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Premium (World), Kaiserstadt / GosLar in NDS

St. Michael (Hildesheim) " Blick zum Chor ...."

Nikon D 800 / Sigma 12-24@ 17mm / F 8 / ISO 2500 / Aufnahmemodus M / 1/80 Sek, -0,1 EV / Einzelaufnahme / Freih.. / 9. 2013

Saint-Michel ( Hildesheim ) " Vous cherchez à la chorale..."

Auf kirchentour in Hildesheim mit Andreas Liwinskas ..war eine tolle Tour..



St. Michael in Hildesheim, auch als Michaeliskirche bezeichnet, ist eine vorromanische Kirche. Seit 1985 zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe
Bischof Bernward von Hildesheim ließ nach seinem Amtsantritt im Jahre 993 auf dem Hügel nördlich der Domburg in Hildesheim eine Kapelle errichten. Diese Kapelle weihte er am 10. September 996 dem heiligen Kreuz, von dem er eine Partikel von Otto III. als Geschenk erhalten hatte. In einem undatierten Testament schenkte er für die Lebenshaltung der dort angesiedelten Kleriker mit ihrem Propst mehrere Güter, darunter seine Eigenkirche in Burgstemmen. Im Laufe seines Episkopats erweiterte Bernward seine Stiftung zu einem großen Benediktinerkloster und vermachte diesem in einem zweiten Testament vom 1. November 1019 seine gesamten Besitztümer.
Einen Steinblock vom südwestlichen Treppenturm mit der Jahreszahl 1010 sieht man als einen von zwölf Grundsteinen für die Klosterkirche an. Bernward bestimmte die Westkrypta dieser Kirche zu seiner Grablege und gab der Anlage den Namen des „Totengeleiters“ Michael. Die Krypta wurde am Michaelistag (29. September) 1015 von ihm geweiht. Am Michaelistag des Jahres 1022 erfolgte die Teilweihe der Kirche. Bernward verstarb am 20. November 1022 im Michaeliskloster und wurde in der Krypta bestattet. Die Weihe der gesamten Kirche erfolgte am Michaelistag 1033 durch Bernwards Nachfolger Godehard.
Ein Teil der Forschung geht davon aus, dass die seit 1035 am Hildesheimer Dom nachweisbaren Bronzetüren ursprünglich für St. Michael bestimmt waren, da deren Inschrift besagt, ihr Stifter Bernward habe sie im Jahr 1015 am „Engelstempel“ (templum angelicum) angebracht. Diese Annahme bekam neue Nahrung durch kultgeschichtliche Beobachtungen, denen zufolge templum angelicum als liturgische Wendung ein dezidiertes Michaelspatrozinium bezeichnet. In St. Michael hatte die Bronzetür ihren Ort wahrscheinlich am südlichen Seitenschiff im Eingang neben dem westlichen Treppenturm gehabt, wo – nicht weit vom Grundstein – auch Fundamentreste einer Vorhalle gefunden wurden.
Für die im frühen 19. Jahrhundert in den Dom gebrachte bernwardinische Christussäule ist eindeutig belegt, dass sie zuvor im Osten der Kirche von St. Michael hinter dem Kreuzaltar gestanden hatte. Ihr Standort unter dem Triumphbogen bestätigte sich bei der Grabung von 2006. Der große Bronzekruzifix auf dieser Altarsäule wurde 1544 von Bilderstürmern gestürzt und eingeschmolzen. Seit dem 30. September 2009 steht die Säule für die Dauer der Renovierungsarbeiten des Domes (2010 bis voraussichtlich 2014) wieder in St. Michael; sie wurde im südöstlichen Querhaus aufgestellt.
Die biblischen Bildprogramme der Reliefs auf der Christussäule und den Bernwardstüren sind eng aufeinander bezogen.
Der große Radleuchter Bernwards, der früher über dem Kreuzaltar vor der Christussäule hing, zerbrach 1662 bei Bauarbeiten.


Blick in den bernwardinischen Ostchor mit der Christussäule. Rekonstruktion A. Carpiceci / B. Gallistl
Bereits im Jahr 1034 kam es zu einem Brand in der Kirche. Nach Instandsetzung erfolgte 1035 die Wiederweihe, was 1186 nach einem weiteren Brand und einem Umbau (darunter Erneuerung fast aller Langhaussäulen) unter Bischof Adelog erneut geschah. 1171 bis 1190 wurden die sehenswerten Kapitelle geschaffen. Ein bedeutendes liturgisches Zeugnis dieser Zeit ist das Ratmann-Sakramentar von 1159. Mit einer Miniatur, die auf gleicher Höhe Bernward neben dem Erzengel Michael zeigt, erbringt es den Beweis, dass die Mönche den Gründer ihres Klosters auch schon vor seiner Kanonisation im Gottesdienst als Heiligen verehrten.
1192 wurde Bernward heiliggesprochen. Von 1194 bis 1197 entstanden die Stuckreliefs der Engelschorschranken am Eingang zur Krypta. Die bemalte Holzdecke St. Michaels im Langhaus entstand um 1230. 1250 wurde der Kreuzgang (neu) gebaut, der die Kirche mit der alten Klosterkapelle der Abtei verband, die vor dem Bau der Michaeliskirche genutzt wurde.
Am 12. November 1542 wurde die Michaeliskirche nach Einführung der Reformation in Hildesheim evangelisch-lutherische Pfarrkirche. Der Benediktinerkonvent blieb jedoch bis zur Säkularisation 1803 bestehen und durfte die „kleine Michaeliskirche“ im Kreuzgang sowie die Bernwardskrypta zum Gottesdienst nutzen. Die Krypta ist bis heute katholisch. Die Michaeliskirche ist damit eine der 65 Simultankirchen in Deutschland.
Die Benediktinermönche hatten Höfe in den Orten rund um Hildesheim. So gab es zum Beispiel einen Zehnthof des Klosters in Gronau (Leine); seit 1648 war ein Pater als Administrator über diesen Hof eingesetzt.
1650 wurde die Ostapsis wegen Baufälligkeit niedergelegt, was zum Einsturz des östlichen Vierungsturms und der teilweisen Zerstörung der Bilderdecke führte. Zwölf Jahre später mussten der westliche Vierungsturm und das südwestliche Querhaus ebenfalls abgerissen werden; dabei wurde die südliche Engelschorschranke zerstört. Der Ostturm wurde wiederaufgebaut und erhielt 1672 eine barocke Turmhaube.
1809 wurde die Kirche geschlossen und von der seit der Säkularisation im Michaeliskloster untergebrachten Krankenanstalt genutzt. Die Kirchengemeinde zog in die Martinikirche (heute: Teil des Roemer- und Pelizaeus-Museums) um. Nach grundlegender Renovierung unter Conrad Wilhelm Hase in den Jahren 1855 bis 1857 kehrte die Gemeinde in die Kirche zurück. Aus der Martinikirche brachte die Gemeinde das 1618 geschaffene Bronze-Taufbecken, das Johannes-Retabel von 1520 und das Bothmersche Epitaph aus dem 17. Jahrhundert mit, die sich noch heute in der Kirche befinden.


Bischof Norbert Trelle mit dem Bernwardskreuz trifft Landessuperintendent Eckhard Gorka im neuen Durchgang zwischen Bernwardskrypta und Langhaus (26. Juni 2006)
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Michaeliskirche bei Luftangriffen am 22. Februar, 3. März und 14. März 1945 beschädigt. Beim schwersten Bombenangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 wurde sie durch Spreng- und Brandbomben zerstört. Die Holzdecke und die anderen Kunstschätze waren auf Initiative des Provinzialkonservators Hermann Deckert ausgelagert worden und blieben unversehrt. Die Engelschorschranke war durch eine Schutzmauer gesichert worden, so dass sie nicht beschädigt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche nach den ursprünglichen Plänen auf den vorromanischen Resten ab 1947 wiederaufgebaut. Am 20. August 1950 erfolgte die Wiedereinweihung des Langhauses und des westlichen Querhauses. Endgültig fertiggestellt und wiedergeweiht wurde die Kirche 1960. 1985 erfolgte die Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe, zu dem auch der Hildesheimer Dom, der Domschatz und der Tausendjährige Rosenstock am Dom zählen.
Im Jahr 1999 erhielt die Kirche eine neue Orgel. Orgelbauer Gerald Woehl platzierte das Instrument, das er sowohl für barocke als auch für romantische Orgelwerke auslegte, um 45 Grad gedreht unter den südlichen Bogen der westlichen Vierung.
Von 2005 bis 2010 wurde der Innenraum von St. Michael komplett restauriert. Im Zuge dieser Arbeiten wurden von Februar bis Juni 2006 archäologische Untersuchungen in der Kirche durchgeführt. Bei der Erneuerung des Fußbodens wurde dieser um etwa 15 bis 18 Zentimeter abgesenkt. Kirche und Krypta haben jetzt wieder das ursprüngliche einheitliche Niveau und sind wieder durch zwei Durchgänge miteinander verbunden. Die früher in der Türfassung stehende Grabplatte aus dem 14. Jahrhundert fand einen neuen Platz auf dem hohen Chor über der Krypta. Die an die Krypta angrenzende Sakristei nutzen die katholische Magdalenengemeinde und die evangelische Michaelisgemeinde im Rahmen der nachbarschaftlichen Ökumene gemeinsam. Im Altarraum im Osten wurden im Dezember 2008 die von Thomas Duttenhoefer geschaffenen Prinzipalstücke (Kruzifix, Altar, Kanzel und Lesepult) aufgestellt, 2010 ergänzt durch einen Taufbaum aus derselben Hand.

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