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Kurzer Halt mit D 504 in Weißenfels

Kurzer Halt mit D 504 in Weißenfels

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Kurzer Halt mit D 504 in Weißenfels

In Naumburg hatte ich schon ein paar Fotos aufgenommen, keine Kunst obwohl dort ein Halt von 2 Minuten vorgesehen ist.
Schnell runter von der Lok, angepeilt das Objekt der Begierde, drauf drücken. Genauso schnell wieder hoch, Ausschau halten nach den Zp 9a des Aufsichtsbeamten. Die üblichen Handgriffe weiter geht’s, aber nicht gemütlich, antreten auch wenn der Zug am Zugharken sich lang macht. Kraftvoll antreten damit wir gut in Fahrt kommen, denn ich hatte mir vorgenommen auch mal in Weißenfels ein bestimmtes Motiv mit Stimmungen und den "Frei "zeigenden Ausfahrsignal einzufangen.
120 Km/h erlaubt der Fahrplan, um die zu erreichen liegt die Steuerung lange und weit vorn. Hinter den Block „Henne“ wenn der Zug so richtig an Geschwindigkeit gewonnen erreichten wir eine runter gekommene Brücke. Mit den Eintrag im Buchfahrplan 90 Km/h auf 100 Meter, immer ein außerordentliches ärgerliches Hindernis.
Beiziehen, bremsen gleich wieder lösen Regler vor bis zum Anschlag. Es stehen im Notenblatt erneut 120 Km/h, bis Weißenfels sind es nur noch 8 Kilometer.
Ganz rechts in Gleis 1 das in einer langen Linkskurve liegt fahren wir vorsichtig ein. Streckenkenntnis ist vom Vorteil um nicht gleich über das Ausfahrsignal zu rauschen. Bei der DR standen die immer auf „Halt“ bei der Einfahrt.
Mit einer Minute eher als im Fahrplan zu lesen 12.42/44 = drei Minuten für mein Foto. Nachteil, hier befindet sich kein Bahnsteig. Vorsichtiger Abstieg auf den Schotter mit der Kamera, Foto geschossen und hoch hangeln auf den Führerstand.

Jetzt geht es noch einmal so richtig los nicht ohne Grund, in Weißenfels befindet sich die Lokfahrschule wo auch ich 1967 zum Dampflokführer geschlagen wurde. So was verpflichtet, zugleich sollten die Neuen die zu der Zeit nicht mehr auf Dampf getrimmt wurden wenigstens zur besten Tageszeit 12.45 Uhr mal anhören wie eine Dampflok aus dem Bahnhof zu fahren hat.
Es wurde berichtet das die Schüler an das Fenster treten durften wenn die Saalfelder ihr Schauspiel „ Zügige unüberhörbare Ausfahrt“ nach dem Mittagessen der Anwärter aufführten.
Erwähnen muß ich nicht extra das ein entsprechender Pfiff mit im Drehbuch stand während wir unseren Ziel mit nächsten Halt Halle an der Saale entgegen donnerten.
Wenn die Anfahrten damals nur jemand aufgenommen hätte oder?

Der D 504 war eine herrliche Tagesleistung die von den Personalen gern gefahren wurde. Nie kam lange Weile auf denn unterwegs gab es so einiges was das Heizer und Lokführerherz freute bereiten konnte selbst mit einer Kohlelok.

Zum Bild - eine etwas größere Deteilaufnahme

Wie zu sehen reichten die 3 Minuten für das aussagekräftige Foto aus. Weißer Dampf an der Maschine, dicker schwarzer Qualm quillt aus dem Schornstein. Legt sich über die Umgebung, verhüllt dabei fasst das Ausfahrsignal.
Irgendwie kommt da unweigerlich ein Gefühl auf das sich hier gleich was Außergewöhnliches abspielen wird.

Die Schonzeit für den Heizer war schon vorbei, allein mussten die Jungen für den Dampfbedarf der 01.5 sorgen.
Doch Sorgen bei meinen Heizer brauchte ich mir nicht machen trotz des schulterlangen Haars.
Klaus hatte schnell gelernt, verstand sein Handwerk.
Als einmal alle U– Boote abgetaucht waren, an Kohle im Bw nur ein Rest Brikett vorhanden, fuhren wir beide mit derselben Lok den E 802 nach Leipzig. Eine unvergessliche Fahrt die uns einiges abverlangte.
In Leipzig pünktlich angekommen, nur zum Parade abnehmen eignete sich unser Schornsteinfeger Gesicht diesmal nicht.
Die Reisenden schauten dennoch Richtung Führerstand mit dankendem Blick aber auch ein Lächeln konnten wir oft erkennen. (Nachzulesen in „Fahrzeugportrait Baureihe 01.5, von Dirk Endisch Transpress“)

Gruß Ralf

Kommentare 13

  • Ralf Göhl 28. Dezember 2016, 11:21

    Es erfreut mich immer wieder wenn andere ebenfalls meine Bilder gefallen.
    Bilder in der Art waren nicht so ohne weiteres zu machen in jeder Beziehung.
    Auch muss ich betonen nie ein Fotograf gewesen zu seien, eigentlich nur ein Knipser der etwas festhalten wollte aus seinen Alltag auf und um die Lok.
    Vielleicht hast Du auch die neue Bahnepoche gelesen da findest Du eine Geschichte die sehr angekommen ist bei den Eisenbahnfreunden über 8 Seiten von mir.
    VG Ralf
  • Peter Semmelroch 26. Dezember 2016, 2:38

    Herrliche Geschischte und Top Bild, das es ohne weiteres auch mit heutigen Aufnahmen aufnehmen kann.
    LG Peter
  • Hans Niemann 15. Oktober 2007, 21:52

    Sehr schön Ralf, bin der gleichen Meinung, die Klänge die man manchmal gezaubert hat hätten es verdient aufgenommen zu werden.
    LG Hans
  • Dirk Bake 2. Januar 2007, 0:12


    Dank an Ralf für die stets sehr lesenswerten und lebendigen Texte. Sie machen es den EnthusiastInnen leicht, sich in die Situation hineinzudenken und zu -fühlen.
  • Michaela Heckers 9. Oktober 2006, 10:58

    Mannomann, eine Beeindruckende Aufnahme mal wieder! - Mit der Wahl der Aufnahmeperpsektive unterstreichst Du aber auch gekonnt den Charakter dieser mächtigen Maschine!
    LG, Michaela
  • Andre Pizaro 17. September 2006, 23:59

    schönes foto gefällt mir sehr gut


    dampfloks unter dampf gibt es ja leider nur noch im museum

    greets

    andre´
  • Ralf Göhl 17. September 2006, 11:41

    @Tom, Dieses Signal dort war schon außergewöhnlich, lag der Bahnhof doch in einer starken Linkskurve. Aus diesen Grund stand es weit weg vom Gleis.
    In solchen Fällen muß sich ein Lokführer andere markante Stellen merken um nicht über das Signal zu fahren.
    Zum Beispiel eine bestimmten Oberleitungsmast oder der kleine Überweg mit der gelben Kennzeichnung.

    Ist ja schön zu hören das einigen von euch meine Fotos sowie Beschreibungen der vergangenen Dampflokzeit gefallen. So war die Arbeit nicht um sonst, besser gesagt die Zeit die ich reinstecke.
    Natürlich können meine Fotos überhaupt nicht mithalten was heut zu Tage abgeliefert wird.
    Die Zeit ist wie alles weiter gegangen. Dafür habe ich mit meinen Mitteln versucht im Bild festzuhalten wie es damals gewesen. Das wiederum ist es was ich glücklicherweise der Fotografen mit ihrer Star - Ausrüstung voraus habe.
    Unwiederholbar meine Fotos, auch nicht mit Sonderfahrten die niemals den Alltagsbetrieb wiederspiegeln können.
    Dazu kommt noch, habe ich selbst diesen Abschnitt von Eisenbahngeschichte mitgestaltet.

    Mal sehen was der kommende Freitag bringt?


    Es grüßt Ralf
  • Steffen°Conrad 15. September 2006, 22:23

    Aus Deinem Bild und Deiner tollen Beschreibung spricht eine unbändige Freude an den schwarzen Rössern !!
    es sind die Zeiten, die uns heute das Attribut, "hach was war das noch Eisenbahn usw. richtig fahren"
    entlockt....

    Vg St.
  • Wolfgang Graßl 15. September 2006, 21:38

    Superbild und ebensolche Beschreibung!
    Viele Grüße, Wolfgang
  • Sven Jünger 15. September 2006, 20:10

    Hi Ralf!

    Deine ausführliche Story zum Bild ist mal wieder das Salz in der Suppe. Da ich als Knirps im Bw Vacha groß geworden bin, kann ich mich noch an viele Sachen aus deinen Schilderungen erinnern. Vieles, wie z.B. die lokfahrschule Weißenfels, war auch häufig Gegenstand von Opas Erzählungen.

    Einfach nur schön, mach weiter so!

    Viele Grüße, Sven
  • Günther Weber 15. September 2006, 20:06

    Deine Beschreibungen sind ja schon richtige Romane...
    Aber Romane, die man gerne liest. Und dann das Bild dazu. Klasse!
    LG, Günther
  • Ralf Temme 15. September 2006, 14:33

    Hallo Ralf !

    Bitte mach weiter mit Deinen klasse Bildern und Beschreibungen !

    Gruß
    Ralf
  • Thomas Reitzel 15. September 2006, 11:29

    Wieder eine unverwechselbare Dokumentation von Dir!
    Sag mal, das Ausfahrsignal stand aber da auch an einem eher ungewöhnlichen Platz, vermutlich, damit es schon von weiten besser erkennbar war?
    LG Tom

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