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Skizze

Nicole Eisenman: Sketch for a Fountain [Skizze für einen Brunnen]
2017, Skulptur Projekte 2017

Material: Bronze, Gips, Wasserbecken
Maße: Wasserbecken ca. 500 × 700 cm, Liegende Bronze ca. 70 × 165 × 280 cm, Stehende Bronze ca. 260 × 80 × 120 cm, Sitzende Gipsfigur ca. 100 × 120 × 100 cm, Liegende Gipsfigur ca. 50 × 120 × 320 cm, Liegende Gipsfigur mit Wasser ca. 150 × 110 × 240 cm
Standort: Wiese neben der Promenade, Am Kreuztor / Promenade, 48143 Münster

Nicole Eisenman
* 1965 Verdun, lebt in New York

„Nicole Eisenman (* 1965 Verdun, lebt in New York) ist vor allem als Malerin und Zeichnerin bekannt. Spielerisch greift sie auf eine Palette an Stilen und Bildsprachen zurück, die von Renaissancemalerei bis zur Moderne reicht, und verknüpft sie mit Alltagsbeobachtungen und Referenzen auf Popkultur und Pornographie. Beziehungen, Rollenklischees, Körper und Sexualität kommt in ihren figurativen, melancholisch grundierten Bildern zentrale Bedeutung zu. Seit 2012 bedient sich Eisenman darüber hinaus vermehrt des Mediums Skulptur, dessen haptisch-sinnliche Qualitäten sie schätzt.

In Münster installiert Eisenman eine mehrfigurige Brunnenanlage inmitten der Promenade. Das Ensemble aus fünf überlebensgroßen Figuren aus Bronze oder Gips ist locker um ein Wasserbecken gruppiert. Die unbekleideten Figuren mit voluminösen Proportionen, die nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind, nehmen unterschiedliche Haltungen ein. Erzählerische Momente begleiten die zwanglose Szenerie: Eine ihre Nacktheit selbstbewusst zur Schau stellende Figur streckt sich inmitten des Wassers dem Himmel entgegen, während die anderen um das Becken abhängen, ein Sonnenbad nehmen oder versunken ins spiegelnde Nass blicken. Aus drei Körpern rinnt Wasser, während kleinteilig modellierter Pilzbewuchs zu Füßen einer Figur sprießt. Wie der Farbauftrag in Eisenmans Bildern variiert die Textur der Figuren. Bemooste Steine aus Marl ergänzen die Szenerie.

Mit der Brunnengestaltung interpretiert die Künstlerin eines der ältesten Modelle von Kunst im öffentlichen Raum neu. Brunnen fungierten in der Antike als Treffpunkt kultischer Handlungen. Monumentale Brunnenanlagen mit figurenreichen Bildprogrammen prägen bis heute zahlreiche Gartenanlagen und Plätze. Auf solche opulenten Inszenierungen reagiert Eisenmans Arbeit mit zartem Sprinkeln, aus verschiedensten Körperteilen sprühenden Wasserstrahlen und einer nur sanft bewegten Wasserfläche, die verbunden mit der Inaktivität der Figuren, Ruhe vermittelt. Der ausgreifend-bedeutungsvollen Gestik der historischen Inszenierungen setzt sie eine klobig-träge, cartoonhafte Figuration entgegen, die Assoziationen an Paul Cézanne, George Segal oder Tom Otterness aufruft und sich wenig um ästhetische oder gesellschaftliche Normen schert.

Die Szene erinnert an Zeichnungen Eisenmans, die ein queeres Arkadien entwerfen. Die Zeit scheint stillzustehen, lediglich die Getränkedose einer dösenden Figur verweist in die Gegenwart. Reduzierte Aktivität, sanftes Plätschern und die ebenerdige Aufstellung laden ein, es den Protagonist_innen gleichzutun und Teil der Szenerie zu werden. Alles steht als elementare Schöpfung in fluider Beziehung miteinander, Natur, Kultur und Identitäten gehen ineinander über. Wind und Wetter lassen die Gruppe im Laufe der Ausstellung ein wenig altern.

Andreas Prinzing“

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Exif

Kamera NIKON D90
Objektiv Sigma 12-24mm F4.5-5.6 EX DG Aspherical HSM
Blende 6.3
Belichtungszeit 1/100
Brennweite 12.0 mm
ISO 200