Americana: Shrek - The Musical

Americana: Shrek - The Musical

Das öffentliche Schulsystem in Amiland ist allgemein nicht sehr hoch angesehen. Wer es sich leisten kann schickt seine Kinder statt auf eine der rund 120.000 öffentlichen Schulen auf eine der über 30.000 Privatschulen. Für durchschnittlich $9000 pro Schuljahr bekommt man kleinere Klassenstärken, weniger problembeladene Minderheitenkinder, deutlich besser bezahlte (und damit motivierte) Lehrer, die modernsten Lehrmittel, individuelle Betreuung bei Problemen und einen Abschluss, der einem die Tore zu den besten Universitäten des Landes öffnet. Die öffentlichen schulen können da nicht mit halten - deren Finanzierung bestimmt sich aus dem Einzugskreis der Schule und wenn der arm ist hat auch die Schule dementsprechend wenig Geld. Da die Schulen hier ihre Lehrer selber anheuern und deren Gehälter bestimmen, gehen die besten Lehrkräfte natürlich zu den finanzstarken Schulen. Für die Schulen in den armen Gebieten bleibt dann der Rest übrig. Keine guten Voraussetzungen um aus den Slums heraus zu kommen. Aber eine andere Möglichkeit außerhalb einer akademischen Laufbahn ist da noch vorhanden - das Entertainment Business. Hollywood und Co brauchen immer Nachwuchs, und sei es nur als Stimme eines sprechenden Wischmops in einem Werbespot. Und so kommt es, dass jede High School mindestens eine Band hat, viele eine Cheerleader-Mannschaft und einige sogar eine Theatertruppe haben. Für all diese Aktivitäten gibt es Punkte, die wie Mathe und Geschichte für den Abschluss zählen. Einige High Schools haben sich sogar soweit auf die Unterhaltungsindustrie ausgerichtet, dass sie regelmäßig öffentliche Aufführungen haben. So führt die öffentliche Grissom High School in Huntsville pro Jahr vier bis fünf Theaterstücke oder Musicals im schuleigenen 600-Sitze Theater auf. Und das sind beileibe nicht die typischen Schulaufführungen, sondern professionelle Produktionen mit großem Orchester, aufwändigen Kostümen, ansprechend gestalteten Bühnenbildern - und dementsprechend angemessenem Eintrittspreis. Das Bild zeigt eine Szene aus Shrek - The Musical, das im März zwei Wochen lang jeden Tag aufgeführt wurde. An dieser Produktion haben ungefähr 60 Schauspieler mitgewirkt und unzählige mehr hinter der Bühne. Man kann wohl mit Recht behaupten, dass die ganze Schule eingespannt war. Die Qualität des dargebotenen Entertainments war dabei umwerfend - das hätten sie auch ohne aufzufallen in Disneyworld aufführen können. Einige der Schüler-Schauspieler - besonders der Esel-Darsteller - haben wohl tatsächlich Ambitionen Richtung Hollywood, was ja im Zeitalter von Jeder sucht den Superstar kein unerreichbares Ziel mehr ist. Wir wurden jedenfalls gut drei Stunden lang ganz prima unterhalten. Mich würde allerdings schon interessieren, wie die schulischen Leistungen der Beteiligten aussehen ...