Fotografie kann merkwürdig sein ! Hilfe

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Asander Asander Beitrag 76 von 112
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"Ja! Ähnlich wie bei Shakespeare lassen seine Texte viel Platz für Interpretationen. Wenn man als Künstler etwas Kreatives schafft, ist es doch großartig, wenn jeder Zuhörer oder Betrachter etwas anderes darin sieht."

Der Fotograf Jerry Schatzberg im Interview über Bob Dylan, den er oft fotografiert hat. (Spon, Eines Tages)

Der "Tod des Autors" (respektive des Fotografen), gut, gut.

Intellektuell kann ich dem problemlos folgen, und doch sagt mir mein Bauch (und auch mein Kopf), dass es auch einen anderen, weniger beliebigen Zugang gibt, indem man den Spuren folgt, die der Fotograf hinterlässt. Das ist natürlich mühsamer, denn man muss sich um Hintergrund bemühen.

So kam bei "Rhein 2" früher ständig der Kommentar "kann ich auch", ohne dass die betreffenden verstanden hätten, dass es um die Ursprungsidee geht (wer je in einer Gursky-Ausstellung war, kann dem Fotografen jedenfalls nicht vorwerfen, er würde das Handwerk nicht überaus perfekt beherrschen!)

Und Martin Parr wurde beim Erscheinen seines Buches über "New Brighton" vor allem aus dem Süden Englands angefeindet, er würde sich böse über die Menschen im Norden lustig machen. Natürlich hat Parr einen ironischen Blick, aber auch einen sehr menschenfreundlichen, und im Süden wusste man einfach nicht, wie übel die Situation im Norden aussah.

Kunstrezeption hat also meiner Meinung nach zwei Seiten, die gleich wichtig sind: Man kann den Autor töten oder man kann ihn leben lassen und erkunden. Ersteres verlangt eigene Fantasie, letzteres verlangt vor allem Hintergrundwissen.

Ist das nicht in etwa das, was R. Barthes in der hellen Kammer mit punctum und studium meint?
Matthias von Schramm Matthias von Schramm   Beitrag 77 von 112
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Die meisten Menschen sind zu ungeduldig, um sich ein Bild anzusehen, sie sind auch zu ungeduldig Interpretationen und auch Wissen zu lesen. Ein Foto oder ein anderes Kunstwerk hat keine technischen Daten dran stehen, wie eine Linse, ohne Exifinformation. Die komplexe Welt von Shakespeare in diesem Zusammenhang anzuführen, finde ich ausgesprochen nett ;)
nutzer1951 nutzer1951 Beitrag 78 von 112
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Es ist nicht unbedingt eine Tugend mit etwas Geduld zu haben, das einen nicht interessiert oder man nicht für gut befindet nach dem ersten Augenschein.
Und die wenigsten Fotos sind Kunstwerke.
Matthias von Schramm Matthias von Schramm   Beitrag 79 von 112
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Zitat: nutzer1951 13.02.19, 08:10Zum zitierten BeitragEs ist nicht unbedingt eine Tugend mit etwas Geduld zu haben, das einen nicht interessiert oder man nicht für gut befindet nach dem ersten Augenschein.
Und die wenigsten Fotos sind Kunstwerke.


Ungeduld und Desinteresse sind gute Verwandte, die sich prima miteinander verstehen. Denkt man da etwas darüber hinaus, dann werden die Kriterien gut, schlecht, schön und häßlich uninteressant.
nutzer1951 nutzer1951 Beitrag 80 von 112
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Glaube ich Dir nicht , dass Du generell alle Fotos geduldig und interessiert zur Kenntnis nimmst, als Grundeinstellung sozusagen.
Wie jeder andere auch wirst Du Deine Präferenzen haben.
Matthias von Schramm Matthias von Schramm   Beitrag 81 von 112
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Zitat: nutzer1951 15.02.19, 12:39Zum zitierten BeitragGlaube ich Dir nicht , dass Du generell alle Fotos geduldig und interessiert zur Kenntnis nimmst, als Grundeinstellung sozusagen.
Wie jeder andere auch wirst Du Deine Präferenzen haben.


Generell irrst Du. Prinzipiell ist das Genredenken nicht meine Baustelle. Und mit Glaubensfragen über andere, beschäftige ich mich eigentlich weniger.
nutzer1951 nutzer1951 Beitrag 82 von 112
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Was wären denn Deine "darüber hinaus denken " Kriterien?
Von schön und hässlich hatte ich übrigens garnicht geschrieben.
nutzer1951 nutzer1951 Beitrag 83 von 112
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Von Genres auch nicht.
Ich glaube Du nimmst kaum Bezug auf das was ich schreibe.
Matthias von Schramm Matthias von Schramm   Beitrag 84 von 112
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Zitat: nutzer1951 15.02.19, 13:08Zum zitierten BeitragVon schön und hässlich hatte ich übrigens garnicht geschrieben.

aber von gut befinden.

Zitat: nutzer1951 15.02.19, 13:08Zum zitierten BeitragWas wären denn Deine "darüber hinaus denken " Kriterien?

Bildliche Inhalte z.B. zusammenhänge zu anderen Bildern in einem Essay z.B. ... Zitate von anderen Arbeiten, generell die Arbeiten des Autoren, eine erkennbare Handschrift, thematische Richtlinien, dokumentarische oder dekorative Intentionen ... etc.
Asander Asander Beitrag 85 von 112
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"I am afraid that there are more people than I can imagine who can go no further than appreciating a picture that is a rectangle with an object in the middle of it, which they can identify. They don't care what is around the object as long as nothing interferes with the object itself, right in the centre. Even after the lessons of Winogrand and Friedlander, they don't get it. They respect their work because they are told by respectable institutions that they are important artists, but what they really want to see is a picture with a figure or an object in the middle of it. They want something obvious. The blindness is apparent when someone lets slip the word 'snapshot'. Ignorance can always be covered by 'snapshot'. The word has never had any meaning. I am at war with the obvious." (W. Eggleston, Democratic Forest)

Ich fürchte, die meisten Menschen betrachten ein Bild als Rechteck mit einem Gegenstand in der Mitte. Und den können sie erkennen. Es interessiert sie nicht, was sich um den Gegenstand herum befindet, solange es den Gegenstand in der Mitte nicht stört. Auch nach den Lektionen von Winogrand und Friedlander begreifen sie es nicht. Deren Arbeit respektieren sie, weil sie von respektierten Institutionen gesagt bekommen, dass sie wichtige Künstler sind, aber eigentlich wollen sie nur ein Bild sehen mit einer Gestalt oder einem Gegenstand in der Mitte. Sie wollen etwas Offensichtliches, etwas Eindeutiges. Die Blindheit offenbart sich, wenn jemandem das Wort "Schnappschuss" herausrutscht. Mangelndes Wissen kann man immer mit "Schnappschuss" kaschieren. Das Wort hatte noch nie eine Bedeutung. Ich liege im Krieg mit dem Offensichtlichen, dem Eindeutigen.

Der Beitrag ist nicht von mir, aber ich finde, er passt trotzdem gut hierher. Für mich ist Egglestons Begleittext zum Democratic Forest eine der erhellensten Äußerungen eines Fotografen zu seiner Arbeit, die ich je gelesen habe.
Matthias von Schramm Matthias von Schramm   Beitrag 86 von 112
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Zitat: Asander 15.02.19, 14:22Zum zitierten BeitragIch fürchte, die meisten Menschen betrachten ein Bild als Rechteck mit einem Gegenstand in der Mitte. Und den können sie erkennen. Es interessiert sie nicht, was sich um den Gegenstand herum befindet, solange es den Gegenstand in der Mitte nicht stört. Auch nach den Lektionen von Winogrand und Friedlander begreifen sie es nicht. Deren Arbeit respektieren sie, weil sie von respektierten Institutionen gesagt bekommen, dass sie wichtige Künstler sind, aber eigentlich wollen sie nur ein Bild sehen mit einer Gestalt oder einem Gegenstand in der Mitte. Sie wollen etwas Offensichtliches, etwas Eindeutiges. Die Blindheit offenbart sich, wenn jemandem das Wort "Schnappschuss" herausrutscht. Mangelndes Wissen kann man immer mit "Schnappschuss" kaschieren. Das Wort hatte noch nie eine Bedeutung. Ich liege im Krieg mit dem Offensichtlichen, dem Eindeutigen.

Egglestons Aussagen in aller seiner Knurrigkeit erreichen mich seit längerem wie seine Fotos. Eine Faszination, die für mich bleiben wird. ... lustiger Weise musste ich bei diesen erkenntnisreichen Zeilen auch an den grad verstorbenen Tomi Ungerer denken, der mit der menschlichen Mitte das Lustzentrum beschrieb zwischen zwei gesunden Händen. Und auch damit lag er wohl eindeutig im Krieg ... weiter führend könnte man sagen, wie über Ungerer geschrieben, der eben im übertragenen Sinne auch "Fotograf" war, dass in der Idylle der Abgrund liegt.
Asander Asander Beitrag 87 von 112
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Zitat: Matthias von Schramm 15.02.19, 14:42Zum zitierten Beitragdass in der Idylle der Abgrund liegt

Es ist ja immer die Kombination, die mich fasziniert.
felixfoto01 felixfoto01 Beitrag 88 von 112
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Zitat: Asander 15.02.19, 14:22Zum zitierten Beitrag"I am afraid that there are more people than I can imagine who can go no further than appreciating a picture that is a rectangle with an object in the middle of it, which they can identify. They don't care what is around the object as long as nothing interferes with the object itself, right in the centre. Even after the lessons of Winogrand and Friedlander, they don't get it. They respect their work because they are told by respectable institutions that they are important artists, but what they really want to see is a picture with a figure or an object in the middle of it. They want something obvious. The blindness is apparent when someone lets slip the word 'snapshot'. Ignorance can always be covered by 'snapshot'. The word has never had any meaning. I am at war with the obvious." (W. Eggleston, Democratic Forest)

Ich fürchte, die meisten Menschen betrachten ein Bild als Rechteck mit einem Gegenstand in der Mitte. Und den können sie erkennen. Es interessiert sie nicht, was sich um den Gegenstand herum befindet, solange es den Gegenstand in der Mitte nicht stört. Auch nach den Lektionen von Winogrand und Friedlander begreifen sie es nicht. Deren Arbeit respektieren sie, weil sie von respektierten Institutionen gesagt bekommen, dass sie wichtige Künstler sind, aber eigentlich wollen sie nur ein Bild sehen mit einer Gestalt oder einem Gegenstand in der Mitte. Sie wollen etwas Offensichtliches, etwas Eindeutiges. Die Blindheit offenbart sich, wenn jemandem das Wort "Schnappschuss" herausrutscht. Mangelndes Wissen kann man immer mit "Schnappschuss" kaschieren. Das Wort hatte noch nie eine Bedeutung. Ich liege im Krieg mit dem Offensichtlichen, dem Eindeutigen.

Der Beitrag ist nicht von mir, aber ich finde, er passt trotzdem gut hierher. Für mich ist Egglestons Begleittext zum Democratic Forest eine der erhellensten Äußerungen eines Fotografen zu seiner Arbeit, die ich je gelesen habe.


Diese Worte sind wie Balsam zum Lesen. Vielen Dank!

Da werde ich an die Einleitung von Peter C. Bunnell erinnert, in der er beschreibt, wie er den ersten Chefredakteur des Aperture Magazins kennenlernter und der ihm sagte, schau doch mal dieses Bild an, ich komme in 2 Stunden wieder und möchte dann mit Dir über diesen Bild sprechen.

und auch die anderen Essays in der Aperture Anthology sind sehr lesenswert:
https://aperture.org/shop/aperture-maga ... logy-book/
nutzer1951 nutzer1951 Beitrag 89 von 112
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Im folgenden befindest du doch selbst alles mögliche
Für gut. Also mal wieder Nonsens auf der ganzen Linie.

Zitat: Matthias von Schramm 15.02.19, 13:50Zum zitierten BeitragZitat: nutzer1951 15.02.19, 13:08Zum zitierten BeitragVon schön und hässlich hatte ich übrigens garnicht geschrieben.

aber von gut befinden.

Zitat: nutzer1951 15.02.19, 13:08Zum zitierten BeitragWas wären denn Deine "darüber hinaus denken " Kriterien?

Bildliche Inhalte z.B. zusammenhänge zu anderen Bildern in einem Essay z.B. ... Zitate von anderen Arbeiten, generell die Arbeiten des Autoren, eine erkennbare Handschrift, thematische Richtlinien, dokumentarische oder dekorative Intentionen ... etc.
Matthias von Schramm Matthias von Schramm   Beitrag 90 von 112
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Zitat: nutzer1951 16.02.19, 11:39Zum zitierten BeitragIm folgenden befindest du doch selbst alles mögliche
Für gut. Also mal wieder Nonsens auf der ganzen Linie.


Wenn Du einer simplen Logik und Erklärung nicht folgen magst, dann ist das nicht das Problem der anderen.
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