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"Haste keine, dann miet dir eine..."

"Haste keine, dann miet dir eine..."

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

"Haste keine, dann miet dir eine..."

Was bis vor etwa 15 Jahren absolut undenkbar war geht nun auch bei Lokomotiven und Triebwagen: Von einer kurz- bis langfristig Anmietung ist mittlerweile Alles möglich.

Die Ver- und Anmietung von Eisenbahnfahrzeugen gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten: Besonders im Bereich der Kesselwagen, sowie für staub- und nässempfindliche Güter (z.B. Dünger, Kalk, ...) existieren verschiedenste Spezialwagen, welche durch unterschiedlichste Firmen vermietet werden. Des Weiteren gibt es etliche verladende Unternehmen, welche über eigene Waggons verfügen und diese unter Umständen auch an andere Unternehmen weitervermieten.

Das die ehemaligen Staatsbahnen Bundes- und Reichsbahn Lokomotiven an Privat- und Lokalbahnen oder auch Anschlussbahnen von Industriebetrieben vermieteten gab es sehr wohl, und auch die kleineren regionalen Bahnunternehmen halfen sich bisweilen untereinander (z.B. wenn die eigene Lok oder der eigene Triebwagen wegen einer Reparatur oder Hauptuntersuchung nicht verfügbar war). "Konkurrenz" wie sie heute im Schienenverkehr (hier besonders im Nah- und Güterverkehr) existiert gab es damals nicht, man profitierte meist voneinander.

Mit der Bahnreform Anfang/Mitte der 1990er hat sich dies geändert: Etwa ab 1998 oder 1999 drängten die ersten privaten Güterverkehrsunternehmen auf den Markt und machten dem Marktführer DB Cargo Anteile streitig, meist jedoch im hochprofitablen Ganzzugverkehr. Erinnert sei hier an die Unternehmen Karsdorfer Eisenbahngesellschaft mit ihren Kerosinzügen vom Emsland zum Münchner Flughafen, die Containerzüge der EVB zwischen der Nordsee und Süddeutschland oder die Züge der BASF zwischen Ludwigshafen und Ruhland oder dem hessisch-thüringischen Kali-Revier.

Da die Anschaffung von neuen Elektrolokomotiven jedoch meist mit sehr langen Wartezeiten und sehr hohen Investitionen verbunden war scheuten die meisten Unternehmen solche Entscheidungen. Gebrauchte Dieselloks waren zwar damals am Markt verfügbar, doch die DB schob dem Verkauf von eigenen Loks an private Konkurrenten alsbald einen Riegel vor.

Jetzt kamen die Hersteller der Loks, Siemens/Krauss-Maffei in München und der BOMBARDIER-Vorgänger ADtranz aus Kassel ins Spiel. Sie fertigten die ersten Lokomotiven für einen betriebseigenen "Lokpool" aus dem die Maschinen nun kurzfristig angemietet und wieder zurückgegeben werden konnten.

Die Finanzierung übernahmen/übernehmen hierbei entweder die Hersteller selbst oder aber Banken und Leasinggesellschaften. Letztere übernahmen dabei teilweise auch die Disposition der Loks. Mit dem Wachsen des Lokbestandes stieg auch die Zahl der Kunden, welche die Loks in den verschiedensten Bereich einsetzten.

Vor etwa fünf Jahren kam erstmals merkliche Bewegung in diesen Markt, als das japanische Unternehmen Mitsui Rail Capital Europe (MRCE) in diesen Bereich einstieg und Diesel- und Elektrolokomotiven verschiedenster Typen kaufte und weitervermietete. Im Jahr 2006 begann man die bis dahin existierende Siemens Dispolok GmbH und deren Fahrzeugbestand zu übernehmen, woraufhin das Unternehmen nun neu als Dispolok GmbH firmierte. 2008 wurde die Übernahme abgeschlossen, seitdem werden nach und nach die bisher in gelb-silber lackierten Loks der Baureihen ES 64 U2 (vergleichbar mit DB-Baureihe 182), ES 64 F4 (vergleichbar mit DB-Baureihe 189) und ER 20 in schwarz umlackiert.

Mit zu den ersten Unternehmen welches die neuen "Leihloks" einsetzte war das Bad Honnefer Unternehmen TX Logistik, welches hauptsächlich im kombinierten Ladungsverkehr (Container, Wechselbrücken und Sattelauflieger) zwischen den Nordseehäfen und Süddeutschland aktiv ist.

Mit einem Containerzug (ausschließlich angemietete Tragwagen der Schweizer Gesellschaft AAE Ahaus Alstätter Eisenbahn AG) ist die in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Slowenien und Kroation zugelassene ES 64 F4-027 mit dem DGS 90302 auf dem Weg von Regensburg Ost nach Bremerhaven Kaiserhafen/Nordhafen. Die Fotostelle ist übrigens die "andere" Seite von Hermannspiegel.

Aufnahmedatum: Samstag, 5. Juni 2010 - 7:51 Uhr || Aufnahmedatum: Aufnahmeort: bei Haunetal-Hermannspiegel [Nord-Süd-Strecke / KBS 610 „Fuldatalbahn“ / südlich Bad Hersfeld] || Verwendete Kamera: Nikon D80

Hermannspiegel "klassisch"

Der "VOS" im Haunetal
Der "VOS" im Haunetal
Patrick Rehn


Lok der Bauart ES 64 F4 in MRCE-schwarz
Schon wieder vorbei... # 2
Schon wieder vorbei... # 2
Patrick Rehn


Ein weiterer Anbieter für kurzfristig anmietbare Lokomotiven ist das Unternehmen Angel Trains/Alpha Trains
Der richtige Zug: Rostock Port
Der richtige Zug: Rostock Port
Patrick Rehn

Kommentare 6

  • Christian Kammerer 26. Januar 2011, 8:03

    Bravo Patrick,

    genau die richtige Antwort.

    Nicht jeder weiß sofort, was für ein Zug da durchs Bild fährt, das geht selbst mir so und ich behaupte mal von mir, dass ich mich in der Materie etwas auskenne :-)

    Ich gebe zu, dass ich lange Zeit zu meinen Bildern auch nur die Aufnahmedaten geschrieben habe, mittlerweile aber etwas genauere Bildbeschreibungen einfüge, wenn auch nicht so ausführliche wie Du.

    So wie Du es schreibst, sind die Angaben zu Deinen Bildern für Nichtkenner der Eisenbahn sehr nützlich und die, die wissen um was es geht, sind ja nicht dazu verpflichtet Deine Texte von A bis Z zu lesen.

    Du kannst Dir sicher sein, dass ich auf jeden Fall immer wieder bei Dir reinschauen werde.

    Gruß und allzeit gutes Licht
    Christian
  • Patrick Rehn 25. Januar 2011, 18:42

    Hallo zusammen!

    Es freut mich, dass euch zumindest das Bild zu gefallen scheint.

    Das bei mir in der Bildbeschreibung solche Sachverhalte manchmal etwas "langatmig" sind liegt wohl darin begründet, dass ich gerne die notwendigen Informationen zum Hintergrund der Entstehung eines Bildes oder dem gezeigten Objekt dem Leser zugänglich machen möchte. Und dort wo bestimmte Artikel im Internet vorhanden sind verlinke ich ja beispielsweise auch. ;-)

    Ich stimme C. Kainz zu, dass man viel im Internet erfahren kann. Die Frage ist dann allerdings, ob dieses Wissen tatsächlich immer und bei jedem verfügbar ist (es soll ja auch Leute geben die von der Eisenbahn keinen blassen Schimmer haben und trotzdem sich hin und wieder hier Bilder anschauen - nicht jeder Zug ist eben Deutsche Bahn, und nicht alles was nach Deutscher Bahn aussieht ist es dann auch).

    Ich würde mich freuen wenn ihr trotzdem meinen Bilder gewogen bleibt und auch künftig mal wieder reinschaut. :-)

    Liebe Grüße,
    Patrick
  • Florian Mark Z. 25. Januar 2011, 18:06

    Von der ewig langen Bildbeschreibung abgesehen eine sehr schöne Aufnahme!

    LG,
    Florian
  • pixelmanu 25. Januar 2011, 10:07

    Schön finde ich, wie sich der Zug sich um den "Berg" schlängelt.

    Zum Text bin ich da nicht Herrn Kainz`s Meinung. Ich lese mir das gern durch, da kann ich mir immer Info´s rausziehen, die ich nicht habe (auch bei Gerd). Es ist nicht jeder so perfekt, dass er alle diese Informationen intus hat. (Ok, ich zähle mich ja auch nicht zu den Fuzzi`s.)

    lg manu
  • Christian Kammerer 25. Januar 2011, 8:58

    Schön, wie die 189er hier um die Kurve kommt, gefällt mir gut.

    Gruß Christian

  • C. Kainz 25. Januar 2011, 7:36


    Wozu sich kurz fassen, wenn man genauso gut
    auch einen fetten Aufsatz schreiben kann ... ; )

    Hoffentlich lässt du dich da nicht von Gerd Breuer inspirieren,
    der unter seine Bilder auch immer so einen öden und lang-
    atmigen Sermon schreibt, dessen Informationsgehalt sowieso
    jeder Fuzzi intus hat, und den man auch sonst locker
    in 8 Sekunden googeln kann ...

    lg, Christoph

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Ordner Bahn - Hessen
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