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Es weihnachtet sehr ...

Es weihnachtet sehr ...

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Cinella


kostenloses Benutzerkonto, Schlüchtern (Hessen)

Es weihnachtet sehr ...

... einen kurzen Wintereinbruch hatten wir zwar vor wenigen Wochen, doch ist davon nicht viel übrig geblieben ;-))

Ich wünsche Euch allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Eurer Lieben, feiert schön und lasst Euch reich beschenken.

Leider glänze ich momentan wieder etwas durch Abwesenheit, doch zum neuen Jahr hin soll sich das wieder ändern.

Ach ja, wollte auch noch was dalassen ... etwas schwermütig und doch mit ein klein wenig Hoffnung ... die sollten wir uns behalten in der heutigen Zeit ... bis bald und machts erstmal gut :-))

Glg Tanja
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Schneeflöckchen
von Martha Ruhmann

Draußen wirbelte der Schnee in großen Flocken zur Erde nieder, leise, still wie ein himmlischer Weihnachtsgruß. Viele zarte Schneeflöckchen schlüpften behende in die Nähe der erleuchteten Fenster, um dort ein wenig von der Weihnachtsherrlichkeit zu erspähen.

Die Nach senkte sich herab. Ein scharfer Wind erhob sich und blies durch die Straßen, auf seinen weiten Schwingen nahm er die Flöckchen mit fort, weit fort in den Wald. Es wurde kälter und immer kälter. Die zerzausten, zusammengewehten Schnee-Elfchen froren sehr. Sie drängten sich dicht zusammen; sie fürchteten sich wohl unter den dunklen Fichten. Bald hüllte die schneeigen Kleinen ein glitzernder Schleier ein. Es knisterte, und, horch! war das nicht ein leises Flüstern?

„Oh, ich habe einen Weihnachtsbaum gesehen, als ich mich dicht an das Fenster eines vornehmen Hauses duckte,“ begann ein kleines Schnee-Elfchen, „eine hohe Frauengestalt schritt freudig in dem halbdunklen Raum hin und her. Da sah ich viele schöne Spielsachen, die die Engelein in Knecht Ruprechts Werkstatt gemacht hatten.“

Ein schwarzer Rabe, der auf einem Fichtenzweig frierend hockte, krähte, so tief er konnte: „Vorgestern Nacht habe ich Knecht Ruprecht gesehen. In seinem Sacke steckten Spielsachen und Leckerbissen. Raab, raah, ich habe einen Winterhut für die Frau Gemahlin und Liliputspielsachen für die Kinderchen bestellt. Raab, raab, werden die sich freuen!“

„Oh, meine Kinder in dem schönen Haus haben sich auch sehr gefreut,“ plauderte das Flöckchen weiter, „ein großer, schöner Mann zündete die Kerzen am Baume an. Ich war ganz geblendet. Die grünen Tannenzweige waren mit Gold und Silber geschmückt. Oben aber schwebte ein Engelein. Die Frau nahm glücklich lächelnd die Schelle, und bei ihrem Silberton stürzten drei Mädchen und ein Bube voller Jubel ins Zimmer! Hei, das war eine Lust zu sehen!“

„Hätte ich das doch auch gesehen!“ seufzte ein kleines Schneeflöckchen, das noch immer von dem schönen Himmel träumte und sich hier unten auf der Erde sehr unglücklich fühlte. Aufmerksam lauschte es den Worten der weitgereisten Schwester: „Ich hätte immerzu hinsehen können, doch ach, der Lichterglanz erlosch. Es wurde still und dunkel. Ich aber schlief ein. Im Träume bin ich hierhin geweht, und nun sehne ich mich nach dem freundlichen Zimmer und den glücklichen Menschen!“

Die einsame Fichte hatte ihre Zweige tief herabgeneigt; still hörte sie dem glitzernden Völkchen zu. Von einem kleinen Ästchen fiel seufzend ein weißes Schneekind herab; die anderen baten es, ihnen seinen Kummer zu sagen. Leise und traurig erzählte es: „Ich habe schweres Herzeleid gesehen. Mich hatte der Wind an ein Kellerfenster geweht, hu, wie kalt war’s dort! Ein blasses Kindergesicht schaute mich wehmütig an. Warum freute es sich nicht in der Weihnacht? Ich hörte eine Kinderstimme schluchzen. Als ich in den Keller schaute, sah ich einen dunklen Knabenkopf an die Kissen eines ärmlichen Lagers gelehnt, - und auf dem Bette lag eine totenblasse Frau. Ihre Hand ruhte auf dem Haupt des Kindes, zitternd streichelte sie ihren jammernden Knaben. Ich bebte vor Angst und Mitleid.“ Leise flüsterte das Flöckchen: „ Die Mutter mußte wohl sterben? So allein, oh wie schrecklich!“ Der schwarze Vogel krächzte unheimlich: „Sie muß sterben, sie muß sterben!“ – Kalt und schaurig pfiff der Nordwind durch den schweigenden Wald, die Fichte bewegte langsam ihr schneegekröntes Haupt. Die armen Schnee-Elfchen wurden traurig. Schüchtern fragte ein Flöckchen, ob es etwas aus seinem jungen Leben erzählen sollte. Gerne horchten die andern, denn dann fürchteten sie sich nicht mehr. „Als mich in der heiligen Weihenacht der liebe Gott zur Erde schickte, war ich zuerst ein wenig bange. Ich schlüpfte eilig, mein Schwesterchen an der Hand, in den weißen Pelz einer Kapuze, die ein kleines feines Mädchen um ihren goldgelockten Kopf gehüllt hatte. Rasch eilte sie dahin, eine schlanke, große Frau begleitete sie. Die Kleine plauderte von Christgeschenken, von armen Kindern und einer todkranken Frau. Mutter und Tochter traten in ein kleines, dunkles Zimmer. Sie mußten eine düstere Treppe hinabsteigen. Ich wagte mich nicht aus meinem Versteck. Ich hörte Schluchzen und stammelnde Dankesworte. Bald wurde es um mich hell und warm. Ich glaube, der Weihnachtsengel war in den öden Kellerraum getreten und hatte himmlischen Glanz und himmlische Freude mitgebracht! Eine leise, bebende Stimme sagte: „Gott vergelt’s!“ Bald hätte ich geweint; aber dann wäre ich ja geschmolzen. Wiederum war es Nacht um mich, feierliche Glockenschläge tönten durch die Luft – es war Weihnacht. Ich aber schlief ein. Als ich ausgeträumt hatte, war ich im dunklen Wald, allein, einsam. Wo war mein Schwesterchen? Ob es wohl geweint hat und nun ein Eis-Elfchen geworden ist?“

Es wurde still, die kleinen Schneeflocken waren müde. Sie wollten schlafen, träumen. Der Rabe flog fort; auch er begab sich zur Ruhe. – An den Zweigen der dunklen Fichte funkelten und glitzernden zarte Eisperlen. Ob die Schneeflocken wohl geweint haben?

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