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La Wendu


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vanitas

Es ist alles Eitel
Sonett von Andreas Gryphius

Du sihst wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.
Was diser heute baut reist jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn wird eine Wisen seyn
Auff der ein Schäfers- Kind wird spilen mit den Herden:

Was itzund prächtig blüht sol bald zutretten werden.
Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein.
Nichts ist das ewig sey kein Ertz kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück uns an bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spil der Zeit der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles diß was wir vor köstlich achten

Als schlechte Nichtigkeit als Schatten Staub und Wind;
Als eine Wisen-Blum die man nicht wider find`t.
Noch will was Ewig ist kein einig Mensch betrachten!






Kommentare 11

  • La Wendu 2. März 2006, 21:07

    @ vogel: das vanitas thema bezieht sich ja weniger auf die eitelkeit in der bedeutung, die das wort heute hat, als auf die nichtigkeit und vergänglichkeit des lebens. es stimmt aber, dass die gängigen darstellungen mit dem kontrast von jugendlicher schönheit und dem verfall spielen.
    deinen vorschlag, für solche overlays eher unschöne gesichter zu nehmen, habe ich auch schon realisiert. wenn ich in meinem bilderchaos beispiele dafür finde, schicke ich's dir per fm.
    danke dir für deinen kommentar!
  • Vogel Perspektive 2. März 2006, 17:12

    schöne junge frau, die schwer verletzt wurde ! das erinnert an diese greueltaten an hübschen menschen begangen mit salzsäure von neidern. sehr gängige gleichsetzung von attraktivität mit eitelkeit ! la wendu interessanter würde ich es finden, das mal an einem gesicht zu sehen was allgemein nicht als schön gelten würde ! das wird bestimmt schneller als gemein gelten !
  • La Wendu 28. Februar 2006, 20:35

    @ graf: so, meinst du? thnx

    @ patrick: merci beaucoup pour la visite :-)
  • Foto-Graf ICH 27. Februar 2006, 23:18

    gryphius...du gehst ja an die wurzeln, wendula...feine sache. :-))
  • La Wendu 27. Februar 2006, 22:12

    danke, fernando, für die rettung des sonetts und ebenso für die aufklärung über die struktur :-)
    ich werde es gleich korrigieren.

    und dir, kate, danke für die sokratische variante. es ist doch ein ewig aktuelles thema.
  • Fernando O.M. 27. Februar 2006, 22:05

    Tolles Bild.
    Vergilbtes Vanitas, die leere Eitelkeit. Die Zeit, die in Form des Todes leise und still alles unterwandert: ein Topos und Thema des Baroks.

    Schade, dass mit dem Zeilenumbruch auch die Sonettstruktur (2x Quartett + 2x Terzettt mit alexandrinischen Versen in konsonantischen Reim ABBA -ABBA - DDE - FFE) auch verloren geht:


    Du sihst wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.
    Was diser heute baut reist jener morgen ein:
    Wo itzund Städte stehn wird eine Wisen seyn
    Auff der ein Schäfers- Kind wird spilen mit den Herden:

    Was itzund prächtig blüht sol bald zutretten werden.
    Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein.
    Nichts ist das ewig sey kein Ertz kein Marmorstein.
    Itzt lacht das Glück uns an bald donnern die Beschwerden.

    Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
    Soll denn das Spil der Zeit der leichte Mensch bestehn?
    Ach! was ist alles diß was wir vor köstlich achten

    Als schlechte Nichtigkeit als Schatten Staub und Wind;
    Als eine Wisen-Blum die man nicht wider find`t.
    Noch will was Ewig ist kein einig Mensch betrachten!

    --

    Schöne Grüße und danke für die schöne Lyrik.

    Fernando
  • La Wendu 27. Februar 2006, 22:04

    danke dir, @ MI, für gernhardts zeitgenössisches pendant zu gryphius' sonett.

    @ mela: das freut mich.

    @ sylvia: das ist das tröstliche...

    @ pünktchen: :-)))
  • just moments 27. Februar 2006, 22:03

    Bedenke stets, daß alles vergänglich ist; dann wirst du im Glück nicht zu fröhlich und im Leid nicht zu traurig sein." - (Sokrates)
  • Sylvia Mancini 27. Februar 2006, 21:55

    Die Maske bröckelt, und mit ihr zusammen fallen auch all die Verwundungen ab, die von der Zeit zugefügt wurden ...
  • fashionDsign² 27. Februar 2006, 21:38

    richtig geile bearbeitung .gefällt
  • M I 27. Februar 2006, 21:29

    Dich will ich loben, Häßliches,
    Du hast so was Verläßliches.

    Wer Schönes anschaut spürt die Zeit,
    und Zeit sagt stets: Gleich ist's so weit.

    Die Schönheit gibt uns Grund zur Trauer,
    die Häßlichkeit erfreut durch Dauer.

    (R. Gernhardt)

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