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Eine Geschichte ...

Eine Geschichte ...

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Eine Geschichte ...

Zwei Männer, die beide schwer krank waren, teilten das gleiche Krankenhauszimmer.
Einer von beiden mußte jeden Nachmittag eine Stunde in seinem Bett sitzen, damit sein Lungenwasser abfließen konnte. Sein Bett stand neben dem einzigen Fenster im Zimmer!

Der andere musste seine Tage auf dem Rücken liegend verbringen! Die beiden Leidensgenossen sprachen stundenlang miteinander. Sie sprachen über ihre Ehefrauen, ihre Familien, beschrieben ihre Häuser, ihre Arbeit, ihren Militärdienst und ihre Urlaubsorte.

Und jeden Tag, an dem der Mann neben dem Fenster saß, verbrachte er diese Zeit damit, seinem Zimmergenossen alles zu beschreiben, was er draußen sah!

Der Mann im anderen Bett lebte auf in dieser Stunde, wo seine Welt sich erweiterte und lebendiger wurde durch all die Bewegungen und Farben der Außenwelt!

Der Blick aus dem Zimmer ging auf einen Park mit einem schönen Teich, Enten und Schwänen spielten auf dem Wasser während die Kinder ihre Minibootchen darauf schwimmen ließen. Verliebte Pärchen ging Arm in Arm durch Blumenbeete in Regenbogenfarben, große Bäume zierten die Landschaft und man konnte entfernt sehen, wie die Umrisse der Stadt sich abzeichneten.

Während der Mann neben dem Fenster all diese Details beschrieb, schloß der Mann im Bett die Augen und stellte sich die Szene bildlich vor.

An einem schönen Nachmittag beschreib der Mann am Fenster eine Parade, die am Fenster vorbeiführte. Obwohl der Mann im Bett das Orchester nicht hören konnte, sah er es mit seiner Vorstellungskraft, so lebendig beschrieb der Sitzende die Szene!

Tage und Wochen vergingen.

An einem Morgen zur Zeit des Bades fand die Krankenschwester den leblosen Körper des Mannes am Fenster, der friedlich eingeschlafen war!

Traurig benachrichtigte sie die zuständigen Personen, um den Leichnam zu entfernen!

Sobald er den Moment gekommen sah, fragte der andere Mann, ob man sein Bett ans Fenster stellen könne!

Die Krankenschwester war froh, ihm diesen Gefallen tun zu können, versorgte ihn und ließ ihn allein.

Langsam und schwerfällig richtete sich der Kranke etwas auf indem er sich auf den Ellbogen stützte, um einen ersten Blick aus dem Fenster zu werfen.

Endlich würde er die Freude haben selbst zu sehen, was sein Freund ihm beschrieben hatte. Er streckte sich und drehte sich langsam zum Fenster um.

Doch alles, was er sah, war eine Wand.

Der Mann fragte die Krankenschwester, warum sein verstorbener Zimmergefährte ihm eine ganz andere Realität beschrieben hatte.

Die Krankenschwester antwortete, dass der Mann blind gewesen war und noch nicht einmal die Wand sehen konnte….

(kenne den Autor nicht)

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