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Die erste öffentliche Sonderfahrt ...

Die erste öffentliche Sonderfahrt ...

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Hans Günter Graser


kostenloses Benutzerkonto, Hersbruck

Die erste öffentliche Sonderfahrt ...

... der 23 105 nach ihrer Aufarbeitung anläßlich des 150. Jubiläums der deutschen Eisenbahn.

"Samstag, 18. Mai 1985: Die zweite Dampflok, die für das Jubiläum wieder aufgearbeitet wurde, ist die Personenzuglok 23 105. Sie ist zugleich die letzte Dampflokomotive, die seinerzeit für die Deutsche Bundesbahn gebaut wurde. Geliefert wurde sie 1959 von der Lokomotivfabrik Jung in Jungenthal. Heute übernimmt sie den ersten offiziellen DB-Sonderzug ‚Oberfrankenrundfahrt’ auf seiner Teilstrecke von Nürnberg nach Bayreuth. Pünktlich verlässt der Zug mit der Nummer D18613 Nürnberg Hbf. In flotter Fahrt geht es östlich bis Hersbruck, um dann ab Hohenstadt in das sich verengende Pegnitztal nach Norden abzubiegen. Mit drei Kollegen sitze ich im geräumigen Abteil eines historischen Schürzenwagens und genieße wie sie das harte Arbeiten der Lokomotive vorn mit dem melodisch klingenden Auspuffschlag, denn die Strecke steigt leicht aber stetig an. Das ist Dampfgenuss pur! Dann, ein paar Kilometer hinter dem Bahnhof Vorra, nach einem Pfiff von vorn, wird es dunkel: das erste der 7 Tunnels hier, der Vogelherd, wird durchfahren. Kurz darauf, nach einem weiteren Pfiff, folgt der Plattentunnel, gleich darauf wird der zum Haltepunkt degradierte frühere Bahnhof Rupprechtstegen schnell passiert. Nach der Ausfahrt aus dem dritten Tunnel, dem Rothenfels, ist plötzlich kein Auspuffschlag mehr zu hören. Der Zug ist bereits wesentlich langsamer, als er sich dem 4., mit nur mal gerade 79 m Länge zugleich kürzesten Tunnel dieser Strecke, der Hufstätte, nähert. Sollte es etwa ein Problem mit der Lok geben? Weit gefehlt! Eben wird per Lautsprecher ein Fotohalt angekündigt. Der Reiseleiter weist darauf hin, dass auf freier Strecke gehalten wird. Wer aussteigen möchte, möge besondere Vorsicht walten lassen, da keine Bahnsteige vorhanden sind. Und schon rollt der Zug langsam aus Tunnel Nr. 5, der Sonnenburg, um einige hundert Meter weiter, unmittelbar vor dem nächsten, dem 318 m langen Gotthard-Tunnel, zum Stehen zu kommen. Schon öffnen sich die Türen, die meisten Fahrgäste strömen aus dem Zug. Die Fans verteilen sich im Gelände. Als fotografisch besonders günstiger Standpunkt erweist sich die Straßenbrücke unmittelbar vor dem Tunneleingang des Gotthard, die auch dementsprechend besetzt wird; Autofahrer fahren vorsichtig und neugierig zugleich, ob des ungewohnten Spektakels, vorbei. Jetzt drückt die Lok ihren Zug zur Scheinanfahrt zurück: In einiger Entfernung wird gehalten. Dann, nach einem Achtungspfiff, nähert sich der Zug zur Freude aller Fotografen und Zuschauer, und jeder bekommt seine Aufnahme vom herandampfenden Zug in schöner fränkischer Landschaft."

(Text-Auszug aus dem Buch: 'Züge Brücken Tunnels' von Herbert Hieke/Manfred Gerschütz, an dem ich als Co-Autor mitgearbeitet habe und u.a. obigen Text verfasste. Darin ist auch obiges Bild in s/w wiedergegeben)

In dieser Aufnahme setzte ich mal bewußt die Menschen in den Vordergrund, um das große Interesse der Bevölkerung (nicht nur von Eisenbahnfans) an Dampflokomotiven zu dokumentieren.

23 105 gehört leider zu den Opfern des Großbrandes in Nürnberg. Laut Experten aus Meiningen sind die Dampfloks zwar besser als die Dieselloks davongekommen, aber ob die letzte in Deutschland gebaute Dampflokomotive jemals wieder aus eigener Kraft fahren wird, das steht in den Sternen ....
(Originalaufnahme auf Diafilm; 18. Mai 1985)

Kommentare 4

  • Werner ES 23. Oktober 2006, 9:54

    Das ist ja mal eine interessante Bildidee mit den Leuten im Vordergrund. Sonst auch ein schönes Panorama für Aufnahmen! Gefällt mir sehr!
  • Ulli Dietzel 1. November 2005, 8:49

    Ich habe dieses Buch in meiner Bibliothek. Tolle Aufnahme! Zur damaligen Zeit scheute man solche Aufnahmen wie der Teufel das Weihwasser. Heute vermisse ich solche Szenen in meiner Bildersammlung.
    Gruß Ulli
  • Thomaso Beck 29. Oktober 2005, 21:27


    da hattest du ja ein heimspiel. der grosse unterschied zu 1985 besteht darin, dass es damals in deutschland noch liquide mittel gab...

    gr>th!



  • Manfred Gorus 29. Oktober 2005, 20:39


    Hallo Hans Günter

    Auch ich hab sie schon mal unter Dampf erlebt,
    aber vielleicht kann man sie ja noch irgendwie erhalten

    Viele Grüße

    Manfred

    Damals im Nürnberger Lokschuppen........
    Damals im Nürnberger Lokschuppen........
    Manfred Gorus