Ausblick

Ausblick

Gestern war der erste Tag für die Bande im Wissen, daß Leroy fort ist. Wir waren die ganze Zeit zusammen, viel draußen, noch mehr Leckerlis, aber ich muß erkennen, ich brauche eindeutig den Trost mehr als sie. Offensichtlich haben sie schon vorher gewußt, was ich nicht akzeptieren wollte.

Beim Spazierengehen hab ich gedacht, alle haben sich ein Stückchen Leroy bewahrt. Der Mister, der mit stolz erhobener Rute vorgelaufen ist so wie Leroy es immer getan hat. Shirley, die ungerührt ihre Schnüffelstellen inspiziert hat, auch wenn ich nicht mehr in Sicht war, im festen Glauben, daß ich sie nicht einfach allein lasse. Und Iris, die mal nicht immer nur hinter mir war auf der Suche nach Eßbarem, sondern einfach mal neben mir blieb.

Und plötzlich muß ich auch nicht mehr Bedenken haben, daß in der Gruppe Aggressionen auftreten. Beim Schlafengehen hat Shirley wie selbstverständlich Leroys Platz im Bett eingenommen, während die anderen genauso selbstverständlich ihre Stammplätze aufgesucht haben. Früher hat es eher schonmal Widerstand von Iris' Seite gegeben, wenn Shirley auf der gleichen Bettseite wie sie gelegen hat.

Gleichzeitig kann ich beobachten, wie die drei jetzt wie ein Hund alles, was fremd ist und ungefragt zu nahe kommt, in die Flucht schlagen. Eine unerzogene frei laufende Hündin, die gestern einfach angeprescht kam, hat den geballten und sehr einigen Zorn zu spüren bekommen. Hab dann Iris und den Mister am Halsband festgehalten und den Besitzer gebeten, seine Hündin doch bitte wegzuholen, immerhin war sie so ein 25 bis 30 Kilo - Kaliber und meine Nerven reichen grad für solche Auseinandersetzungen nicht aus. Als das nicht wirklich geklappt hat und sie sich nochmal meinte nähern zu müssen, hat Shirley echt alles gegeben, von Alarm in höchsten Tönen bis hin zu Hinterherrennen, wenn der Feind sich schon zurückzieht, war alles dabei.

Ich denke, der Plan hat schon in der Schublade gelegen. Leroys Vermächtnis sozusagen. Damit ist es auch offiziell, Shirley geht nirgendwo anders mehr hin.

Wie oft ist sie in den letzten Tagen zu mir gekommen, um mich zu trösten ... sie legt dann ihre Vorderfüße auf meine Oberschenkel und gräbt ihren Kopf in meinen Schoß und wenn ich sie hoch nehme, schnellt ihre Schneckenzunge über mein Gesicht. Das kleine Bulgarische Straßenblag tut uns allen gut.