Rösleins Abschied

Rösleins Abschied

Rösleins Abschied

Röslein, Winter ist gekommen;
Ach, wie schaust du traurig drein.
Senkst herab die müden Zweige;
Abschied will genommen sein.

Sanft sich deine Blätter neigen,
Verzaubert von des Reifes Glanz;
Und der weißen Flocken Reigen
Lädt dich ein zum letzten Tanz.

Lust und Leben ward gegeben
Zu des Sommers Blütenpracht,
Heiß Begehren, wildes Streben,
Rausch der süßen Liebesnacht.

Noch in des Herbstes grauen Tagen
Belebet, Röslein, mich dein Duft.
„Fass neuen Mut, du kannst es wagen!“
Aus deinem Dornenkleid es ruft.

Röslein, nun muss ich dich schneiden;
Doch wie gut tut mir dein Trost:
Vom Leben wird besiegt das Leiden,
Erwachst du nach des Winters Frost.