Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

50 Jahre und ein Ende 8

2010 Hamburg - rechts das neue "Max und Consorten"


50 Jahre und ein Ende 8


Im „Max und Consorten“ bin ich jetzt wieder öfter. Die Gespräche mit Lutz sind die einzigen Männergespräche, die mein Dasein verschönern. Seine Schlüsselbeine atmen, wenn wir reden. Er ist aus Freiburg nach Hamburg gekommen: mal was anderes sehen. Nur sein Rücken ist im Arsch. Und sein Hintern: gar nicht drüber zu reden. Schon in Mettenhof waren wir uns näher gekommen, ohne dass nahe liegende zutun. Junge Männer greifen schon mal beherzt zu, wenn sie sich zusammenraufen, dafür aber nicht mehr.

Lutz kam nach Kiel als erfahrener Zivi, der uns berichten sollte. Ich war durchaus ein wenig stolz, dass es sich hierbei um meinen Vorgänger bei Didi handelte. Das sind so die kleinen Momente zwischen den Zeilen und Nischen. Diese kleinen Freuden, über die man nicht spricht.

Brigitte kommt wieder einmal mit lädierter Fresse zum Dienst. Sie ist gegen den Schlagbaum auf unserem Gelände gelaufen. Diesmal muss es genäht werden. Ich komme zu spät, habe einen Auffahrunfall mit dem „Strich Achter“, Höhe Berliner Tor. Dann fahre ich auch noch zu allem Überfluss den Tank leer. Bei einem Diesel darf man das ja nicht. Ausgerechnet an diesem Tag kommt Oberschulrat Lachsbruch zu Besuch. Der ältliche Verehrer von Ursel. Nichts Öffentliches, nur eine erotische „menage a troi“ mit Ursel und seiner Ex unter Pädagogen mit Einfluss. Für mich eine relativ unappetitliche Angelegenheit. Ich traue mich aber nicht, es Ursel ins Gesicht zu sagen.

Das ich Didi zu spät vom Bus abhole...
„Mach dir nichts draus, Junge!“ – der Busfahrer!
Es ist eigentlich mein Todesurteil. Lachsbruch verspricht Meldung zu machen. Doch Ursel springt erstaunlicher Weise für mich in die Bresche und dies in einer Eindeutigkeit, dass ich feuchte Augen bekomme.

„Herr Krüger ist Zivi von dem Jungen und kein Schulzivi. Wir sind nicht weisungsbefugt!“

Brigitte hat eine Gehirnerschütterung. Sie lässt sich freiwillig ins Krankenhaus einweisen. Die Erzieherin Lydia übernimmt den Unterricht für sie und ich muss helfen. Ich darf helfen.
„Wir machen das jetzt zusammen!“
Endlich ist da mal jemand, der mich gemäß meiner Ausbildung behandelt.
Die Praktikantin Sabine erweist sich in dieser Situation als doch brauchbar und schläft in dieser Zeit sogar zwei Mal außerdienstlich mit Lydia.
„Nicht weiter sagen!“
Heute ist sie auch mal gut rasiert.

Frau Röhmköttel, die dumme Nuss, weise ich mit einem überzogenen Selbstbewusstsein ab.
„Nein, ich kann keinen KG Termin mit Ihnen besprechen. Ich muss den Unterricht vorbereiten. Sie wissen ja, wir haben einen personellen Engpass. Ansonsten bitte ich Sie, den Dienstweg einzuhalten, oder sich nächste Woche noch mal zu melden, vielleicht ergibt sich da ein Zeitfenster.“

Röhmköttel beschwert sich prompt bei meiner Lieblingsdirektorin, meiner schönen und loyalen Ursula.

„Ich kann unter diesen Umständen hier nicht arbeiten!“
„Frau Röhmköttel, bitte beruhigen sie sich!“
„Nein, ich bin schwer enttäuscht!“

Die sozial begrenzte Krankengymnastin bekommt einen Weinkrampf und sagt ihre innerhäuslichen Termine für die nächsten Wochen ab. Ursel kommt hoch erfreut zu mir und sagt: „Herr Kollege, ich bitte doch um etwas mehr Zurückhaltung bei der Behandlung unserer Freiberufler!“

Wir lachen uns krank. Dann traue ich mich etwas mit einem Kloß im Hals.
„Was ist dass mit dem blöden Schulrat?“
„Mein Privatleben geht dich zwar nichts an, aber ich werde meine Treffen mit Otto beenden!“


...

27. Dezember 2010




fortsetzung folgt


50 Jahre und ein Ende 7
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