Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Schrammurban 2011-10

HH u1 iphone 31.1.2011

Unter Frauen


Immer diese leichte Überforderung beim Seitenblick. Dieser zart angerührte Augenaufschlag aller Altersklassen. Ich versuche beim Hinsetzen das Gesäß elegant und unauffällig nach hinten zu drücken. Bei der leisen Anfrage, fast beiläufig, aber doch fürsorglich - Willst du ein Bier? – erhöht sich geringfügig die Körpertemperatur. Beine übereinander schlagen, oder offener Reitsitz? Das gelegentlich auftretende Gilles-de-la-Tourette-Syndrom ansprechen, oder es wie sonst auch, darauf ankommen lassen? Sich klug geben, oder schlicht, die Problematik des extrapyramidal Hyperkinesichen beschreiben, oder nicht?

Unverfängliche Themen sind die Kinder der Freunde und Champagnerpralinen. Reden über Fußball und Statistiken vermeiden, insbesondere über die eigenen.

„Von den Frauen zwischen 25 und 69, denen ich letzte Woche begegnet bin, wollten 67 % mit mir schlafen, 29 %, dass ich den Müll raus bringe und 1 %, dass ich ihren Mann töte. 3 % hatten keine Meinung.“

Es macht mich nervös, wenn der Rocksaum über die Strümpfe gleitet, dieses Geräusch. Oder auch klickende Handgelenke beim Eingießen von Erfrischungsgetränken.

„Man sollte Berufliches mit Privatem unbedingt verbinden!“
„Ganz deiner Meinung, Caroline!“
„Meine Freunde nennen mich Frau Müller!“

Jaja, die Gesellschaft hat sich so versächlicht, dass ein versehentlich in die Brieftasche gerutschter BH – Verschluss schon ein Highlight der geschlechtlichen Differenzierung ist.

Ich kann übrigens Frauenkacke von Männerkacke unterscheiden. Der Unterschied ist in etwa so wie bei Alsterwasser und Pils. Männerkacke ähnelt übrigens der Affenkacke mehr als Frauenkacke.

Meine Mutter konnte früher in bekackten Unterhosen lesen, ob wir gute oder schlechte Zensuren geschrieben haben. Sie war als junge Frau Dozentin in Haufenkunde.

„Ich hatte eine schwere Kindheit, aber sonst ist alles in Ordnung!“

Caroline, ich meine Frau Müller, ist Berufskriminelle. Spezialisiert auf Checkkartenbetrug und Hehlerei von Ottomotorfahrzeugen im höheren Preissegment. Sie lebt recht gut davon und ist ein sehr weiblicher, warmherziger Typ. Sie trägt gerne warme Wollstrumpfhosen in den kalten Jahreszeiten. Ihr Medizinstudium hat sie vorzeitig beendet, weil sie Angst hatte, man würde sie beim austauschen von Patienten mit ihren Daten erwischen. Sie trägt immer eine Strickmütze, nämlich die von Bonnie Elizabeth Parker, welche sie auf einer Auktion über den Nachlass von Bonnie und Clyde ersteigert hat.

Sie ist ein etwas scheuer Mensch, wenn sie mal nicht betrügt.

Unter Frauen bin ich irgendwas zwischen redselig und stumm. Ich tauche in mich und gebe mich offen. Ich habe großes Vertrauen und bin gleichzeitig ängstlich, aber beherzt den Schnittchen zugetan.



6. Februar 2011



Schrammurban 2011-9
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Schrammurban 2011-8
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Schrammurban 2011-7
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Schrammurban 2011-5
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Schrammurban 2011-4
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Kommentare 4

  • trotzdem.c|b 8. Februar 2011, 0:01

    ...wie Gerhard: für mich ist es auch: trotzdem...


    „Von den Frauen zwischen 25 und 69, denen ich letzte Woche begegnet bin, wollten 67 % mit mir schlafen, 29 %, dass ich den Müll raus bringe und 1 %, dass ich ihren Mann töte. 3 % hatten keine Meinung.“

    ...wunderbarst lebens- und liebenswert!!!

    LG, trotzdem.cb



  • Adrena Lin 7. Februar 2011, 7:45

    :-))))
    Wieder einmal ganz große Klasse.....
  • Gerhard Körsgen 6. Februar 2011, 23:08

    Gute Kombi, Bild und Text hier.
    Ich wiederhole mich, ich weiß.
    Ist für mich aber trotzdem so.
    Bin da gern dabei.

    LG Gerry
  • Zwei AnSichten 6. Februar 2011, 22:16

    :-))) zum Text !
    lg ingrid

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