(035) Wendepunkt

(035) Wendepunkt

Bekannte Geräusche ziehen mich in den Bauch meines früheren Lebens. Papier, rein, weiß, strahlend, wird in die Maschinen gezogen, besudelt mit dem gedanklichen Schmutz von Menschen, die sich das Leben in ihren Köpfen ausmalen, wie es sein könnte, nicht wie es ist, um anderen Menschen, die kein eigenes Leben habe, ein Leben zu zeigen, wie es sein könnte, wie sie es jedoch niemals erleben werden, wenn sie weiter auf ihrem bequemen Sofa sitzen und an ihrem Mut und ihren Fähigkeiten zweifeln.
Langsam gehe ich durch die Halle, nehme wahr, dass mich Menschen grüßen, deren Namen ich nicht kenne und deren einziges Interesse darin liegt, meinen gedanklichen Schmutz auf Papier zu pressen, um an den Menschen Geld zu verdienen, die kein eigens Leben haben.
Wie beklemmend. Wie unwirklich. Ich sehe mich als Werkzeug einer Welt, die mich nur braucht um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Ich bin am Ende der Halle angekommen, dort, wo eine alte, vielleicht die älteste Maschine der Druckerei steht. Wie schon oft, in früheren Tagen des Zweifels, stehe ich vor dem Relikt der Vergangenheit und berausche mich an den Formen, die Menschen aus seelenlosem Stahl geformt haben, so wie ich Worte formen kann, die für seelenlose Menschen seelenlosen Inhalten einen Sinn geben, der eigene Seele ersetzt. Mir ist bewusst, hier, an dieser Stelle muss ich mich von meinem alten Leben endgültig verabschieden oder wieder zurückkehren.
Nein, ich will nicht zurückkehren und doch möchte ich diese Welt nicht verlieren. Ich möchte auch keinen Kompromiss eingehen, weil ich mit einem Fuß auf neuen Wegen bin. Es geht um mich, meine Füße, mein Leben. Jetzt ist die Zeit auch den anderen Fuß auf den neuen Weg zu setzten. Ja, ich will. Ja, ich will etwas Neues erschaffen, meinem Leben meine Seele geben.

Ich gehe zurück, schnell, nicht einhaltend. Ich gehe zum Ausgang. Dort, an der Tür, auf einem Messingschild, steht die Adresse des Verlegers. Ich habe einen Gedanken, eine Idee, eine Vision.

Wie alles begann