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Trauer. Trost.

Zwei Tage vor Heiligabend hat der hier getröstete Jugendliche die Mutter verloren. Der Vater (nicht im Bild) ist Priester der Santeria, einer Mischung aus Christentum und der Religion der Yoruba. Deshalb fiel die Abschiedszeremonie für Europäer ungewohnt fröhlich aus, getragen von alles überstrahlendem Weiß.


Adiós Sabina. Abschied von der Abschiedsfeier.
Adiós Sabina. Abschied von der Abschiedsfeier.
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Trauer. Feier.
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Trost. Trauer.
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Kommentare 7

  • derHEISE 25. Januar 2012, 23:30

    Hallo Heiko ..
    hat ne Weile gedauert, mit der Antwort – aber manchmal bleibt keine Zeit für FC-Spaß ..

    Glückwunsch zu deinem „Gutmenschen“: Platz 2 beim Unwort des Jahres ;)

    Natürlich nutze ich die FC als Forum für meine Botschaften, wie alle anderen auch, die nicht nur standardmäßig irgendwelche Standardmotive standartscharf oder -unscharf ablichten, sondern versuchen, Inhalte zu transportieren.

    Ich werte den Tod meiner Freundin nicht anders, als den von S. Jobs: Tod ist unser Normalzustand in der Zeit, unterbrochen nur von einem verschwindend geringen Moment des Lebens. Alles andere fällt unter Glauben, und da soll jeder tun, was er kann, will oder muss.

    Meine Collage setzt sich mit der Hysterie auseinander, die nach S. Jobs Ableben ausbrach: das allgemeine Getrauer war ähnlich absurd, wie das, was uns nach dem Tod von Kim Jong Il an Bildern erreichte. In Asien mag es Propaganda gewesen sein, das ist ein Schauspiel wie im Theater. Hier schien das tränenreiche Gejammer aber echt – was es noch böser macht: überfressene Menschen bekamen das Heulen, aus Angst, zukünftig keine neuen Applespielzeuge mehr zu bekommen. Dieselben Menschen, die keine einzige Träne vergießen, wenn täglich in unserer Welt 20.000 Kinder verhungern oder verdursten: das ist für mich widerwärtige Heuchelei in Sachen Tod. Entlarvend. Nur Ekel erregend.

    Meine Freundin wäre im Übrigen sicher nicht meine Freundin gewesen, wenn sie in der 3. Welt Fabriken mit Dumpinglöhnen (und offensichtlicher Kinderarbeit) betrieben hätte: wir hätten uns vermutlich gar nicht getroffen, und wenn, hätte ich ihr nicht einmal die Hand geschüttelt.

    Wer Tote beweint, bemitleidet vor allem sich selbst: meine Freundin ist nach dem, was sie glaubte, jetzt in einer besseren Welt - soll ich ihr das etwa nicht gönnen?

    Heuchlerisch finde ich auch, in Nachreden plötzlich nur noch gutes von jemandem zu berichten: die übliche Geschichtsklitterung, die Massenmörder zu anbetungswürdigen Persönlichkeiten der Weltgeschichte verklärt.
    Was ich für mich erbitten würde? Dass jeder absolut sagt, was er denkt, und wer mich verfluchen will, bitte verflucht.
    Ich hab mal am Rand des Grand Canyon gesessen und gedacht: hier würde ich gerne enden: mit der Schubkarre an die Klippe gefahren und einfach runtergekippt, am besten nackt, als festlicher Schmaus für Pflanze und Tier. Was natürlich nicht geht, denn wir sind sogar zu giftig für Hausmüll: Friedhöfe sind Sondermülldeponien. Nichts weiter.

    Manchmal, wenn ich über Friedhöfe spaziere, diese skurrilen Orte der Ruhe , denke ich, wenn überall Blumen ausgepackt werden: hättet ihr die mal so fleißig den lebenden Partnern mitgebracht - das wäre ein wenig mehr Liebeserklärung und Wertschätzung gewesen ..

    Gruß Matthias
  • Heiko Rehe 16. Januar 2012, 18:42

    Ich habe die erste Anmerkung auch nicht geschrieben, um Dich zu ärgern ;-) sondern um in einen Dialog zu treten.
    Das können wir jetzt aber auch auf dem Weg der Fotomail o.ä. machen, wenn Du möchtest.
    Gruß
    Heiko
  • derHEISE 16. Januar 2012, 18:38

    ui ..
    deine ausführliche Antwort beeindruckt mich wirklich - und ich werde in Kürze auch differenzierter darauf antworten: versprochen :)
  • Heiko Rehe 16. Januar 2012, 17:12

    Ich finde es durchaus angemessen die Diskussion hier fort zu führen, weil durch dieses Bild der Entschluss zu einer Anmerkung entstand.

    Hier kannst Du nachlesen, was unter einem Gutmenschen zu verstehen ist.
    http://www.gfds.de/index.php?id=112
    …und „fotografisch“ habe ich meine Sicht Deines Gutmenschtums genannt, weil Du hier die FC bzw. die Collage als Medium nutzt, um Deine Botschaft unter das Volk zu bringen.

    Nur zur Klarstellung: Ich habe weder geweint als Prinzessin Diana gegen die Wand gefahren wurde, noch als Steve Jobs starb und auch nicht als Deine Freundin von uns gegangen ist. Will damit sagen: Ich bin da nicht parteiisch.

    Ich habe mich im Laufe meines Lebens sehr intensiv mit dem Thema Sterben und mit dem Tod auseinander gesetzt. Ich habe viele, viele Menschen sterben sehen und sie oft dabei begleitet. Deswegen bin ich sehr sensibilisiert was den Umgang mit Trauer und auch was den Beistand von Angehörigen angeht.

    Ich finde (immer noch) Deine Bilder von der Trauerfeier sehr anrührend und sie haben mich tief bewegt. Als ich dann allerdings nach dem Betrachten der Fotos in Dein Profil geklickt hatte und Deine „künstlerische Auseinandersetzung“ mit dem Tod eines weiteren Menschen anschauen musste da war ich doch irritiert. Ich hatte den Eindruck, dass der Tod eines Dir nahe stehenden Menschen von Dir gänzlich anders gewertet und verarbeitet wird als bei einem Fremden. Das ist ja auch durchaus normal aber die Art wie Du mit dem Tod und dem Leid der Trauernden bei Steve Jobs umgegangen bist empfand ich schon als pietätlos.

    Nach meinem bescheidenen Verständnis vom Umgang mit dem Sterben und dem Tod gehört es dazu, dass man sich sowohl den Verstorbenen und als auch den Hinterbliebenen gegenüber so benimmt, wie man es für sich selbst einfordern würde. Ich nehme einfach mal an, dass Du eine Collage in der von Dir verfassten Art, bestimmt nicht den Angehörigen Deiner Freundin zugemutet hättest; zumal Du ja auch der festen Überzeugung zu sein scheinst (und ich will bestimmt nichts gegenteiliges behaupten), dass Sie zu den „Guten“ gehört, während Du gleichzeitig „gehört hast“, dass Steve Jobs ein „Arschloch gewesen sein soll“. Ich kenne Steve Jobs genau so wenig persönlich wie Du und maße mir darum auch nicht an ihn beurteilen zu können. Ich halte aber Respekt und Ehrfurcht vor (je-)dem Verstorbenen für angebracht. Und dieser Respekt sollte auch gegenüber den Trauernden erwiesen werden und da spielt es für mich keine Rolle ob es sich um die Blutsverwandten und Freunde einer Familie wie im Fall Deiner Freundin oder um die „Familie“ der Appel-User handelt.
  • derHEISE 16. Januar 2012, 0:26

    ?
    Ich weiß nicht, was ein "fotografischer Gutmensch" sein soll ..
    Bei der Trauerfeier zum Tod einer Freundin habe ich Fotos gemacht und versucht, ein paar Emotionen einzufangen. In dem hier festgehaltenen Moment herrschten Trauer und Trost vor: das habe ich begrifflich genannt, ohne es in irgendeiner Form zu werten.

    Das andere ist eine Collage, eine kritische, künstlerische Auseinandersetzung zum Umgang der applehörigen Masse mit dem Tod ihres Gurus. Dabei habe ich die Hysterie der Jünger aufs Korn genommen und deutlich gemacht, wo sie überhaupt stecken können: dort, wo der Überfluss herrscht. Was daran heuchlerisch sein soll, bleibt mir verschlossen.

    Steven Jobs kannte ich nicht, er soll aber ein ziemliches Arschloch gewesen sein, das Freunde und Mitarbeiter um Ideen betrogen hat - wohl gemerkt: soll.
    Meiner verstorbenen Freundin gegenüber werden solche Vorwürfe nicht erhoben.

    Ich fände es allerdings angemessener, die Diskussion am Ort der Collage zu führen.

    Gruß Matthias
  • Heiko Rehe 15. Januar 2012, 21:51

    Ein berührendes Foto.

    Was mich nur stört:
    Hier spielst Du den fotografischen Gutmenschen und mit diesem Bild
    .
    .
    derHEISE
    ziehst Du über den Tod eines anderen Menschen her, dessen Angehörige vielleicht genau so viel Trost bedürfen.
    Das ist heuchlerisch!
  • ederl 11. Januar 2012, 12:29

    unglaubliche Tiefe hat dieses Bild!
    LG Riele

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Kamera Canon EOS 60D
Objektiv EF-S18-135mm f/3.5-5.6 IS
Blende 5
Belichtungszeit 1/125
Brennweite 52.0 mm
ISO 1000