Wo ist zu Hause 3/3

Wo ist zu Hause 3/3

Zu Besuch in Frankfurt (Oder) 2005


Wir hatten einen Garten, nahe den Bahndämmen,
wo manchmal in der Abenddämmerung
Damwild äsend den Hügel hinunterkam.
Damals hielt ich sie für Rehe und oft waren Junge dabei.

Unser Garten gehörte zu einer "Eisenbahnerkleingartenanlage"
und war ein Sommerglück für die Wochenenden.

Die Gärten trennten keine hohen Zäune
und viele der Obstbäume waren groß, alt, spendeten Schatten.
Wie der Pflaumenbaum, dessen Stamm sich in der Mitte teilte
und in dessen Gabel ich saß und Pflaumen blank polierte
am Pulli oder Hosenbein.

Mitten im Garten stand das gemauertes Häuschen
mit Flachdach, leicht geneigt und mit schwarzer Dachpappe belegt.
Um das Haus zu kühlen, spritzen Vater und Bruder auf dem Dach stehend
Wasser aus dem Schlauch auf das Dach.
Das Wasser dampfte und spritzte und die Beiden standen da oben wie Eroberer.

Auf der anderen Seite des Daches lief das Wasser
die Dachrinne entlang und füllte die Regentonne.
Die Tonne stand halb in die Erde gemauert
auf der immer schattigen Seite des Häuschens.

In der Tonne stand ich bis zum Bauch im Wasser, das schwarz war,
weich und kühl und der Boden fühlte sich unheimlich an unter meinen Füßen.
Hier war ich die große Forscherin,
die tagelang und zu Fuß den Amazonas durchquerte
und der sich die großen, gefährlichen Blutegel in das Fleisch der Beine bohrten.

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