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Meine Geschichte mit der Maus

Meine Geschichte mit der Maus

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Brigitte Deval


kostenloses Benutzerkonto, TREQUANDA/Siena

Meine Geschichte mit der Maus




Also, sie begann damit, dass ich, an einem herrlichen Tag im Oktober grosse Löcher ausheben liess, um Zypressen zu pflanzen. Als ich am Nachmittag kam, um zu sehen wie der Schaufelbagger arbeitete, entdeckte ich aus dem Augenwinkel, wie eine Feldmaus, aus dem eben entstandenen, sehr tiefen Loch sprang und verschwand. Ich sah hinunter und entdeckte ein winziges, noch blindes, jedoch schon behaartes Mäuschen, das ich dort alleine liess, in der Annahme, dass die Mutter es später holen würde. Erst bei Sonnenuntergang, als ich nachsah, fand ich das winzige Wesen zitternd vor Kälte auf dem Grund des Loches, nahm es, und brachte es ins Haus. Es beruhigte sich nur in der Hand, denn kaum setzte ich es irgendwo hin, fing es wieder ganz schrecklich zu zittern an. Die erste Nacht schlief es dann in meiner Hand ein, über die ich einen wärmenden Fäustlich gezogen hatte, und am Morgen wachte es erfrischt und ausgeruht wieder auf. Jetzt begann es auch die eingeweichten Körnchen zu beknabbern, schlüpfte hin und wieder in die Stricksocke, die ich ihm zum Schutz bereitgelegt hatte, und am Abend nahm ich es wieder in meine geschlossene Hand und wir schliefen wieder beide bis zum Morgen. Dann erinnerte ich mich plötzlich, dass ich ein Gerät besass, das die Jäger gerne im Winter, zum Wärmen der Hände in den Taschen tragen, -ein kleines Kästchen, in dem ein Stange Kohle glüht, und somit Wärme spendet. Das Mäuschen wuchs und wuchs, denn es frass inzwischen gut, schaute so herzig aus seinen inzwischen geöffneten, hellwachen Augen, und mit Hilfe des Wärmespenders den ich in der Socke verbarg, konnte ich nun das Tier auch in der Nacht auf seinem Plätzchen lassen, und ich war von meiner Aufgabe entbunden.
So vergingen etwa zwei Wochen, und der Tag schien nicht mehr weit, dass ich es freilassen konnte, da wachte ich eines Nachts mit furchtbarem, geradezu schmerzendem Schüttelfrost auf, und mein erster Gedanke galt meinem kleinen Freund. Ich war durch das Frieren so zerschlagen, dass es mir unmöglich schien, aufzustehen und nach ihm zu sehen, denn zu Allem kam, dass meine Schlafstelle auf einer Galerie ist und ich mich in jenem Moment unfähig fuehlte, die enge Treppe hinunterzusteigen. Erst nach Stunden schlief ich wieder ein, und fror selbst während des Schlafes.
Als ich dann am naechsten Morgen sofort nach dem Tierchen sah, bot sich mir ein schlimmer Anblick, denn mein Schützling schüttelte sich vor Kälte, war auch mit meiner Handwärme nicht mehr zu beruhigen, -er muss furchtbar gelitten haben. Die Glut der Kohle war wärend der Nacht vorzeitig erloschen. Natürlich weiss ich nicht, wie es geschehen konnte, dass sich mir sein Leid in jener Nacht, so unmittelbar übertrug, dass ich selbst so hilflos fror.
Innerhalb weniger Stunden ständigen Zitterns, war das kleine Tier dann so entkräftet, dass es am Nachmittag starb.

Das Foto machte ich am zweiten Tag seines Aufenthalts bei mir, -wie man sehen kann-, in einer etwas sentimentalen Anwandlung.

Kommentare 10

  • Hans-Jürgen G 25. Februar 2005, 0:50

    Es gibt Kräfte, die wir Menschen nicht verstehen oder fassen können, solch eine ist Dir da garantiert widerfahren.
    Mir ist so etwas ähnliches auch schon einmal passiert!
    Ein sehr schöner, wenn auch mit traurigem Ausgang, Bericht von Dir, ich habe auch mal ein Bild mit einem kleinen Gartenschläfer gemacht, ich hänge es mal dran,
    Gruß Hans-Jürgen
  • Petra Rokker (Rokki) 21. Februar 2005, 17:12

    Eine rührende Geschicht und eine hübsche kleine Maus.
    LG Rokki
  • Ulrike Weber 20. Februar 2005, 14:44

    Mäuse sind normalerweise, wenn es um den eigenen Nachwuchs geht, sehr führsorglich. Ich selbst habe mal beobachtet wie eine Mäusemutti todesmutig sich in Gefahr begab um ihre Jungen, eines nach dem anderen zu retten, nachdem ein Stapel Holz o.ä. weggeräumt worden war und die kleinen Mäuschen schutzlos waren. Ich fand es sehr beeindruckend, wie mutig so eine kleine Maus ist. Eine schöne und traurige Geschichte zugleich.
  • Seelen Farben 18. Februar 2005, 7:11

    finde es klasse nicht nur schöne bildern, sondern hier auch noch eine sehr liebe geschichte zu finden. und wie bildlich du alles geschreibst...
    hast mit der maus in der hand geschlafen... du bist ja sehr zärtlich..
    schade das die geschichte so traurig endet..
    liebe grüße
    dirk
  • erica conzett ec 17. Februar 2005, 13:04

    hallo brigitte, duch deine anmerkung in meinem blid sonnenuntergang in ungarn, (werde deine vorschlag befolgen) bin ich auf deine seite gegangen. eine schöne geschichte mit deiner kleinen maus, ein wunderschönes bild, und eine schöne erinnerung trotz traurigem ausgang
    liben gruss erica
  • Richard Schult 16. Februar 2005, 18:57

    Liebe Brigitte, außer über die Maus haben wir durch Deine Geschichte sehr viel über Dich erfahren, was Dich mir noch sympathischer macht. Eine wirklich anrührende Geschichte. Ich hätte Dir einen glücklicheren Ausgang gewünscht.
    VG Richard
  • Roland Stumpf 16. Februar 2005, 11:38

    erst dachte ich ist ja wie im märchen
    leider kein gutes ende
    meine geschichte ging gut aus
    das mäuschen war bei meinem silo
    hab das nest versehendlich kapput gemacht

    gruß roland
  • Anne Maxen 16. Februar 2005, 11:33

    Dein Foto und die ganze Geschichte ist traurig. Vielleicht heitert dich mein kleiner Frosch etwas auf. Grüße Anne M.
    das richtige Bett...
    das richtige Bett...
    Anne Maxen
  • Matthias Naumann 16. Februar 2005, 10:57

    Traurig schön....
    LG
  • Pe Tra 16. Februar 2005, 10:51

    Eine wirklich traurige aber denoch schöne Geschichte.

    LG Petr@

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