Sybil.J


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[ D a s . R e z e p t ]

Griseldis war zum ersten Mal in ihrem Leben frei und sie genoss das Fliegen in vollen Zügen. Sie flog und flog und flog...
Aber der arme Schorsch war am Ende seiner Kräfte. Er flatterte und fla..tter..te... und plopp, fiel er einfach vom Himmel. Na ja, sehr hoch war er sowieso nicht mehr gewesen, und so landete er mehr oder weniger unsanft mitten auf einer Wiese im hohen Gras. Er schüttelte sich und versuchte sich zu orientieren, da landete Griseldis schon neben ihm.
"Hey, was ist los mit dir? Ist das nicht herrlich - Fliegen! Aaah, es kann doch nichts Schöneres geben, oder?!"
Und damit schlug sie ihm herzhaft mit dem Flügel auf den Rücken, dass es nur so staubte.
"Los, komm, keine Müdigkeit vorgeschützt, da vorne ist schon der Hühnerhof, dort findest du Gerda und ich kann endlich meines Weges gehen." Sie packte Schorsch am Flügel und zerrte ihn einfach mit.
Dem Armen blieb nichts anderes übrig, als hinterher zu stolpern.
Auf dem Hof angekommen, führte eine aufgeregt piepsende Kükentruppe sie eifrig sofort in die Küche zu Gerda.
"Oma Gerda, Oma Gerda, schau mal, Besuch! Es sind zwei Fremde gekommen!
Guck mal, der eine staubt so lustig, wenn man ihn knufft!"
Und die ganze Horde hopste auf Schorschs Rücken auf und ab wie auf einem flauschigen Trampolin.
"Kinder, Kinder, nicht so wild! Jetzt lasst doch die Beiden erst mal reinkommen, dass ich sie mir einmal richtig anschauen kann!" Gerda fegte ein paar besonders vorwitzige Küken zusammen mit dem verstreuten Mehl und Schokokrümeln vom Tisch und kam näher heran, um die Fremden zu begrüßen.
Bei einem guten Tässchen Kaffee (ja, auch unsere Hühner wissen eine kräftige Röstung zu schätzen!) berichteten unsere Reisenden, was ihnen bisher widerfahren war und weshalb sie hier gelandet waren.
Gerda war sehr traurig, als sie von Käthes Tod erfuhr,
denn in ihrer Jugend waren die zwei Junghennen einmal unzertrennlich gewesen.
"Aber ich bitte euch um Verständnis, ich bin schon alt und kann so eine weite Reise nicht mehr auf mich nehmen.
Schaut mal, die Flügel wollen nicht mehr."
Und erst jetzt bemerkten Griseldis und Schorsch, wie zerrupft Gerdas Flügel waren. Nein, an Fliegen war da wohl nicht mehr zu denken. Ratlos saßen sie lange am Tisch, jeder versunken in seinen eigenen Gedanken.
"Das kann doch nicht das Ende der Weihnachtstradition sein!" Gerda stampfte mit den Füßen auf den Küchenboden. "Griseldis, nimm du das Rezept. Ich vertraue dir. Geht damit zu Manni und rettet die Biskuitrolle!
Du bist noch jung genug und du hast ein gutes Herz. Du schaffst das!"

* * *

Was zuvor geschah:

Flucht
Flucht
Brita H.


Dies ist der vierte Teil unserer diesjährigen Weihnachtsgeschichte, erdacht und ersponnen von Brita H. und mir.

Viel Spaß beim Mitlesen :-)

Kommentare 8

Das Foto befindet sich nicht in der Diskussion. Deswegen kann es aktuell nicht kommentiert werden.

  • Tobila... Toni Bischof Ladir 27. Dezember 2016, 9:32

    Ihr Beide durchstreift zusammen Deutschlands Städte.
    Ihr Beide sind aber auch nicht verlegen,
    wenn es heisst, zur Feder zu greifen und zu schreiben.

    Grüsse Dich und danke Dir. Tobila
  • Brita H. 8. Dezember 2016, 23:34

    Hier geht's weiter: die beiden wurden von Gerda gut verpflegt und waren damit einverstanden, das Rezept zum Käthehof zu bringen.
    der Überfall
    der Überfall
    Brita H.
  • Titus Photografie 8. Dezember 2016, 23:13

    Wirkt klasse in diesem Licht - und das Huhn ist richtig süß!
    lg
    Christian
  • Klaus Rohn 7. Dezember 2016, 22:06

    Vielleicht noch eine Bemerkung zum Schorsch. Sieht so aus als ob er das eine oder andere Belohnungs- "Körnchen" am Anfang der Geschichte zu viel hatte... Ich denke seine Flugtauglichkeit ist genau dadurch so stark eingeschränkt.

    Zitat: "Guck mal, der eine staubt so lustig, wenn man ihn knufft!"
    Ich glaube das wird einer meiner Lieblingssätze dieser Geschichte.

    Gruß Klaus
  • Sybil.J 7. Dezember 2016, 6:46

    Anette, das ist doch kein Einhorn, das ist eine stylische Feder. Der letzte Schrei. Auch Oma Gerda geht mit der Mode :-)
    Dass sie gütig ist, hast du fein beobachtet. So sollen Omas sein ;-)
  • Anette Z. 6. Dezember 2016, 19:31

    Schöne Küchenszene! Und das Huhn mit dem Einhorn sieht ja edel aus ;-) Hat was.
    Der unscharfe Hintergrund bringt die Zutaten und das Lehrlingshuhn mit dazu.
    Ich kann mir nicht helfen: Das weiße Fellknäul mit den Kulleraugen sieht total gütig aus in diesem Foto.
    Gruß, Anette
  • Woman of Dark Desires 6. Dezember 2016, 17:23

    das geht mir total ans herz..erhlich :-*
    das ist so wunderschön erzählt..du solltest öfter schreiben
    und die idee mit den kleinen heftchen unterschreib ich!!!
    lg wodd
  • Brita H. 5. Dezember 2016, 23:23

    Gerda in ihrem Element in der Backstube. Na hoffentlich versaut ihr Schorsch nicht den Teig.
    Aber mit der taffen Griseldis wird die Biskuitrolle sicher gerettet.
    Da hast du ja wieder mal gezaubert, was da alles auf dem Bild zu sehen ist! Klasse!
    LG Brita

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