soldat, Bruder meines Großvaters, ist am 9. 2. 1915 in Frankreich gefallen, ein Tag, bevor seine Mutter ihm den Brief schrieb.

In der besagten Blechschachtel hatte ich sein Bild gefunden, sein Kriegstagebuch, den Brief seiner Mutter, das erwähnte Kriegs-Taschen-Notizbuch, aus dem ich die Zeitzeugnisse holte, und das Eiserne Kreuz.

Dies alles, quasi als Kondensat eines Schicksals zu finden, war für mich überraschend und interesant.
Glanz und Gloria, Hoffnung, Elend und Tod haben einen Namen, den meiner Familie.
Das macht den Fund für mich bestürzend.

Ich habe noch etwas von diesem Mann, den ich nie gekannt habe, nämlich meinen zweiten Vornamen.
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Das Ende war prosaisch.
Das Ende war prosaisch.
Klacky von Auerbach




Zum Zeitgeist:
Der Kaiser - Vaterland # 4b
Der Kaiser - Vaterland # 4b
Klacky von Auerbach


Das Bild Vaterland # 4 sollte zusammen mit den anderen Bilder dieser kleinen Serie gesehen werden.

Dies ist das Ende der kleinen Serie.

Kommentare 32

  • ilsabeth 30. März 2015, 18:46

    Das macht mich traurig und wütend zugleich, weil sein Tod so entsetzlich sinnlos war. Etwas später nur der nächste Krieg, genau so unsinnig!
    Es ist erschütternd, wenn Zeit- und Familiengeschichte so erbarmungslos aufeinander treffen.
    LG ilsabeth
  • Heide G. 23. März 2015, 18:11

    da hab ich auch was. Es geht um Karl, das war der Bruder von meinem 0tto

    Vor 69 Jahren - der Feldpostbrief
    Vor 69 Jahren - der Feldpostbrief
    Heide G.
  • Fredi Gyger 14. Juli 2010, 14:00

    Eine betroffen machende, ganz starke Serie!
    Berecihernd, so etwas hier zu finden.
    herzliche Grüsse, Fredi
  • PitSauerland 5. Juni 2010, 13:39

    das ist bewegend. unglaublich nah sind diese erlebnisse immer noch. lg peter
  • Klacky von Auerbach 4. Juni 2010, 20:06

    Vielen Dank Euch allen für die verständnisvollen Kommentare.
    Gruß,
    Klacky
  • Eva Maria Zernig 4. Juni 2010, 13:54

    Was kann furchbarer sein als so ein Brief? Was bleibt im Rahmen des "Vaterlandes", für das er ja gestorben ist, von diesem Menschen? Seine Todesstelle, letzte Worte seiner Kameraden? Mehr nicht? Er ist einer von vielen, an die heute die Kriegerdenkmäler erinnern, aber im Prinzip hat unsere Generation gar keinen Zugang mehr dazu. Daher Klacky, danke, dass Du uns diese Dokumente hier eingestellt hast. Mit so einem persönlichen Schicksal können viele wesentlich mehr anfangen; das lässt viel eher nachdenken, weil es ganz andere Gefühle in uns weckt. Denn hier geht es um Menschen wie Du und ich.
    Wir empfinden hier mit der Mutter und wir trauern mit ihr. Aber diese Mutter hatte Glück im Unglück, denn ein anderer Sohn, Dein Großvater ist offensichtlich wieder nach Hause gekommen. Ich finde es wunderbar, dass man Dir den Namen Deines Großonkels gegeben hat - ein Zeichen, dass er nicht vergessen wurde.
    LG Eva Maria
  • Nicole Terstappen 4. Juni 2010, 13:12

    Das Deutschland wieder im Krieg ist, wissen wir schon seit Schröder und Fischer. Da muss doch der Köhler nicht zurücktreten.
  • Diamonds and Rust 4. Juni 2010, 3:53

    Gut und liebevoll gestaltete Serie!
    Den jeweiligen Interessen wurden sie schon immer geopfert - die Soldaten. Im ersten Weltkrieg geradezu "verheizt"
    Aber solche Erinnerungen helfen mit, dafür zu sorgen, dass noch einer protestiert, wenn es wieder heißt ...

    Zitat: "Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen." Zitat Ende

    Bundespräsident Köhler in seinem letzten Radiointerview, das zu seinem Rücktritt führte.

    lg. carlos
  • Klacky von Auerbach 4. Juni 2010, 1:52

    Ich danke Euch allen für Eure Kommentare.
    Gruß,
    Klacky
  • Klacky von Auerbach 4. Juni 2010, 0:11

    Nicole,
    ich weiß nicht, ob die Mutter, meine Urgroßmutter, auf diese Weise vom Tod des Sohnes erfuhr. Ich kenne nur dieses Dokument.
    Was mich daran störte, ist der untere Bleistiftvermek.
    Aber wie gesagt, ich weiß es nicht.
    Schlimm auf jeden Fall.
    :-(
  • Nicole Terstappen 3. Juni 2010, 22:38

    Wenn das aber die Art und Weise war, wie man vom Tod des Kindes erfuhr...

    Diese alten Dokumente hätten/haben mich auch fasziniert.
  • Klacky von Auerbach 3. Juni 2010, 22:27

    Gerla,
    und vor allem den Bleistiftzusatz unten.
    :-(
  • gerla 3. Juni 2010, 22:26

    Es berührt mich schon wenn du schreibst: Dies ist das Ende der kleinen Serie - und dann sehe ich den Stempel: ZURÜCK

    lg gerla
  • Gunter Linke 3. Juni 2010, 20:36

    eine wirklich ans Herz gehende Dokumentation über den Wahnsinn des Krieges, Chapeau und Danke
    GG
  • Klacky von Auerbach 3. Juni 2010, 19:33

    Sandra,
    danke!
    Ja, manchmal kann ich auch ernsthaft sein.
    Insgesamt denke ich mir auch noch viel mehr, als ich hier schrieb. Aus beruflichen Gründen habe ich mich mit Krieg, Terror, Leid und Tod befaßt und dabei viele Aspekte gehört und gesehen.
    Ich habe mit Militärs, Politikern, Diplomaten, Mördern und Auftragskillern gesprochen, mit Tyrannen und Opfern. Das hat mich oft sehr nachdenklich gemacht.
    Liebe Grüße von uns beiden nach DD, auch an Jörg.
    :-)))