Karl Freitag
Eines Tages kam ein junger Mann zu mir in einem Muscle Shirt und prallen Armen, gefüllt mit viel Liebe und Fleisch. Er fragte mich nach dem Wasser. Denn er wollte zum Wasser. Ich sagte ihm: Da hinten am Hafen, da ist das Wasser. Da sind die Schiffe und dahinter ist das Meer.
Vorher wollte er aber noch mit mir sein Brot teilen. Er teilte das Brot und gab mir davon. Seine langen Surferhaare verdeckten sein sonnengegerbtes Gesicht. Dann nahm er meine Hand und ließ sich zum Wasser begleiten. Am Kai mussten wir uns verabschieden. Wir küssten uns wie Brüder. Wir ließen uns von vorbeischlendernden Mädchen mit ihren kleinen Digitalkameras fotografieren. Wir trugen unsere Predigten in ihre PoesieApps ihrer Smartphone ein. Wir malten ihnen Herzen und Kreuze auf die Wangen. Und wir schenkten ihnen unsere Locken. Sie verehrten uns wie Götzen.
Zum Abschied fragte mich der junge Mann: Wie heißt Du? Wer bist Du?
Ich sagte ihm, dass ich Matthäus sei und im Auftrag arbeiten würde. Dann fragte ich ihn nach seinem Namen.
Ich bin Karl Freitag!, sagte der junge Mann.
Dann ging er ins Wasser um zu sterben. Die Tanzmusik verstummte. Ich kehrte wieder heim ohne ein weiteres Wort.
29.3.2013
Zwei AnSichten 30. März 2013, 15:46
!!!lg Ingrid
Baerbel N. 29. März 2013, 20:05
alles so morbide.Frau Ke 29. März 2013, 13:20
"Da sind die Schiffe und dahinter ist das Meer."und seine prallen Arme! ... du verstehst es, Bilder
aus Bildern zu komponieren, frisch und farbig wieder.
"sie verehrten uns wie Götzen" ...
Frechdax . 29. März 2013, 12:47
Irgendwie traurig und doch sehr schön....hbs 29. März 2013, 10:47
eine wahre Ostergeschichte.feinst.
Jutta Schär 29. März 2013, 9:21
fein!!!Der Zacki 29. März 2013, 9:18
!!!† stockhausen 29. März 2013, 9:14
jo.Redpicture 29. März 2013, 9:01
auch in nrw ist tanzmusik verboten, so um kar freitag rum.ach ja das bild. klasse.
Josef Safranek 29. März 2013, 8:56
sauberer text aber auch dein in die ecke gedrängtes werk (-; alles in einem.gelungen