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Schwarz-Weiß (2)

Schwarz-Weiß (2)

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Schwarz-Weiß (2)

Baden-Baden, 23.11.2007, Vernissage zur Ausstellung "entweder oder" im Alten Dampfbad

Katalin Moldvay, Objekt aus der Serie "Somatisches Rundherum", 2006, Vinyl, ausgestopft, Karton, Schnüre

Die in Baden-Baden lebende und arbeitende Künstlerin Katalin Moldvay arbeitet seit mehreren Jahren an einem Werkkomplex, der sich zum einen durch eine konsequente Konzentration auf den Kontrast von Schwarz und Weiß zum anderen durch seine mediale Vielfalt auszeichnet. Zeichnungen stehen neben skulpturalen und plastischen Objekten und werden von fotografischen Arbeiten flankiert. In Letzteren herrscht eine Welt alltäglicher Fundstücke vor, von Licht- und Schattenspielen, die das Alltägliche in eine Welt künstlerischer Poesie von großer Eindringlichkeit, Dichte und Eigensinnigkeit umformulieren. Das unmittelbar Gesehene spielt ebenfalls eine dominante Rolle im zeichnerischen Werk von Katalin Moldvay, mit dem sie raffinierte und subtile Raum- und Formkonstruktionen entwickelt, in denen organische Strukturen neben streng Konstruktivem stehen und dabei vor allem in zeichnerischer Stringenz von der Linie beherrscht werden. Die plastischen und skulpturalen Objekte erweitern die Bildwelten der Fotografien und Zeichnungen zu anschaulicher Dreidimensionalität. Es sind Raumkörper, die in diesem Sinne nicht zuletzt Raumempfinden als körperlichen Vorgang zum Ausdruck zu bringen suchen, in dem auch hier organische Weichheit neben hart Konstruktivem aufeinander treffen, wie es schon für die harten Kontrastwirkungen der schwarz-weiß Zeichnungen in anderer Hinsicht gilt. Darüber hinaus werden in den Objekten die ungewöhnlichen Techniken des Vernähens und Verschnürens mit großer emotionaler Eindringlichkeit genutzt. Katalin Moldvay versteht ihr Werk dabei nicht als Aufspaltung in unterschiedliche mediale Formen des künstlerischen Ausdrucks, sondern als einen sich ergänzenden Gesamtkomplex. Objekt, Zeichnung und Fotografie bedingen sich hier nicht nur gegenseitig, sondern stehen als Rauminstallationen, mit denen die Künstlerin in den vergangenen Jahren zunehmend ihre Werke präsentiert hat, in einem Gesamtkontext, der unterschiedlichste Materialien und Entwürfe zueinander in Beziehung setzt.
(Bernd Künzig)
http://www.gfjk.de/htmls/navigation.htm

(Canon 400 D, f/4,0 bei 18 mm, 1/20 s, diffuses Oberlicht (Raumbeleuchtung), ISO 400, kein Blitz, kein Stativ, Bearbeitung: Adobe Photoshop 7.0, Tonwertkorrektur, Rahmen)

Kommentare 19

Das Foto befindet sich nicht in der Diskussion. Deswegen kann es aktuell nicht kommentiert werden.

  • Arnd U. B. 10. Dezember 2007, 20:53

    Das hätte ich für künstlerisch umhüllte Lautsprecher gehalten...Eine gelungene Aufnahme. LG Arnd
  • Helene Kramarcsik 4. Dezember 2007, 11:15

    Danke Dir für Dein Feedback.
    LG Helene
  • Kerstin Stolzenburg 4. Dezember 2007, 8:55

    Liebe Helene,
    die Vorstellung eines Krebsgeschwüres ist hier nicht abwegig. Der Titel der Werk-Serie "Somatisches Rundherum" schließt solche Gedankengänge nicht aus. Für mich, allgemein gesehen, immer wieder faszinierend, wie unsere allerersten Assoziationen zustande kommen, wenn man etwas betrachtet, noch bevor man ein Werk "durchdenkt", und was da im Unterbewusstsein arbeitet.
    LG. Kerstin
  • Helene Kramarcsik 3. Dezember 2007, 21:49

    Heute scheine ich wohl etwas negativ besetzt zu sein. Wie sonst ist es möglich, daß heute eher negative Bildaussagen zu verstehen glaube? Auch hier ist meine erste Assoziation eher negativ, denn mein erster Gedanke war ein abstrahiertes Krebsgeschwulst zu sehen. Wie grauslig, war sicher nicht im Sinne der Künstlerin.
    Nun möchte ich mich mit einem hoffentlich poitiver stimmendes Bild verabschieden und meinen Dank für Deinen Besuch und Anmerkung zu
    Crete_IMG_6345
    Crete_IMG_6345
    Helene Kramarcsik
    zum Ausdruck bringen.
    LG Helene
  • E. W. R. 28. November 2007, 8:40

    Gut, als Fotograf sollte man nicht von der Hand in den Mund leben - das Wortspiel passte bei Carsten ja besser als hier - obwohl ich bei keinem von euch annehme, dass das wirklich so ist. Man lebt aber in der Tat ruhiger, wenn man einen Bildvorrat hat, aus dem man in Ruhe aussuchen kann; nebenbei erhöht das auch die Qualität bei der technischen Bearbeitung. Das mit der Bildfrequenz stimmt; ich beschränke mich diesbezüglich auch aus den gleichen Gründen. Es ist ja auch etwas aufwendiger als die Lebensgestaltung anderer Leute, die in einer Sekunde ihr "Boah ey!" ablassen können, eine durchdachte Anmerkung zu schreiben. - Eigentlich ein willkommener Anlass, endlich das Bild "Burnout" einzustellen. Aber zuvor bin ich ja noch andere Verpflichtungen eingegangen. Eckhard
  • fern-sicht 27. November 2007, 22:46

    Gut und interessant!
    LG Andrea
  • Kerstin Stolzenburg 27. November 2007, 22:24

    Lieber Eckhard, herzlichen Dank.
    Ich werde mich in den nächsten Tagen darauf beschränken, meinerseits Anmerkungen zu schreiben, es gibt eine kleine Bildpause.
    Solche Anmerkungen, wie Du sie schreibst, kann man nicht wie am Fließband produzieren. Ich will das nicht überstrapazieren.
    Kerstin
  • ston 27. November 2007, 22:21

    Freude kommt auf. Klasse Bild und eine gigantische Geschichte dazu. Kompliment Kerstin.

    Lg Stefan
  • E. W. R. 27. November 2007, 21:46

    Eigentlich könnte ich mich hier ja einmal eines Diskussionsbeitrags enthalten, zumal ich "Schwarz-Weiß (1)" ausführlicher besprochen habe. Dass der Komplex die Assoziation eines Moleküls erweckt, kann ich sehr gut nachvollziehen. Wenn hier das Kleine das Große spiegelt, die Kunst-Figur auf die bereits angesprochenen persönlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse verweisen mag, dann stellen sich bei mir die Assoziationen an verschiedene mögliche Konstellationen ein. Nehmen wir den Zentralkörper als einen Menschen, so sammeln sich in seinem Kraftfeld die verschiedensten Sachen und Personen an, die materiale und personale Entourage jedes Lebens. Da wünschen wir uns ja doch, dass der Zentralkörper, der den Menschen symbolisiert, alle diese Dinge in einer angemessenen Relation zu sich erlebt, dass er Herr seiner selbst bleibt, aber nicht von der Entourage vereinnahmt wird. Anderseits: Wer selbst in Beziehung zu einem anderen steht, mit anderen zusammen, will ja auch seinen Eigenwert behalten. Und wie steht er zu den anderen, mit denen gemeinsam er in Relation zu dieser Person steht. Wie sind die Beziehungen, einseitig, zweiseitig, vielseitig, schwarzweiß, grautönehaltig, bunt, symmetrisch, asymmetrisch ... wir befinden uns in Gesellschaft, in der Gesellschaft. HG, Eckhard
  • Daniel Borberg 27. November 2007, 21:26

    "Etwas gibt es, was sich bei jeder Kunst wiederholt. Das ist die künstlerische Sinnlichkeit, verbunden mit der künstlerischen Gegenständlichkeit und Sachlichkeit der darzustellenden Dinge. Wenn man diese aufgibt, gerät man unweigerlich auf den Boden des Kunstgewerbes."
    (Max Beckmann 1884-1950)
    GL Daniel
  • Kerstin Stolzenburg 27. November 2007, 19:59

    @Peter, natürlich hat die Idee von einem chemischen Molekülmodell ihre Berechtigung. Auch ich kenne nicht alle Ideen der Künstlerin (die übrigens auch eine gute Fotografin ist), die zu diesem Werk geführt haben, und wenn, würde ich sie nicht nennen, um die Assoziationsmöglichkeiten offen zu halten.
    Man könnte den chemischen Ansatz allerdings sogar wieder als Beispiel für das Zwischenmenschliche nehmen, wenn wir davon sprechen, dass die Chemie stimmt oder nicht.
    Grüße. Kerstin
  • Kerstin Stolzenburg 27. November 2007, 19:47

    @Carsten, die Idee für diese Serie entstand ja tatsächlich nach der Diskussion bezüglich "Genesis (7)", in der es u.a. auch um Schwarz und Weiß in der Denkweise ging. Die extremen Polarisierungen sind im Alltag sicher kaum zu finden und wenn, dann könnten diese möglicherweise wirklich mit psychosomatischen Störungen einhergehen. Mein Bild "Schwarz-Weiß (1)", das überwiegend schwarz gehalten ist, also der Farbe für das Böse, das Unterirdische, sollte solche Ängste vermitteln und damit eine Wirkung auf das Unterbewusstsein schaffen.
    Interessant sind für mich allerdings nicht die Extremfarben, die ich für mich persönlich nicht kenne, sondern all ihre Zwischentöne. Und diese kann man auf viele Bereiche anwenden. Naheliegend ist da natürlich immer erst das Zwischenmenschliche, aber auch viele andere Aspekte. Ich kenne beispielsweise die Künstlerin persönlich und weiß, wie sehr sie solche Zwischentöne in den verschiedenen Gesellschaftssystemen erlebt, zwischen denen sie pendelt, sowie auch bei den menschlichen Charakteren in den verschiedenen Nationalitäten, im persönlichen Bereich.
    In diesem Kunstwerk sehen wir, ausgehend von einem zentralen Punkt, einem Ursprung, der aber nicht mehr deutlich auszumachen ist, alle möglichen Anhängsel, vernäht, in verschiedenen Ausformungen, mit Ein- und Ausgängen, aber zu einem Ganzen "verschmolzen" hell und dunkel, mit ineinandergreifenden, sich überlagernden Schattierungen. Die Deutungsmöglichkeiten sind also sehr vielfältig. Und das macht die Kunst ja auch aus.
    Grüße. Kerstin
  • Adrena Lin 27. November 2007, 18:11

    Nur kurz : Mir gefällt es sehr........
    Ich habe im ersten Moment an Augen gedacht.......
    Toll aufgenommen und vielen Dank für die Infos........
    Lieben Gruß
    Andrea
  • Nora F. 27. November 2007, 15:19

    sehr schöne wiedergabe dieses
    kunstobjektes.... ganz schlicht und
    ohne übermäßige bea - klasse !!
    du hast eine sehr ruhige hand ;-))

    lg, nora
  • Kerstin Stolzenburg 27. November 2007, 13:06

    @Carsten: Ich antworte heute abend ausführlich.
    @Norbert, dieser Text ist eine reine Einstiegsinformation, dem Link entnommen, und als solche nur ein Annäherungsversuch. Man kann ihn lesen, muss es jedoch nicht tun. Wenn man sich mit der Arbeit intensiver auseinandersetzen möchte, was aus zeitlichen Gründen, beispielsweise, vielleicht nicht jedem möglich ist, dann findet man natürlich sehr viel mehr Diskussionsansätze als hier vorgegeben sind, wie auch Carstens Anmerkung bereits zeigt. Jeder Mensch hat seinen eigenen Erfahrungs- und Empfindungshintergrund, vor dem er so eine Arbeit auf sich wirken lassen kann.
    Vielleicht ist diese Einstiegsinformation auch gerade für den Betrachter ein Anknüpfungspunkt, der sonst aus rein ästhetischen Gründen an einer solchen Skulptur vorbeigehen würde.
    Sich zu äußern ist doch hier auch keine Pflicht! Ich freue mich über alle Anmerkungen, ganz gleich, ob sie das rein Technische ansprechen oder den künstlerischen Inhalt betrachten oder einfach nur eine persönliche Empfindung wiedergeben.

    Grüße. Kerstin

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