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Mit der Schneidetechnik der Blattschneiderbienen haben sich bisher nur wenige beschäftigt: . . .

Mit der Schneidetechnik der Blattschneiderbienen haben sich bisher nur wenige beschäftigt: . . .

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

Mit der Schneidetechnik der Blattschneiderbienen haben sich bisher nur wenige beschäftigt: . . .

Sieber 1925, Altevogt 1955, Hasenkamp 1974 und Dorn/Weber 1988.
Diese Tafel hier (auch fotografisch interessant!) stammt aus der Zeitschrift ISIS, Dresden, die von der gleichnamigen naturforschenden Gesellschaft herausgegeben wurde und allerlei Wissenswertes enthält, ähnlich den heutigen Kosmos-Heften. Dabei halte ich aber deren ganz alte Jahrgänge für viel lesenswerter als die heutigen - Zeitgeist . . .

Meine kleinkarierten Blattzählungen der bienenverursachten Ausschnitte in unserem Garten finden bei den zitierten Autoren eine Menge Übereinstimmungen. Das zeigt, mit welch einfachen Mitteln diese Erhebungen zu machen sind.
Übereinstimmungen mit anderen Arten:
1.) a) Schattenblätter der unteren Etagen bzw. junge Blätter der oberen werden wegen ihrer Weichheit bevorzugt.
b) Die Windanfälligkeit der unteren Blätter ist geringer, dadurch ist das Schneiden für die Bienen leichter. Mir fällt dazu noch die Anfälligkeit für Freßfeinde und Parasiten ein, die sicher bei gut sichtbaren Bienen im oberen Anteil der Pflanzen größer ist.
2.) Die Mittelrippe der Blätter wird meist verschont - aber nicht, wie ich dachte, weil die Bienen sie nicht durchbeißen könnten oder sie behaart ist; manche Arten verwenden auch (junge) Brombeerblätter (deren Mittelrippe ja sogar bedornt ist). Die Biegsamkeit für den Einbau in den Nistgang ist ohne enthaltene Mittelrippe besser!
3.) Das Verhältnis von ovalen Blattausschnitten für die Zellenwand zu den runden Deckelchen variiert etwas - auch je nach Bienenart (meine Zählungen passen in die Variation hinein) - und manche verwenden eben zweierlei Pflanzen für die Innen- und Außenwand. Die Weidenröschen gehören zu den inwendig gebrauchten Blättern; wieweit dort eine gewisse Chemie für die Bienen günstig ist, müßte noch erforscht werden.
Übrigens gehören etliche der Megachile-Bienen zur boreoalpinen Verbreitung der Tierarten; auch das Weidenröschen gehört dazu - unter anderem kommt es in Nordafrika nicht vor, weshalb die an es gebundenen Blattschneiderbienenarten auch dort fehlen. Und das, obwohl die Artenzahl nach Süden zunimmt - im tropischen Afrika kommen tausende von Arten vor, bei uns in Europa knapp 70.
4.) Die Zahl der runden Zellen-Deckelchen läßt auf die Zahl der Bienen (u.a. in einer Kolonie) schließen; bei den insgesamt knapp 450 Blattausschnitten der Rose und des Weidenröschens ergeben sich für die Verursachung des Befalls (und meiner Zählerei sowie dem plötzlichen Interesse daran) lediglich 2 bis 5 Bienen als Urheber! Man rechnet wohl nur 10-12 Eier pro Blattschneiderbienenweibchen - das entspricht der Zahl der Zellen pro Leben einer Biene. Wieder mal stimmt die geringe Nachkommenzahl mit einer umso wichtigeren und besseren Brutfürsorge überein (vgl. Elefant!). Naturgesetze . . .

N i c h t übereinstimmend mit den größeren Differenzen bei meinen Ausschnitt- Messungen ist die relativ konstante Ausschnittgröße mit nur geringen Abweichungen der o.g. Autoren. das spricht doch bei den Rosen- Blattaussschnitten für zwei verschiedene A r t e n (und nicht nur Individuen) von Bienen, obwohl ich beide als Megachile willughbiella bestimmt hatte.

Weiterforschen ist angesagt (-: . . .


Düsseldorf, 19.7.2013

Kommentare 6

  • Dr.Thomas Frankenhauser 22. Juli 2013, 3:00

    @Gerdt: Die Art muß auch in unserem Garten sein - ich find nämlich immer nur dreiblättrige!
    Morgen such ich mal . . . (((-:
    Danke fürs Zuschicken der tollen Dokus! Am meisten beneide ich Dich um die Biene. Möchte auch gern mal so ein Nest finden!
    @Antje: 48 Stunden! Aber mir wird's eigentlich trotzdem nie langweilig (-: !
  • GERDT GINGKO 22. Juli 2013, 0:25

    Soll ich mal die Schneidemuster dir zeigen von einer Art hier die g a n z e Kleeblätter nimmt, aber nur immer nur eins von einem vierblattrigen?
    Erstmal noch ein Beitrg







    L*g*GG
  • Rainer und Antje 20. Juli 2013, 18:08

    Womit man sich so alles beschäftigen kann. Sag' mal, hat dein Tag mehr als 24 h? Aber nicht uninteressant, was du alles so entdeckst.
    L.G. Antje
  • Dieter Fürrutter 20. Juli 2013, 18:04

    ... ich hab bisher nur von Blattschneider Ameisen gehört.
    Sehr interessant was du da zeigst.
    SG
  • Daniela Boehm 19. Juli 2013, 23:53

    Sowas gibt es wow jetzt weis ich wer das mit meinen Rosenblättern macht... LG Dani
  • Dr.Thomas Frankenhauser 19. Juli 2013, 23:33

    Ich kannte auch nur die Blattschneiderameisen - aus dem Fernsehen!
    Bis eines Tages . . .
    LGT
    P.S.: Unter "Megachile" (Ordner "Bienen") steht die ganze Geschichte in meinen Bildern von vor ein paar Wochen!

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