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... der Trifidnebel (M20) im Sternbild Schütze

... der Trifidnebel (M20) im Sternbild Schütze

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Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie


Premium (Basic), Hochsauerland (NRW)

... der Trifidnebel (M20) im Sternbild Schütze

Ursprünglich hatte ich den für unsere Breiten sehr tief über dem Horizont stehenden Trifidnebel ( = Messier 20, NGC 6514) in dieser Saison gar nicht auf meiner Agenda gehabt. Meine Zielobjekte in der Schönwetterperiode ab etwa 23. August waren vielmehr u.a. der Adlernebel (siehe früheres Foto), der Lagunennebel und der Pelikannebel.
(Die beiden demnächst auch an dieser Stelle, vorher muss ich die noch etwas stacken ... ).

Doch nachdem sich der noch ca. 1,5 Grad tiefer stehende, jedoch auch deutlich größere und auch leuchtkräftigere Lagunennebel bereits
hinter Bäumen versteckt hat, der Pelikannebel aber noch nicht seine gute (Zenit-nahe) Position am Firmament erreicht hatte, war immer noch ein
kleines Zeit-Fenster vorhanden, wo ich einfach doch mal auf Trifid gehalten habe.
In Summe ist dann an mehreren Tagen doch ganz nett was an Belichtungszeit (in Summe fast 3 Stunden) für Trifid zusammengekommen.
(Teilweise mit O-III oder H-Alpha-Filter, sonst mit UHC-S Filter). Das Resultat seht ihr hier.

Der Trifid-Nebel hat seinen Namen vom Begriff "dreifaltig" und meint die Dreiteilung des roten Nebelbereichs. Hierbei handelt es sich um einen Emissionsnebel mit (rotem) H-Alpha- Licht, welchem jedoch dunkle (weil lichtabsorbierende) Staubbänder ("Barnard 85") vorgelagert sind und dadurch die scheinbare Dreiteilung des rötlichen Nebelgebietes bewirken. (Bei heutzutage möglicher Auflösung sehen wir eher mindestens eine Vierteilung, doch das war zur Zeit
der Entdeckung und Namensgebung im 18. Jhd. offenbar noch nicht so gut erkennbar.)

Ueberlagert ist der rote Bereich von blauem Licht, welches sich insbesondere auch noch oberhalb des roten (in Summe tendenziell eher pink-farbigen) Gebietes befindet, und dort die fast rein blaue Farbe bewirkt. Dieses blaue Reflektions-Licht stammt von Streuungen an Gas-und Staubteilchen, sprich in dem Fall kommt das Licht indirekt durch Anstrahlung und nicht durch direktes Leuchten des Gases, wie das im Fall der
Wasserstoff- (H-II, H-Alpha) Emissionen ist.
Eigentliche Ursache diesen blauen Lichts ist der recht auffällige 7,5 mag helle A5-Stern HD 164514 nördlich (oberhalb) des H-Alpha-Gebietes.
Dessen UV-Strahlung reicht nicht aus, um den Wasserstoff selbst zu ionisieren und damit H-Alpha Emissionen zu bewirken, sein UV-Licht wird aber
(halt vorwiegend bläulich) an den Gaswolken reflektiert und erzeugt so die blauen Schleier, in die das rote Trifid-Gebiet eingebettet ist.
Die Anregung zum direkten H-Alpha-Leuchten erfolgt hingegen durch das 6-fach Sternsystem "HN 40" im Zentrum des Nebels.
Die 2 leuchtkräftigsten Sterne von HN 40 können in meinem Foto gerade noch als 2 nebeneinander-liegende Sterne getrennt aufgelöst werden.

(In den H-Alpha Filter-Aufnahmen, die in dieses Summenbild eingegangen sind, sind sie noch viel deutlicher und sauber getrennt, durch die anderen Wellenlängen (der Aufnahmen mit UHC und O-III-Filter) wirkt es aufgrund des Seeings jedoch etwas
verschwommen und fast als ein einziger - etwas länglicher - Stern. Das liegt an den auf Luftunruhe in der Erd-Atmosphäre deutlich empfindlicher
reagierenden Streueffekten bei den viel kürzeren Wellenlängen als den 656,28 Nanometer des H-Alpha Lichtes.)

Der Trifidnebel hat eine Ausdehnung von ca. 15 Lichtjahren. Ein Hinweis zum Größenvergleich mit anderen Astro-Objekten bzgl. seiner bedeckenden Himmelsfläche: Ich habe in diesem Bild die Ränder des ursprünglich resultierenden Summenbildes etwas abgeschnitten. Der Vollmond würde mit dessen Durchmesser von ca. 1/2 Grad aber noch zu etwa 70 % in die Bildhöhe (schmale Seite) dieses Fotos herein passen. (Ohne Beschnitt passt der Mond bei dieser Brennweite gerade gut rein.)

Die Entfernung des Trifidnebels liegt bei ca. 2700 Lichtjahren. Das Licht des Nebels, welches wir in der heutigen Zeit sehen, hat sich demnach ungefähr im Zeitraum um 700 Jahre vor Chr. Geburt auf den Weg gemacht. - Das war also in etwa zur Gründungszeit der Stadt Rom in der Antike. -Auch bei diesem Deep-Sky-Objekt werden wir also mal wieder schön daran
erinnert, dass alle Astrofotografen gleichzeitig auch Archäologen sind. ;-)

Infos zur Aufnahme-Ausrüstung:

Teleskop: Cel. EHD 800, f_eff= 1422 mm durch Cel. Reducer für EHD800, F/7
Montierung: Cel. AVX, teilweise Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2 am 9 x 50 Sucher, teilweise ohne Guiding
Kamera: EOS 760d (unmod.), Filter: UHC-S (Baader), O-III (TS), 7 nm-H-Alpha (Baader)

Einzelaufnahmen:
6 x 140 sec mit ISO 800 (UHC-S)
12 x 280 sec mit ISO 800 (UHC-S)
15 x 70 sec mit ISO 1600 (UHC-S)

11 x 280 sec mit ISO 800 (H-Alpha)
9 x 70 sec mit ISO 1600 (H-Alpha)
7 x 70 sec mit ISO 6400 (H-Alpha)

16 x 70 sec mit ISO 6400 (O-III)

damit totale Belichtungszeit für dieses Foto: ca. 2,9 Stunden

Darks-Abzüge, Flats, gestackt und bearbeitet in Fitswork und DPP4
Aufnahmendaten: 23.08., 24.08., 25.08., 26.08, 30.08., 01.09., 06.09., 07.09.2016
loc: 53.4°n.Br., 310 m NHN

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