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Eine Versteinerung und ein Blick auf das Transzendentale

Eine Versteinerung und ein Blick auf das Transzendentale

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KGS


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Eine Versteinerung und ein Blick auf das Transzendentale

Ladenburg, Blatt auf einem Steinfußboden, 30.07.2009

(Canon 400 D, f/5,6 bei 25 mm, 1/200 s, ISO 200, Teilbereichsmessung - mittenbetont, Programmautomatik, Bearbeitung: Adobe Photoshop 7.0, Tonwertkorrektur, Rahmen; IrfanView, Filter: Rock, Stufe 1 )
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http://www.welt.de/welt_print/article1811712/Die_Welt_von_oben.html

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Kommentare 45

  • KGS 28. August 2009, 7:41

    @Arte Florale: Liebe Hanne, danke!
    LG. Kerstin
  • KGS 28. August 2009, 7:40

    Lieber KD, ;-)). Das ist schön geschrieben! Danke!
    Grüße. Kerstin
  • Karl-Dieter Frost 27. August 2009, 14:04

    Da bin ich aber platt - sagte das Blatt.
    Aber so ist das: Manchmal muss man viel über sich er-"gehen" lassen, um so richtig zur Geltung zu kommen!
    :-))
    Gruß KD
  • KGS 8. August 2009, 9:19

    @Adrian: Lieber Adrian, danke!
    Den Lebensweg des Blattes im Bild konnte ich natürlich nicht verfolgen; vielleicht war es in der Tat so, wie Du es beschreibst und es wurde schließlich in dem sichtbaren Zustand durch den Wind in die offene Maschinenstation getragen.

    Was die kreative Entfaltung betrifft, war übrigens auch das Bild mit dem Bezug zu Liszt sehr schön, das Du zunächst verlinkt, und dann doch wieder entfernt hast ;-)).
    Ich hatte übrigens ursprünglich auch eine der "Etudes d'exécution transcendante" von Liszt unter dem Bild verlinkt, sie dann allerdings doch wieder entfernt, da ich das Bild nicht medial überfrachten wollte :-).
    Aber mit diesen zwölf Etüden wäre auch eine vielleicht nicht uninteressante Verbindung zum Bild gegeben gewesen, zumal der Todestag von Liszt sogar auf einen 31. Juli (das Einstelldatum) fällt.

    Grüße. Kerstin
  • KGS 8. August 2009, 8:45

    @Carsten: Lieber Carsten, was die Versteinerungen betrifft, nehmen die Fachleute ja sogar an, dass von den damals entstandenen Tier- und Pflanzenarten lediglich ein Prozent fossil erhalten blieb.
    Interessant ist natürlich, dass die in unsererem kurzen Dasein auf der Erde gefundenen Versteinerungen von Tieren und Pflanzen aus einer Zeit stammen, in der nicht sie selbst einen bewussten Anteil daran hatten, dass es zu klimatischen Veränderungen und Änderungen in ihrem Lebensbereich kam; dies war in der Regel das Resultat der sehr aktiven erdgeschichtlichen Entwicklung.
    Dass sich solche Veränderungen in großem Maßstab allerdings auch heute ereignen könnten, ist nicht unwahrscheinlich; man denke nur an das aus menschlicher Sicht eigentlich unvorstellbare Potenzial eines innerhalb der nächsten Jahrtausende erwarteten Ausbruchs des Yellowstone-Vulkans.

    Wenn wir die Versteinerungen eines solchen Blattes nicht nur bildlich für ein einzelnes Exemplar betrachten, sondern sinnbildlich übertragen auf große Mengen solcher Pflanzenreste, die über Tausende Jahre durch Carbonisierung zu Kohle wurden und die heute in der vergleichbaren Zeit eines Wimpernschlages abgebaut und verbrannt werden, so wird das Missverhältnis zwischen Versteinerung und das Aus-dem-Stein-holen überdeutlich ... was dann wieder zu Überlegungen bezüglich Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit ... auch in Bezug auf kommende Generationen führt.

    Du hast schon Recht, dass die Erkenntnis, sterblich zu sein, schmerzt und vielleicht auch dazu führt, dass es schwerfällt, manche Probleme anzugehen. Aber der Mensch hat eine Verantwortung übernommen. Und selbst wenn er nicht alles Zukünftige überschauen kann, so ist es ihm durchaus möglich, in der aktuellen Entwicklung nicht neue Fehler zu begehen ... wovon einer wäre, neue Kohlekraftwerke zu bauen, statt auf regenerative Energien zu setzen (zu denen auch Blätter gehören ;-)). http://www.stern.de/wissenschaft/natur/:Umweltstudie-Deutsche-Kohlekraftwerke-Dreckschleudern/588795.html
    Grüße. Kerstin
  • KGS 8. August 2009, 0:36

    @Carsten und Adrian: Lieber Carsten, lieber Adrian, vielen Dank für die schönen Besprechungen!
    Ich antworte darauf im Lauf des Tages!
    Grüße. Kerstin
  • KGS 8. August 2009, 0:35

    @Eckhard: Lieber Eckhard, Du hast Recht; mit der Fotografie trockener und welker Blätter könnte man sich derzeit fast täglich befassen; erstaunlich viele Bäume beginnen bereits sich zu verfärben. Noch herrscht jedoch kein trübes, immerfeuchtes Spätherbstwetter und selbst die zu früh Herabgefallenen, die uns nicht mit ihren leuchtenden Farben durch den Herbst begleiten werden, können in ihrer Form und ihrer Struktur durchaus eine große Schönheit aufweisen. Dieses Foto ist allerdings fast ein Zufallsprodukt; ich wartete einige Minuten auf einen Kollegen und schaute für einen Moment auf den Boden, sah das Blatt, das vielleicht sogar noch aus dem Vorjahr stammen mag, dachte an ein anderes, zog die Kamera heraus; es blieb Zeit für ein einziges Bild - dieses.

    Die künstliche Versteinerung war hier natürlich Mittel zum Zweck; sie sollte Parallelen ermöglichen und das Bild - wie immer, wenn ich etwas in der Sektion „Ästhetik der Sichtbarkeit“ einstelle (die mit dem Fokus auf Ästhetik ja eigentlich wenig zu tun hat), da man in der fc auf eine entsprechend passende Sektion verzichtet - für eine symbolische Betrachtung öffnen. Dabei fand ich durchaus interessant, dass man sich bei diesem Motiv sowohl eine vorwärts- als auch eine rückwärts gerichtete Entwicklung vorstellen kann. Das Einsinken, das Verschmelzen mit dem Stein bzw. das Steinwerden, aber auch das Entgegengesetzte, das Freigeben, das Herausschälen, das Formen aus dem Stein hatte in meiner Vorstellung etwas sehr Reizvolles.
    All das kann man natürlich sehr schön auf die weltgeschichtliche Mikrosekunde übertragen, wie Du das so treffend formuliert hast.

    Dabei ist es eben leider so, dass wir lediglich das in der Vergangenheit Liegende entdecken können, man denke exemplarisch nur an das freigelegte Exemplar des Urvogels http://www.hu-berlin.de/pr/publikationen/tsp/ss04/urvogel_html oder an die Stadt und die versteinerten Menschen von Pompeji. Eine entsprechende Einsicht in das Zukünftige zu erhalten, wäre nicht weniger interessant und vermutlich äußerst lehrreich und sehr erschreckend. Vielleicht könnte es etwas davon aufzeigen, wie seit Beginn der Industrialisierung im Unverstand, durch Gleichgültigkeit oder im Schlepptau der Bereicherung Einzelner mit den Ressourcen dieser Erde umgegangen wurde und wird, auch wiederum mit den versteinerten, den fossilen. Und möglicherweise würde ein solcher Einblick die Menschen zum raschen Einhalt, zum Denken und Umdenken bewegen. Die Programme und Vorhaben der Regierungen, die negativen klimatischen Entwicklungen aufzuhalten, zu stoppen, sind sicherlich als positives Signal zu werten, aber reichen sie aus und werden sie - man hört und liest davon fast täglich in den Medien - nicht allzu oft interessenbedingt unterwandert und verhindert? Mit dem Titel „Das Offshore-Märchen“ hatte ich einmal einen entsprechenden Artikel unter einem Bild von Carsten verlinkt.
    In diesem Zusammenhang erschien mir das Verknüpfen einer möglichen Deutungsebene zum Werk Saint-Exupérys, auf dessen Todestag ich mit dem Einstelldatum und mit deinem Bild „Nachtflug“ - ein Titel eines seiner Bücher - hinweisen wollte, recht sinnvoll, denn wie Du zurecht schreibst, ist seine vielleicht bekannteste Publikation „Der kleine Prinz“ auf ihre einfache und bezaubernde Art vor dem Hintergrund unserer weltgeschichtlichen Mikrosekunde und der aktuellen Umweltpolitik interessant und nachdenkenswert.
    Danke auch für den interessanten Link zur Fernseh-Dokumentation!

    Ich schrieb anfangs bereits, dass ich bei dieser Art der Darstellung sowohl die Richtung der Versteinerung als auch die des Herauslösens bzw. Heraushebens sehen möchte. Beides muss ja nicht allein mit dem Wissenschaftsgebiet der Archäologie verknüpft werden, sondern kann auch im Bereich der Filo-Sofie :-) auf verschiedene Art sinnbildlich verstanden werden. Man könnte die beiden Entwicklungsmöglichkeiten eines Motivs vielleicht sogar unter dem Gesichtspunkt der Dialektik betrachten.
    Nicht zuletzt spiegelt das Herauslösen des Blattes aus dem Urgestein bildlich auch die Entstehung einer Idee von etwas, die Gedanken, die aufsteigend und reifend Gestalt und Struktur annehmen.

    Kant. Natürlich führt der Begriff „transzendental“ sofort auf eine seiner Hauptarbeiten, die „Kritik der reinen Vernunft“. Danke für deine wunderbaren und ausführlichen Erläuterungen dazu. Nun war Kant ja bekanntlich auch einer der Hauptvertreter der Aufklärung. http://www.uni-potsdam.de/u/philosophie/texte/kant/aufklaer.htm Du gehst auf diese unter deinem neuen Bild
    Tanz oder: An einem Tag im August
    Tanz oder: An einem Tag im August
    E. W. R.
    mit dem Zitat aus der „Dialektik der Aufklärung“ von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer auf einer der möglichen Interpretationsebenen ein. Man könnte das, was den philosophischen Bereich betrifft, als gelungene Anknüpfung und Überleitung betrachten, zumal ich mit derals Quersumme der Einstellzeit auch bei meinem Bild bereits ein wenig mit deren Symbolik in diesem und den anderen angesprochenen Bereichen spielen wollte ;-).

    Kerstin
  • Adrian K 7. August 2009, 16:04

    Die ständige Wechselwirkung zwischen Sonneneinstrahlungen und Regengüßen
    ließ das Blatt die Struktur des Steines annehmen. Eine kunstvolle gegenseitige Verschmelzung als Zeuge des launischen Wetters. Somit entsteht eine neue Beziehungsstruktur und auf diese Weise wird die Grenze zwischen der lebendigen und unbelebten Materie durchschritten. Das Naturgeschehen bekommt den Charakter einer fortwährenden kreativen Entfaltung. http://www.kreativeentfaltung.de/


    Viele Grüße Adrian
  • Carsten Mundt 7. August 2009, 10:41

    Nun, liebe Kerstin, hat Eckhard ja bereits sehr ausführliche Gedanken nieder geschrieben.

    Umweltschutz, Menschenrechte, Lebenssinn, usw., eben alles, was das menschliche Leben ausmacht für diese "Mikrosekunde".

    Was wir an Versteinerungen finden sind Abbilder aus der lebendigen Mikrosekunde von Pflanzen und Tieren, von denen es die meisten Arten mittlerweile gar nicht mehr gibt.

    Die Erkenntnis, sterblich zu sein und nur kurz auf dieser Welt verweilen zu dürfen, schmerzt manchmal und ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, aus denen es uns so schwer fällt, gewisse Probleme anzugehen.
    Erstens fehlt uns die nötige Lebensspanne, um bestimmte Aspekte unseres Handelns überschauen zu können, zweitens vielleicht auch die Motivation, denn bis es dann wirklich einmal positive Resultate geben könnte, werden wir nicht mehr da sein, um die Früchte der Anstrengung geniessen zu können.

    In gewisser Weise könnte man die zahlreichen Bauwerke, die an ein vergangenes Leben erinnern, ich denke da z.B. an die Pyramiden, das Taj Mahal, und Ähnliches, auch als versteinertes Leben betrachten.

    Immerhin erinnert man sich derer, die sie errichten liessen.

    lg Carsten
  • KGS 5. August 2009, 17:42


    @Eckhard: Lieber Eckhard, danke für deine wunderbare Besprechung! Ich antworte wie stets ein wenig später.
    Kerstin
  • KGS 5. August 2009, 17:41

    @werner weis: Lieber Werner, danke für deine interessanten Anmerkungen!
    Natürlich haben auch lustige Assoziationen hier ihren Platz, warum denn auch nicht ;-). Die Gedanken und Vorstellungen, die ein Bild beim Betrachter auslösen, müssen ja nicht zwangsläufig gleich sein; im Gegenteil, neue Sichtweisen können bereichern und den eigenen Horizont erweitern.
    Das gerollte Tabakblatt (schade, dass ich die Bilder der alten Tabakblätter, die ich hier einmal eingestellt hatte - ich arbeite ja an einer Versuchsanstalt, die sich u.a. mit Tabak befasst - wieder gelöscht habe) auf dem Stein ist natürlich sehr gut vorstellbar!
    Ich gebe zu deinem Bild noch ein Teil hinzu ;-))
    Im Dialog
    Im Dialog
    KGS
    Grüße. Kerstin
  • KGS 5. August 2009, 17:40

    @J-La und Claudy B.: Liebe Clady, lieber Jürgen, danke! Freut mich natürlich! Grüße. Kerstin

    @Bringfried Seifert: Lieber Bringe, wie Du in der Beschreibung siehst, hatte ich bei dem Steinfilter nur die Stufe 1 benutzt; es ist also eigentlich nur eine ganz geringfügige Veränderung zum Originalbild.
    Der Fußboden an sich war bereits sehr rauh und grob; es ist der Boden einer Maschinenhalle in einer Versuchsstation, der auch befahren wird und deshalb nicht sehr sauber ist. Mir kam es hier hauptsächlich auf die technische Anpassung des Blattes an und die war nur mit diesem Filter in der Form zu erzielen (jedenfalls in den mir zur Verfügung stehenden Bildbearbeitungsprogrammen).

    Stärkere Stilisierung hätte zu viel vom "Feinfühligen" (Eckhard bezeichnete es sehr schön) genommen und das war in diesem Fall nicht in meinem Sinn.
    Aber ich weiß, das ist natürlich immer Ansichts- und Geschmackssache. Deshalb ist dein Einwand völlig berechtigt und ich kann ihn auch gut nachvollziehen.

    Danke dafür! Grüße. Kerstin

  • E. W. R. 5. August 2009, 9:11

    Liebe Kerstin,

    Aufnahmen dieser Art könnten uns jetzt zwanglos insoweit gelingen, als deren Objekte in Gestalt halbverwelkter, vertrockneter, im Regen zertretener Blätter zur Zeit überall draußen herumliegen oder unter Schuhen mit in die Gebäude getragen werden. Bis zur Versteinerung, die Du durch deine Bearbeitung – übrigens sehr feinfühlig – suggerierst, wird es freilich bei dem gezeigten Exemplar wie auch bei den vielen anderen nicht kommen, weil dazu die dazu notwendigen Bedingungen fehlen, was Du als Naturwissenschaftlerin natürlich viel besser weißt als ich.

    Bei dieser Gelegenheit müssen wir uns leider auch darüber im klaren sein, dass es, selbst wenn es dazu käme, aller Voraussicht nach niemanden mehr auf der Erde geben wird, der diese Versteinerung intellektuell als solche erkennen könnte, wenn es einmal so weit sein würde. Man selbst kann natürlich auch nicht dabei sein, nachdem die weltgeschichtliche Mikrosekunde, in der wir selbst unser Leben leben, lange vorbei sein wird. Aber es ist immerhin lehrreich, sich vorzustellen, wie es sein könnte.

    Abstrakte Landschaft
    Abstrakte Landschaft
    E. W. R.


    In dieser weltgeschichtlichen Mikrosekunde, die für uns jene Jahre Leben ausmachen, die wir haben, schwingen sich einige doch zu erstaunlichen Leistungen auf. Du nennst als Beispiel Antoine de Saint-Exupéry, von dem die meisten bestimmt den „Kleinen Prinz“ kennen, der auch heute noch die Kinderherzen zu verzaubern vermag und den Erwachsenen zu denken geben könnte, wie das auch andere Klassiker der Kinderbuchliteratur tun.

    Heller als tausend Sonnen
    Heller als tausend Sonnen
    E. W. R.


    Dass er auch ein begeisterter Flieger war und bei einem Einsatz, den er eigentlich gar nicht hätte fliegen dürfen, ums Leben kam, wissen vielleicht die wenigsten. Leider hat er sich dazu regelrecht gedrängt. Im 2DF wurde am 30. 11. 2008 eine sehr gute Dokumentation über den Abschuss Saint-Exupérys gesendet, in der auch nachgewiesen wurde, dass er sich bei seinem letzten Flug in einer Aufklärungsmaschine, die typischerweise für diese Zeit und auch spätere Zeiten nicht bewaffnet war, sogar von der vereinbarten Flugroute entfernt hatte; darum war es auch so schwer, das Wrack seiner Maschine zu finden.

    http://stream-tv.de/sendung/1206540/terra-x-duell-in-den-wolken

    Der deutsche Flugoffizier, der ihn vom Himmel holte, hat sich ein Leben lang Vorwürfe gemacht, weil er diesen Autor sehr schätzte. Aber woher sollte er wissen, wen er vor sich hatte? Auf jeden Fall ist der 31. Juli 1944 sein Todestag, der sich am Tag des Einstelldatums deines Bildes zum 75. Mal jährt. Übrigens wird dieser Gedenktag nicht in jedem Jahrestagskalender aufgeführt; das ist sehr bedauerlich.

    Denn Saint-Exupérys Werk „Der kleine Prinz“ ist gerade heute wieder aktuell, wo es darum geht, in der Umweltpolitik über Tellerränder der nationalen Politik hinauszusehen und zu einer globalen Umweltpolitik zu gelangen, mit der verhindert werden könnte, dass der Planet Erde für uns und alle anderen Spezies, wie wir sie kennen, unbewohnbar wird. Dass es für das Herumreißen des Steuers mittlerweile fast zu spät ist, sollte mittlerweile auch dem letzten Sorglosen vermittelt worden sein. Da ist das Bild des kleinen Prinzen, der seinen kleinen Planeten wie einen Garten hegt und pflegt, doch ein schönes Vorbild, bereits für die Kinder. Und so steht es auch in der Bibel, einem Buch, das zwar viele Bücherschränke bevölkert, aber offenbar wenig gelesen wird.

    Am Anfang (5 a - Eine mögliche Sicht)
    Am Anfang (5 a - Eine mögliche Sicht)
    E. W. R.


    Dass eine nationale und globale Umweltpolitik, die eine Erde ohne uns zumindest hinauszögert, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass der Mensch als Abkömmling einer intelligenten Savannenaffenart gewiss ganz gut für die Bewältigung der alltäglichen Bedürfnisse gerüstet ist, dass ihm aber für die Transzendierung seiner selbst im Sinne einer Vorausberechnung der Zukunft über die voraussichtliche eigene Lebensspanne selbst ganz offensichtlich das Organ fehlt. Wir sprachen bereits unter dem Bild



    darüber. Es ist eine ziemlich vermessene Idee zu glauben, dass das angesichts der Begrenztheit unseres Gehirns ohne weiteres möglich wäre; dafür ist es offensichtlich gar nicht konstruiert worden. Die als solche erstaunlichen Fähigkeiten der „Savants“ – einer von ihnen ist in der Lage, das Panorama Roms aus dem Gedächtnis aufzuzeichnen, Straße für Straße, Haus für Haus, nachdem er eine halbe Stunde mit dem Hubschrauber über die Stadt geflogen ist – werden mit furchtbaren Defiziten auf anderen Ebenen der Seinsbewältigung bezahlt. Offenbar ist das Gehirn als „Allrounder“ gedacht, und zwar für die Zwecke des Alltags. Unseres Alltags. Und es gibt gewiss Grenzen der Erkenntnisfähigkeit, gegen die wir vermutlich vergebens anrennen, wenn ich meinen Kollegen aus der Philosophie glauben schenken darf.

    Aber die habe ich selbst auch leider studiert, die Philosophie, mit heißem Bemühn ... es gibt nicht nur die horizontale Transzendierung, die in die Zukunft, sondern mit dem Begriff des Transzendentalen ist vor allem die vertikale Transzendierung verbunden. Und diese unter anderem natürlich mit einem der berühmtesten Philosophen unseres kleinen Planeten, mit Immanuel Kant. Sein Leben war, ohne dass er nun gerade das Abenteuer gesucht hätte wie Antoine de Saint-Exupéry, wobei dieser das Abenteuer zur persönlichen Abklärung zu brauchen meinte, was immerhin als Vorstufe zum Freimachen des Geistes von den Ansprüchen und Begrenzungen des Tages verstanden werden kann, auch nicht gerade geradlinig verlaufen, was übrigens auch für seine Philosophie zutrifft, über die sich jeder selbst informieren möge, der da lesen kann.

    Was das Transzendentale betrifft, so ist es vor allem mit seinem Hauptwerk, der „Kritik der reinen Vernunft“, verbunden, in dem es um die Frage geht: „Was kann ich wissen?“ Und dann, in der „Kritik der praktischen Vernunft“, um die Frage: „Was soll ich tun?“

    „In Folge ist die Kritik der reinen Vernunft (KrV), in der Kant seine Erkenntnistheorie niederlegt, eine Auseinandersetzung einerseits mit der rationalistischen, andererseits mit der empiristischen Philosophie des 18. Jahrhunderts, die sich vor Kant gegenüberstanden. Zugleich wird die KrV eine Auseinandersetzung mit der traditionellen Metaphysik, soweit diese Konzepte und Modelle zur Erklärung der Welt jenseits unserer Erfahrung vertritt. Gegen den Dogmatismus der Rationalisten (z. B. Christian Wolff, Alexander Gottlieb Baumgarten) steht, dass Erkenntnis ohne sinnliche Anschauung, d. h. ohne Wahrnehmung, nicht möglich ist. Gegen den Empirismus steht, dass sinnliche Wahrnehmung unstrukturiert bleibt, wenn der Verstand nicht Begriffe hinzufügt und durch Urteile und Schlüsse, d.h. durch Regeln mit der Wahrnehmung verbindet.“ (W. I. Kipedia)

    „Nun kommt Kants berühmte kopernikanische Wende: Wir erkennen nicht das Ding an sich, sondern nur dessen Erscheinung oder das Ding für uns. Diese Erscheinung wird aber durch uns als Subjekt, durch die apriorischen Sinnlichkeitsformen gegeben. Kant versucht diese Denkwende zu veranschaulichen, indem er sich auf die kopernikanische Wende bezieht. Kopernikus ist der erste, der verstanden hat, dass nicht die Sonne sich um die Erde dreht, sondern die Erde um die Sonne. Wir können uns das am Beispiel des Sehens gut verdeutlichen. Nach unserer Vorstellung der Außenwelt gibt es Gegenstände, die von den Sinnen aufgenommen werden – es wird affiziert. Diese sinnlichen Anschauungen werden uns nur als räumliche Gegenstände gegeben. Das Räumlich-Sein ist sogar die Bedingung ihrer Existenz. Die Außenwelt ist dabei bereits eine „subjektive“ Vorstellung. Solche aus einzelnen Elementen zusammengesetzten empirischen Anschauungen nennt Kant Empfindungen. Raum und Zeit aber werden als reine Formen der sinnlichen Anschauung den Empfindungen (der Materie) hinzugefügt. Sie sind reine Formen der menschlichen Anschauung und gelten nicht für Gegenstände an sich. Dies bedeutet, dass Erkenntnis immer vom Subjekt abhängig ist. Unsere Realität sind die Erscheinungen, d.h. alles was für uns in Raum und Zeit ist. Dass wir uns keine Gegenstände ohne Raum und Zeit vorstellen können, liegt nach Kant an unserer Beschränktheit und nicht in den Gegenständen an sich. Ob Raum und Zeit in den Dingen an sich existieren, können wir nicht wissen.“

    „Empfindungen allein führen aber noch nicht zu Begriffen. Kant führt seine Überlegungen hierzu in dem Abschnitt über die transzendentale Logik aus (Lehre von den Grundlagen des Denkens). Die Begriffe kommen aus dem Verstand, der diese spontan durch die produktive Einbildungskraft nach Regeln bildet. Hierzu bedarf es des transzendentalen Selbstbewusstseins als Grundlage allen Denkens. Das reine, d. h. von allen sinnlichen Anschauungen abstrahierte Bewusstsein des „Ich denke“, das man auch als die Selbstzuschreibung des Mentalen bezeichnen kann, ist der Angelpunkt der Kantischen Erkenntnistheorie. Dieses Selbstbewusstsein ist der Ursprung reiner Verstandesbegriffe, der Kategorien. Quantität, Qualität, Relation und Modalität sind die vier Funktionen des Verstandes, nach denen Kategorien gebildet werden.“ (W. I. Kipedia)

    Dazu wäre natürlich viel zu sagen, aber ich will es bei einem weiteren Zitat bewenden lassen:
    „Wie kommt es nun zu den metaphysischen Theorien? Dies ist eine Frage der Vernunft, die den Teil des Verstandes bezeichnet, mit dem wir aus Begriffen und Urteilen Schlüsse ziehen. Es liegt im Wesen der Vernunft, dass diese nach immer weiter gehender Erkenntnis strebt und am Ende versucht, das Unbedingte oder Absolute zu erkennen. Dann aber verlässt die Vernunft den Boden der sinnlich fundierten Erkenntnis und begibt sich in den Bereich der Spekulation. Dabei bringt sie notwendig die drei transzendentalen Ideen Unsterblichkeit (Seele), Freiheit (Kosmos) und Unendlichkeit (Gott) hervor. Kant zeigt nun in der Dialektik als der Wissenschaft vom Schein, dass die Existenz dieser regulativen Prinzipien weder bewiesen noch widerlegt werden kann.“

    Dabei ist es wohl kurz gesagt der springende Punkt in der Theorie Kants, dass er die Unsterblichkeit der Seele, die Freiheit (Kosmos) und die Unendlichkeit (Gott) als Projektionen der spekulierenden Vernunft auffasst und meint, dass deren Existenz weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Insoweit ist für Kant auch die Ethik, also die regulative Grundlage der praktischen Vernunft, auf einer Idee aufgebaut, nämlich der der Freiheit, die zwar nicht bewiesen werden kann, aber ihre notwendige Grundlage ist.
    Das Weitere kann an dieser Stelle nicht mit genügender Differenziertheit ausgeführt werden. Jedenfalls kommt Kant in Bezug auf die Frage „Was soll ich tun?“ zu folgender Lösung:

    „Der Mensch ist ein intelligibles Wesen, das heißt er ist in der Lage, in der Vernunft unabhängig von sinnlichen, auch triebhaften Einflüssen zu denken und zu entscheiden. Alle vernunftbegabten Wesen, und damit auch der Mensch, sind nicht fremdbestimmt (heteronom), sondern selbstbestimmt (autonom):

    „Der Wille ist ein Vermögen, nur dasjenige auszuwählen, was die Vernunft unabhängig von der Neigung als gut erkennt.“

    Dies bedeutet, dass die ethische Entscheidung im Subjekt liegt. Kant ist durchaus bewusst, dass die Forderung der Sittlichkeit ein Ideal ist, und dass kein Mensch sie zu jeder Zeit erfüllen kann. Dennoch ist er der Auffassung, dass jeder Mensch den Maßstab der Sittlichkeit in sich hat und weiß, was er nach dem Gesetz der Sittlichkeit tun sollte. Der autonome Wille (der Vernunft) gebietet also die sittlich gute Handlung. Die Vernunft legt dem Menschen die Pflicht auf, dem Gebot der Sittlichkeit zu folgen.“ (W. I. Kipedia)

    Daraus ergibt sich der kategorische Imperativ und die Naturgesetzformulierung:

    „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
    Naturgesetzformulierung: „Handle so, als ob die Maximen deiner Handlung durch deinen Willen zu einem Naturgesetz werden solle.“

    Die erwähnte transzendentale Freiheit ist die Bedingung der Möglichkeit des kategorischen Imperativs.

    Unbestreitbar sind die Bücher Kants weitaus komplizierter geschrieben als Saint-Exupérys „Kleiner Prinz“, aber sie laufen für die Praxis auf dasselbe hinaus. Wir tragen kraft der Möglichkeiten unserer Vernunft die Verantwortung für das Wohlergehen unserer Mitmenschen und der Erde. Dass es später eine entschiedene Kritik an dieser Art der Philosophie der Aufklärung gegeben hat, die in meinem nächsten Bild angesprochen werden soll, nimmt den Ideen Kants nichts von ihrer Größe.

    Neben den beiden erwähnten Fragen hat Kant noch zwei andere Fragen gestellt und zu beantworten versucht, nämlich „Was darf ich hoffen?“ und „Was ist der Mensch?“ Ich denke, dass es Gelegenheit geben wird, darauf an anderer Stelle näher einzugehen.

    Eckhard










  • † werner weis 4. August 2009, 7:56

    Dass ich Deine gelungene Fotografie ernst nehme, dies hast Du sicher gemerkt
    und hier assoziiere ich aber auch etwas Lustiges aus Deinem Foto heraus
    wobei hier der künstliche kurzlebige Beton den philosphierenden Stein
    und die künstlich aus Tabakblättern hergestellte Ziesche das majestätische Blatt
    aus Deinem Kunstwerk ersetzen