Das "authentische Foto" als Generalmissverständnis

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Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 1 von 779
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In einem Nachbarfred wurde gerade behauptet, die Bearbeitung eines Fotos der Kamera zu überlassen, mache das Bild „authentisch“, oder genauer, und noch schlimmer, "authentischer". Ich nehme diese dramatische Verirrung zum Anlass, ein paar definitive Worte mit eingebauter Widerspruchssperre zum Gespenst No 2 in der Amateurfotografie zu sagen, der Authentizität eines Fotos. (Gespenst No 1 ist "das gute Bild", das wurde ja in jüngster Zeit schon bis zum Erbrechen behandelt.

Authentizität ist ein viel strapaziertes Wort unter Amateurfotografen und und professionellen Kunstbesprechern, besonders im Bereich der dokumentarischen Fotografie und ihren Unterklassen, wie z. Bsp. der Reportage oder der sogenannten Streetfotografie.
Jedoch: Das authentische Einzelbild, losgelöst aus dem Kontext des Gesamtschaffens eines Fotografen und losgelöst auch von seiner Person, es gibt es nicht! Es ist nur die Ausgeburt eines eitler Wahns, der auf dem Humus eines in seinem eigentlichen Wesen unverstandenen Mediums wachsen kann. Fotografie ist etwas anders.

Was ist Authentizität? Zitat:
„Authentizität bezeichnet eine kritische Qualität von Wahrnehmungsinhalten (Gegenständen oder Menschen, Ereignissen oder menschliches Handeln), die den Gegensatz von Schein und Sein als Möglichkeit zu Täuschung und Fälschung voraussetzt. Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Übereinstimmung befunden werden.“
Zitat Ende.
Quelle. http://de.wikipedia.org/wiki/Authentisch

Wenn damit der Begriff der Authentizität hinreichend beschrieben ist (und das ist er), wie kann dann eine einzelne Fotografie jemals authentisch sein? Ausgerechnet eine Fotografie, die heute, im digitalen Zeitalter, mehr denn je zuvor, bedingt durch ihr technisches Wesen, grundsätzlich unter dem Generalverdacht der Manipulation oder Fälschung steht? Wie kann diese als authentisch so verifiziert werden, daß beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, sich in Übereinstimmung befinden?? Gar nicht.

Authentisch, also in seiner Echtheit glaubhaft, kann eine Fotografie als eine von jedem kinderleicht zu fälschende Information nur über die Person des Fotografen werden, über SEINE Authentizität , seine glaubhafte Echtheit als Mensch und damit als Fotograf.
Aber auch da hat es schon unerwartete und für naive Seelen schmerzhafte Überraschungen gegeben, wie allseits bekannt ist (S. Doisneau, „Der Kuss“).

Mein Vorschlag wäre, die „Authentizität“ als Unwort und Generalirrtum ganz und für immer aus der Fotografie zu streichen und stattdessen ganz einfach Bilder zu machen, die einen selbst und darüber hinaus möglichst viele der für einen selbst relevanten Betrachter in irgendeiner Weise emotional beschäftigen. Das ist schwer genug.

Die Frage der Echtheit passt eher ins Umfeld der Pressenachrichten.Dort ist sie zwar durchaus relevant, aber inzwischen auch schon von lächerlicher Naivität.



Nachricht bearbeitet (2:13)
Hermann Klecker Hermann Klecker   Beitrag 2 von 779
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Ich fürchte, Du hast das nicht ganz verstanden, was da bei der Wikipedia steht.

Dabei hast Du die Kernaussage selbst zitiert:
Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Übereinstimmung befunden werden.

Es geht also bei der reinen Begrifflichkeit nur darum, ob Abbild und Wirklichkeit übereinstimmen, nicht primär um die Beweiskraft des (hier) Fotomaterials.


Wenn nun ein Fotograf nach Authentizität strebt, Gott möge bewahren, daß mir das jemals passiert, dann ist der Gedankengang naheliegend, eine möglichst puristische Kameratechnik anzuwenden, die anschließend keine Beeinflussung des Materials mehr zuläßt.

Ich stimme mit Dir überein, daß die Annahme, die Bildbearbeitung in die Kamera zu verlegen, dem nicht dienlich ist. Denn Bearbeitung ist Bearbeitung oder Manipulation ist Manipulation, egal ob sie in der Kamera stattfindet oder beim Postprozessing oder bei einem dritten Fälscher.

Dias sind da ein guter Ansatz. Aber es gibt auch gefälschte Dias. Ausserdem kann man sich welche aus digitalen Bildern machen lassen :))


Mein Vorschlag ist, daß Du Dir den Artikel noch einmal durchliest und danach dann nicht das Wort als Unwort verteufelst sondern diejenigen aufklärst, die es falsch anwenden oder falsch verstanden haben.

Man kann sicher hinterfragen, ob und zu welchem Grad eine Fotografie perse authentisch sein kann oder in wie Weit sie nur zur Visualisierung der Angabe eines Augenzeugen dienen kann, der sie als authentisch bezeichnet.

Und selbst wenn man zu dem Ergebnis käme, daß man eine fotografische Technik findet mit hinreichender Beweiskraft, dann wäre immer noch die Frage zu klären, ob nicht schon ein gewisses Maß an Manipulation darin besteht, daß der Fotograf sich nun grad diese Ereignis, also Perspektive und Zeitraum, Bildaufbau, Belichtung und Beleuchtung gewählt hat, um seine Fotografie zu erzeugen bzw. in wie weit die emotionale Wahrnehmung der Fotografie schon zum Aufnahmezeitpunkt durch die Einflußfaktoren gesteuert wurde, die dem Fotografen in dem Moment zur Verfügung stehen.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 3 von 779
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Hermann Klecker schrieb:

Zitat:Ich fürchte, Du hast das nicht ganz verstanden, was da bei der
Wikipedia steht.


Das glaube ich nicht.
Zitat:
Dabei hast Du die Kernaussage selbst zitiert:
Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte
der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in
Übereinstimmung befunden werden.


Es geht also bei der reinen Begrifflichkeit nur darum, ob
Abbild und Wirklichkeit übereinstimmen, nicht primär um die
Beweiskraft des (hier) Fotomaterials.


Es geht darum, OB und wenn ja WIE festgestellt werden kann, ob Abbild und Wirklichkeit übereinstimmen, und damit das Bild als authentisch bezeichnet werden kann. Also sehr wohl darum, eine Behauptung zu beweisen. Und ich sage, diesen Nachweis kann kein Fotograf antreten.
Deshalb empfehle ich Dir, nicht nur die Definition in Wiki sondern auch meine konkrete Bezugnahme noch einmal zu lesen.

Es ist nicht so, daß Wiki mir die Welt erklärt (wie es das einigen hier tut), sondern ich von dort nur bequemerweise Formulierungen entnehme, die meine Einsichten in einer mir als geeignet erscheinenden Art illustrieren.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 4 von 779
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OrteAnDenenNichtsGeschieht schrieb:

Zitat:Es geht darum, OB und wenn ja WIE festgestellt werden kann, ob
Abbild und Wirklichkeit übereinstimmen, und damit das Bild als
authentisch bezeichnet werden kann.


Das ist dann aber keine Authentizität - wenn ich mich hier mal kurz einmischen darf - sondern Objektivität. Authentizität ist eben etwas anderes, wie man bei wikipedia im genannten Zitat gut lesen kann.
Wenn also die Objektivität eines Fotos bewiesen werden soll, so ist die Frage, warum man dies tun sollte. Dies wird wohl vor allem in journalistischen Kreisen eine Rolle spielen. Generell sind Fotografien aber höchstgradig subjektiv, nicht nur durch nachträgliches Hinzutun oder Entfernen von Details, sondern allein schon durch Wahl des Aufnahmeortes, des Aufnahmewinkels, der gewählten Perspektive und der Zeit. In jener 1/1000 Sekunde hat dieses Motiv aus dieser Perspektive genau so ausgesehen, wie im Bild zu sehen ist. Vorher sah es anders aus und später sieht es wieder anders aus, so dass es praktisch unmöglich ist, ein Foto exakt bis ins Detail noch einmal so zu fotografieren.


Zitat:Also sehr wohl darum, eine
Behauptung zu beweisen. Und ich sage, diesen Nachweis kann kein
Fotograf antreten.


Wie schon geschrieben: Muss er das? Entscheidend ist doch die mehr oder weniger authentische Bildwirkung. Und genau deswegen gibt es überhaupt keinen Grund den begriff Authentizität aus der Fotografie zu verbannen.

Frank



Nachricht bearbeitet (7:15)
N. Nescio N. Nescio   Beitrag 5 von 779
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ich habe mich geirrt :-)



Nachricht bearbeitet (9:25)
N. Nescio N. Nescio   Beitrag 6 von 779
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mein auf erfahrung basiertes gefühl und ein bißchen kenntnis von photoshop und kamera, sagen mir, ob ich ein bild als authentisch empfinde.
ich meine, mehr kann ich nicht sagen.

die wahrheit ist ein variabel ding.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 7 von 779
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N. Nescio schrieb:

Zitat:mein auf erfahrung basiertes gefühl und ein bißchen kenntnis
von photoshop und kamera, sagen mir, ob ich ein bild als
authentisch empfinde.
ich meine, mehr kann ich nicht sagen.

die wahrheit ist ein variabel ding.


Himmel, hilf!
Nachdem sich Orte so viel Mühe gegeben hat, darzulegen, dass es "Authentizität" in der Fotografie nicht geben kann, kommst du mit deinem Gefühl für dieselbe;)

Mir kann solches nicht passieren. Ich rede (wenn überhaupt) von einem Authentizitäts-Anspruch. Das lässt immerhin die Möglichkeit offen, dass ich weiss, wovon ich rede;)
N. Nescio N. Nescio   Beitrag 8 von 779
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tja, ulrich - der unterschied ziwschen wahrheit, der persönlich als wahr empfundenen wahrheit (empfinden = denken plus alles, was einem der körper noch so dazu sagt) und dem, was man sagt, damit man meint, keinen fehler preis zugeben, ist nicht jedem klar :-)))

stimmig versus wahr. dazwischen liegt die authentizität oder so.


schlag nach bei plato.



Nachricht bearbeitet (9:44)
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 9 von 779
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Frank Bothe schrieb:

Zitat:OrteAnDenenNichtsGeschieht schrieb:

Zitat:Es geht darum, OB und wenn ja WIE festgestellt werden kann,

ob
Zitat:Abbild und Wirklichkeit übereinstimmen, und damit das Bild

als
Zitat:authentisch bezeichnet werden kann.


Das ist dann aber keine Authentizität - wenn ich mich hier mal
kurz einmischen darf - sondern Objektivität.


Es geht um die Behauptung, daß es eine authentisches Bild nicht geben kann, wenn man den Begriff authentisch in dem im Zitat verwendeten Sinne (der wohl kaum strittig ist) gebraucht.

Wenn Du an diesem Punkt anderer Meinung bist, solltest Du begründen können, warum es das authentische Bild doch gibt.

Wir sollten uns auch nicht damit befassen, mit welchen möglichen(falschen) Bedeutungen dieser Modebegriff unter den Fotografen belegt wird. Es geht ja genau darum, darauf hinzuweisen, daß das Wort authentisch oft nur ein unbedacht gebrauchtes modisches Blahschawallschwätz Prädikat in der Fotografie ist, leider auch bei Leuten, die es eigentlich besser wissen müssten.

Und es geht auch darum, auf die untrennbare Verbindung zwischen dem Foto und seinem Erschaffer hinzuweisen, über dessen Person und über dessen gesamtes Ouevre erst ein Bild endgültig beurteilt werden kann, und ganz speziell was Authentizität betrifft.

Edit Tippfehler



Nachricht bearbeitet (11:54)
N. Nescio N. Nescio   Beitrag 10 von 779
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orte, ich habe ein ähnliches verständnis, aber:

nun ja, auch die respektabelsten persönlichkeiten schwindeln mal - das ist menschlich.
manchen traut man mehr als anderen - kommt aber auf das jeweilig intime fachgebiet drauf an, in welchem die persönlichkeit den besonders guten ruf hat.

schwindel versus betrug :-)))



Nachricht bearbeitet (10:43)
XYniel XYniel Beitrag 11 von 779
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natürlich kann ein bild "authentisch" sein,
die frage,
aber das ist eine andere,
ist, wieweit es dem raelitätausschnitt entsprechen und nachvollziehbar in welchem umfang darstellen muss und wie man dieses beweißt, bzw. wer dafür bürgt.

man sollte aber dabei nie vergessen, dass sie erstens nur realität wiedergibt, also nicht diese realität ist und zweitens die kriterien dafür letztendlich subjektiv sind.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 12 von 779
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N. Nescio schrieb:

Zitat:tja, ulrich - der unterschied ziwschen wahrheit, der persönlich
als wahr empfundenen wahrheit (empfinden = denken plus alles,
was einem der körper noch so dazu sagt) und dem, was man sagt,
damit man meint, keinen fehler preis zugeben, ist nicht jedem
klar :-)))


Schlau: Du bemühst ersteres, um meinen Beitrag als letzteres zu entlarven;-). Ist aber schon richtig. Dem Zeitmangel geschuldet. Lesezeichen.
Stefan Voigt Stefan Voigt Beitrag 13 von 779
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XYniel schrieb:

Zitat:natürlich kann ein bild "authentisch" sein,
die frage,
aber das ist eine andere,
ist, wieweit es dem raelitätausschnitt entsprechen und
nachvollziehbar in welchem umfang darstellen muss und wie man
dieses beweißt, bzw. wer dafür bürgt.



So sehe ich das auch. Natürlich fällt die Beweisführung in Verbindung mit dem "authentischen Fotograf" leichter. Man sollte solche Werte eines Mediums nicht so leichtfertig opfern in dem man abstreitet, dass er überhaupt existiert. "Authentisch" ist ja auch nicht nur schwarz oder weiss und darüber hinaus wird es selbstverständlich von vielen auch empfunden.

Gruß
Stefan
Dame Eda Dame Eda   Beitrag 14 von 779
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OrteAnDenenNichtsGeschieht schrieb:

Zitat:Frank Bothe schrieb:

Zitat:OrteAnDenenNichtsGeschieht schrieb:

Zitat:Es geht darum, OB und wenn ja WIE festgestellt werden kann,

ob
Zitat:Abbild und Wirklichkeit übereinstimmen, und damit das Bild

als
Zitat:authentisch bezeichnet werden kann.


Das ist dann aber keine Authentizität - wenn ich mich hier

mal
Zitat:kurz einmischen darf - sondern Objektivität.


Es geht um die Behauptung, daß es eine authentisches Bild nicht
geben kann, wenn man den Begriff authentisch in dem im Zitat
verwendeten Sinne (der wohl kaum strittig ist) gebraucht.

Denn Du an diesem Punkt anderer Meinung bist, solltest Du
begründen können, warum es das authentische Bild doch gibt.

Wir sollten uns auch nicht damit befassen, mit welchen
möglichen(falschen) Bedeutungen dieser Modebegriff unter den
Fotografen belegt wird. Es geht ja genau darum, darauf
hinzuweisen, daß das Wort authentisch oft nur ein unbedacht
gebrauchtes modisches Blahschawallschwätz Prädikat in der
Fotografie ist, leider auch bei Leuten, die es eigentlich
besser wissen müssten.



Aber es ist auch nicht konstruktiv, in der Fotografie den Begriff "Authentizität" nur in seiner allgemeinsten Formulierung zu verwenden.
In dem von dir zitierten Wiki-Artikel steht auch:
"
Im kulturwissenschaftlichen Diskurs
-----------------------------------
Rolf Lindner näherte sich diesem Thema mit der "Idee des Authentischen". Er sieht in der Frage der Authentizität den Basisdiskurs der Kulturantropologie. Bei aktuellen Diskursbeiträgen geht man davon aus, dass kulturelle Echtheitsfragen durch dramaturgische Aufbereitungen des Handelns zu erzielen sei (somit auch durch Inszenierungen), im Gegensatz dazu nahm man früher an, dass Authentizität nur dort stattfindet, wo nichts inszeniert ist.
Nach Manfred Hattendorf kann Authentizität auch von den unterschiedlichen Dimensionen der Wahrnehmung abhängig sein. Etwas kann also in einem bestimmten Zusammenhang authentisch sein, in einem anderen aber auch wieder nicht. Somit hängt Authentizität von der Zusammenwirkung mehrerer Variablen ab. Hattendorf vergleicht die Rezeption von Authentizität mit dem Zustande kommen eines Vertrages. Zunächst bietet eine ordnende Instanz ein Kommunikat an. Der Rezipient steht dem mit seinem Wissen, Erfahrung und spezifischer Wahrnehmung zur Seite. Die Beziehung der Beiden ist durch eine wechselseitige Einflussnahme geprägt. Nun liefert die ordnende Instanz Anreize, um das Interesse des Rezipienten zu wecken. Durch spezifische Authentizitässignale kann eine Rezeption in Gang gesetzt werden, die im besten Falle einen Vertragsabschluss bewirken. Mit diesem Wissen erschließt sich uns, dass etwas authentisch ist, wenn das Vertrauen des Zusehers gewonnen wird. Ist dies nicht der Fall, so wird es als unglaubwürdig empfunden. Somit ist Authentizität auch immer vom Individuum abhängig. Mit diesem Verständnis steht Hattendorf im Zentrum kulturwissenschaftlicher Authentizitätsdiskurse und macht deutlich, dass es schwer ist, eine Scheidelinie zwischen inszeniert (falsch) und authentisch (echt) zu ziehen.[6]


Zitat:Und es geht auch darum, auf die untrennbare Verbindung zwischen
dem Foto und seinem Erschaffer hinzuweisen, über dessen Person
und über dessen gesamtes Ouevre erst ein Bild endgültig
beurteilt werden kann, und ganz speziell was Authentizität
betrifft.


Auch darüber steht was im wiki-Artikel:

"
Authentizität von Personen
--------------------------
Angewendet auf Personen bedeutet Authentizität, dass das Handeln einer Person nicht durch äußere Einflüsse bestimmt wird, sondern in der Person selbst begründet liegt. Wenn bei einer Person allerdings die Eigenschaft, dass ihr Handeln durch äußere Einflüsse bestimmt wird, als Persönlichkeitsmerkmal oder Charakterzug bezeichnet werden kann, spricht man von einer authentischen Inauthentizität, auch von der Authentisch inauthentischen Persönlichkeit. Gruppenzwang und Manipulation beispielsweise unterwandern persönliche Authentizität.
Die Sozialpsychologen Michael Kernis und Brian Goldman unterscheiden vier Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit man sich selbst als authentisch erlebt:
* Bewusstsein – Ein authentischer Mensch kennt seine Stärken und Schwächen ebenso wie seine Gefühle und Motive für bestimmte Verhaltensweisen. Erst durch diese Selbstreflexion ist er in der Lage, sein Handeln bewusst zu erleben und zu beeinflussen.
* Ehrlichkeit – Hierzu gehört, der realen Umgebung ins Auge zu blicken und auch unangenehme Rückmeldungen zu akzeptieren.
* Konsequenz – Ein authentischer Mensch handelt nach seinen Werten. Das gilt für die gesetzten Prioritäten und auch für den Fall, dass er sich dadurch Nachteile einhandelt. Kaum etwas wirkt verlogener und unechter als ein Opportunist.
* Aufrichtigkeit – Authentizität beinhaltet die Bereitschaft, seine negativen Seiten nicht zu verleugnen.

Eine als authentisch bezeichnete Person wirkt besonders „echt“. Sie vermittelt ein Bild von sich, das beim Betrachter als real, urwüchsig, unverbogen, ungekünstelt wahrgenommen wird. Dabei muss es sich nicht um die realen Eigenschaften des Betrachteten handeln. Auch Zuschreibungen von Betrachtern können diese Eindrücke verursachen und als Teil einer gelungenen Inszenierung fungieren. Ist die Inszenierung übertrieben, wirkt sie klischeehaft und wird zum Kitsch.
"



Ich glaube eigentlich, dass die meisten Leute den Begriff "Authentizität" im jeweiligen Kontext schon richtig verstehen - auch wenn sie nicht vorher bei wikipedia die Bedeutung nachschlagen (vielleicht auch gerade deswegen...). Von einem "Generalmissverständnis" zu sprechen, scheint mir daher schon arg übertrieben - zumal ja auch im angesprochenen Nachbarthread kein einziger der Meinung des TO war, dass die nachträgliche SW-Umwandlung am PC weniger "authentisch" sei, als die Benutzung der kamerainternen Umwandlung.
Stefan Voigt Stefan Voigt Beitrag 15 von 779
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Dame Eda schrieb:

Zitat:"Generalmissverständnis" zu sprechen, scheint mir daher schon
arg übertrieben - zumal ja auch im angesprochenen Nachbarthread
kein einziger der Meinung des TO war, dass die nachträgliche
SW-Umwandlung am PC weniger "authentisch" sei, als die
Benutzung der kamerainternen Umwandlung.


Eventuell wurde aber nicht weit genug gedacht. Wenn mal angenommen die direkt umgewandelten Dateien direkt (ohne Umweg über Photoshop etc.) an einen Drucker gesendet würden und es dem Bildautor gelingen würde dies glaubhaft zu kommunizieren, könnte dies dem Zustandekommen des in deinem Posting beschriebenen "Vertrags" mit den Betrachtern selbstverständlich dienlich sein.

Gruß
Stefan
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