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748 Schmerzensmann

748 Schmerzensmann

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homwico


Premium (Complete), Coburg

748 Schmerzensmann

Hier ein Christus-Bildnis als Schmerzensmann in Teilansicht, leider etwas unscharf, aber als Dokumentation zum Zeigen noch geeignet. Die farbig gefasste, vollplastische Figur eines unbekannten Künstlers die auf einem Stein stehend, mit erhobenen Händen ihre Wundmale zeigend dargestellt ist, datiert auf etwa 1500 und ist aus Holz, eventuell Lindenholz, gefertigt. Mit einer Höhe von 167,5 cm zeigt sich die Figur, die aus dem Altbestand der Kunstsammlungen der Veste Coburg stammt, in lebensgroßer Abbildung.
Die Darstellung Christi als Schmerzensmann, man bezeichnet diese Darstellung auch als „Erbärmdebild“ oder „Ecce Homo“, ist ein Andachtsbild, welches den leidenden Jesus Christus mit sämtlichen Kreuzigungswunden und der Lendenwunde, nach diesem Stil lebend und nicht ans Kreuz geschlagen, darstellt. Über dieses Miserikordien- oder Barmherzigkeitsbild kann man die Brücke zu den von mir mehrfach erwähnten Misericordia-Vereinigungen in Italien schlagen, die in meiner Reportage über die Toskana im Rahmen der geschichtlichen Darstellungen der dortigen Päpste und der Entwicklung der katholischen Kirche im Mittelalter an mehreren Stellen Erwähnung finden.
Diese Darstellungen Christi als „gregorianischer Schmerzensmann“ sind seit dem 12. Jahrhundert im byzantinisch-ostkirchlichen Kulturkreis als „König der Herrlichkeit“ halbfigürlich als im Sarkophag aufrechtstehender Christus gezeigt, bekannt. Die Hochblüte dieser Darstellungen erreichten die Werke in der Zeit der Indulgenz, dem Ablasshandel mit dem Straferlass der katholischen Kirche, zusammen mit der ab 1300 zunehmenden Eucharistieverehrung, indem die Volksfrömmigkeit dazu ausgenutzt wurde, um der Kirche dadurch eine Einnahmequelle zu verschaffen, die nicht zu unterschätzen war. Hierbei nutzte man den psychologischen Effekt, dass der Betrachtende des Leidensbildes eine innerliche Beziehung zu dem Schmerzensmann aufbauen sollte und dies wohl auch vielfach tat.
Martin Luther, der den Irrweg dieser Ablässe erkannte und anprangerte, hat dies dann ja auch durch seine ausgelöste Reformation und der Kirchentrennung erfolgreich gestoppt, wobei die entstandenen Kunstwerke dieser Zeitepoche durchaus eine Bereicherung unserer Kultur darstellen.

Aufgenommen in den Museumsräumen der Kunstsammlungen der Veste Coburg in der Steinernen Kemenate im 2. Obergeschoss.

Vielen Dank an die Kunstsammlungen der Veste Coburg für den positiven Bescheid, die Bilder an dieser Stelle in der Fotocommunity zeigen zu dürfen.
Für Interessenten eines Museumsbesuchs, der wirklich lohnenswert ist, ein Link der ausführlich über das museale Geschehen der Kunstsammlungen der Veste Coburg informiert:

https://veste.kunstsammlungen-coburg.de/

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