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Poesie des Augenblicks - Moonrise | 02

Was Poesie sei, ....

... fragte der Photogaph den Poeten, während beide frierend im tiefen Schnee standen.
Sie warteten auf den Moment des Mondaufgangs, welcher vom weisen Astronomen
für die Zeit nach Mitternacht angekündigt war. Gemeinsam warteten die Beiden
unter sternenklarem Himmel auf diesen besonderen Moment, um ihn anschließend
– jeder auf seine Weise - zu interpretieren.

Dicke Wollmützen und Handschuhe schützten sie vor der nächtlichen Kälte- und
mit Tee ( in dem wohl auch ein wenig Rum war ) versuchten sie sich innerlich zu
wärmen. Da der Mond noch Zeit brauchte, um über die Kuppen des tief verschneiten
Sauerlandes zu steigen, und der Photograph immer noch nach dem rechten Standpunkt
für seine altmodische Kamera suchte, nutzte der Poet die Gelegenheit den Photographen
wortreich in die Geheimnisse der Poesie einzuführen.

Es gehe darum, Gefühle, die sich nicht in Worte fassen lassen, in einer poetischen
Art und Weise (halt der Poesie) so zu formulieren, dass sie anschließend in Reime
gebunden werden können und die Zuhörer in Erfurcht und Verzückung versetzen .
Mit zunehmendem Teegenuss wurde der Poet allerdings immer redseliger, so dass
der Photograph froh war, als das anfangs nur schwache Licht des Monds ihn endlich
zuerst von der Dunkelheit und anschließend vom nicht enden wollenden Redeschwall
des Poeten erlöste.

Beide wurden still und sogen lange die Stille des Moments in sich auf. Als der
Poet dann leise vor sich hin sagte: „welch ein Moment volle Poesie“ drückte der
Photograph kaum hörbar den Auslöser seiner - inzwischen in die Tage gekommenen -Kamera.

Dann wurde der Poet zunächst nachdenklich und versank anschließend in tiefe Traurigkeit.
So sehr er auch suchte, er fand nicht die rechten Worte um die Poesie dieses
Augenblicks zu beschreiben. Der Photographen sah dies und spürte den innere
Zerrissenheit des Poeten. Er schenkte ihm dies Bild und dachte still :

„Wie hab’ ich’s doch leicht:
ich brauche nur auf den rechten Augenblick zu warten,
und dann einfach leise auf den kleinen Auslöserknopf drücken“
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Nur der Augenblick ( der Aufnahme ) zählt

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