Zurück zur Liste
Kreuzweise Teil 9

Kreuzweise Teil 9

5.235 7

Bernhard Kletzenbauer


kostenloses Benutzerkonto, Reichelsheim

Kreuzweise Teil 9

Einen Beitrag hab´ ich noch. Und den stelle ich auch gleich in die Gruppe Tutorials. Ich versuchte bisher vergeblich auf konstruktivem-, geometrischem Wege die maximale Deviation herauszubekommen. Deshalb musste ich es empirisch angehen.
Die hintersten und vordersten Dreiecke haben eine seitliche Verschiebung zwischen einem Drittel und einem Viertel der Bildbreite. Bei genau einem Drittel war es für mich schon nicht mehr möglich mehrere Dreiecke in einer Reihe zu überblicken. Die Quadrate haben ¼ Bildbreite als Deviation, die Fünfecke 1/5, die Sechsecke 1/6 und die Achtecke 1/8. Bei den Kreisen liegt die Abweichung bei 1/10.
Genaugenommen müssten die Abweichungen in der unteren Bildhälfte etwas größer sein um dieselbe Raumtiefe zu erzielen, weil die geometrischen Verhältnisse vor dem Scheinfenster anders sind als hinter dem Scheinfenster. Aber für Demonstrationszwecke ist das Bild genau genug. Eventuell liegt die Grenze der Deviation bei der Hälfte unseres Augenabstandes, also bei 3 cm (die Sechsecke im Bild).
Auch wenn wir gerne mehr Tiefe hätten, so ist bei einem Stereopaar im DIN A 4- Querformat selbst unter günstigsten Bedingungen nicht mehr Bildtiefe als etwa 11 cm nach vorne und 22 cm nach hinten erreichbar.
Zufällig liegen die hintersten und vordersten Dreiecke so, daß von ihnen der Blick leicht auf ein drittes, magisches Auge in der Mitte zwischen den gezeichneten Augen springen kann. ;-)

Beim Erstellen dieses Bildes wurde ich an Albert Einsteins Relativitätstheorie erinnert. Denn beim Stereosehen gibt es auch viele Variablen und nur eine Konstante.
Einstein beschrieb den dreidimensionalen Raum als variable RaumZeit. Sowohl der Zeitablauf als auch der Raum sind relativ. Wenn der Raum zum Beispiel in einem starken Schwerkraftfeld zusammengestaucht wird, dann verlangsamt sich auch proportional dazu der Zeitablauf in diesem Bereich. Als Resultat erhalten wir überall und jederzeit eine konstante Lichtgeschwindigkeit.
Beim Stereosehen ist nur unser Augenabstand konstant. Die räumliche Tiefe des betrachteten Stereo-Bildpaares variiert mit der Betrachtungsmethode und dem Betrachterabstand zum Bild. Beim Kreuzblick erhöht sich die Bildtiefe proportional, je weiter unsere Augen sich vom Bild entfernen.
Und beim Scrollen des Bildes erkennt man eine weitere Relativität. Immer diejenigen Objekte, die sich gerade an der oberen oder unteren Bildschirmkante befinden, sind auf gleicher Raumtiefe wie der Monitor.
;-)

Nächster Teil:

Kreuzweise Teil 10
Kreuzweise Teil 10
Bernhard Kletzenbauer


Vorheriger Teil:
Kreuzweise Teil 8
Kreuzweise Teil 8
Bernhard Kletzenbauer


Tiefenmaximum, Deviation 1/3 Bildbreite:
Tunnelblick im Elsass
Tunnelblick im Elsass
Coolmast

Kommentare 7

  • In2itiv Pictures 11. August 2010, 9:08

    Großartiges Tutorial !
    Danke dafür Bernhard !

    LG Kai
  • Albrecht Klöckner 21. Dezember 2008, 17:57

    Gooed Ex Arse Eyes, as it were...
    plain non-cryptic: Good exercise
    nebba mine!
    Albrecht
  • Serge Côté 21. Dezember 2008, 17:13

    A good exercise for the eyes. :-)))))

    Serge
  • Bernhard Kletzenbauer 21. Dezember 2008, 10:20

    @ Albrecht
    Daß die Aufnahmebedingungen immer den Betrachtungsbedingungen angepaßt werden müssen schließt doch bereits den Betrachter mit ein. ;-)

    Deshalb auch noch den Anhang über die Relativität der Raumtiefe.
    Ein Bekannter von mir, mit 7 cm Augenabstand, wird das Stereobild auch ganz anders wahrnehmen als ich oder meine 5-jährige Nichte.
    Und Stereoskopen, die ihre Bilder als Dias übereinanderprojizieren und mit Polarisationsbrille betrachten, werden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wegen meiner lax formulierten Regeln, die so gar nicht nach komplizierten Rechenformeln aussehen. ;-)
    Ich selbst habe bei Papierausdrucken meist 30 cm Leseabstand, und vor dem Monitor 60 cm Abstand. Nach diesen Maßen richte ich schon die Aufnahmen aus.
    Daß beim direkten Sehen ab 500 m bis 1000 m Schluß ist mit 3D-Sehen, kann man beim Fotografieren durch große Basis ausgleichen.
    Aber meine Betrachtung der Stereo-Bildpaare wird sich innerhalb der Grenzen bewegen, die obiges Bild aufzeigt.
    Na ja, vielleicht nicht ganz so. Ich kann solche Bilder noch höher machen, und muß am Monitor scrollen.
    Bei Papierausdrucken kann ich mir solch lange Streifen an die Wand hängen und beim Betrachten Kniebeugen machen. ;-)
  • Albrecht Klöckner 21. Dezember 2008, 9:50

    Bernhard, mit dem Betrachten Deiner Konfiguration habe ich keine Probleme, im Gegenteil, es macht mir richtig Spaß, mit den Augen darin herumzuklettern! Einzige kleine Irritation: Die Bild-Höhe erfordert etwas Scrollen, und das unterbricht mir die Gesamt-Wahrnehmung.
    Du schreibst "Die Aufnahnebedingungen müssen immer..." Das kann von mir aus nur für den jeweiligen Betrachter gelten, denn Gegebenheiten, Möglichkeiten und Interessen sind doch individuell äußerst verschieden!
    "Allen Leuten recht getan ist eine Kunst, die niemand kann"
    Mich reizt es, auch und besonders in 3D meine persönlichen Grenzen zu erkunden und zu erweitern, auch wenn das dann nicht Jedermanns Verständnis und Zustimmung findet.
    Lob und Dank für Deine Beiträge auf den Wegen zu neuen SEH-Ufern!
    Gruß
    Albrecht
    PS: Das Dritte Auge mit der "wabernden" Augenbraue und den wechselnden Lichtreflexen kribbelt besonders interessant!
    PPS: Richtig abenteuerlich wird es, wenn ich - mit Hilfe eines "basis-verdoppelnden" Bildbetrachters
    Basisvergrößerung
    Basisvergrößerung
    Micha Luhn
    Deine Grafik im Divergenzblick angehe! Da ist dann allerdings für mich nur der obere Teil fusionierbar, am unteren muss ich noch "dehnen"...


  • Bernhard Kletzenbauer 21. Dezember 2008, 0:20

    Nein, als Ganzes KANN man die Gruppierung nicht einwandfrei betrachten. Es MUSS für jede Reihe eine Neujustierung erfolgen! So ist es gewollt.
    Die Absicht dahinter besteht (wie im Text beschrieben) darin, die maximal erreichbare 3D-Tiefe für diese Bildgröße herauszufinden.
    Denn die Aufnahmebedingungen müssen immer den Betrachtungsbedingungen angepaßt werden.
    Wenn man also nur die Achteck-Reihe noch gut erkennen kann, sollte man bei den eigenen Aufnahmen auch nicht mehr seitliche Abweichung als 1/8 der Bildbreite haben.
  • Peter Gobber 20. Dezember 2008, 23:44

    Ich muss jedenfalls für jede Reihe der geometrischen Figuren eine neue Justierung der Augen vornehmen. Als Ganzes ist die Gruppierung jedenfalls für mich nicht zu betrachten; ist aber auch nicht gewollt, oder?
    Peter