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Lavastrom am Ätna

Lavastrom am Ätna

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Paul Schmidinger


kostenloses Benutzerkonto, Dornbirn

Lavastrom am Ätna

Am Tag vor der Abreise klappte es dann doch noch: Wir brachen am Nachmittag zu dritt auf um zu einem aktiven Lavastrom am Ätna zu gelangen. Bei Etna Sud bestiegen wir einen Geländebus und ließen uns mit viel Schaukeln hochkarren. Oben angekommen, ging es zu Fuß über zunehmend ruppiges Gelände weiter, stets umtost von irrsinnigem Wind.

Wir stapften über erkaltete Lavabrocken früherer Ströme, und in einiger Entfernung fielen bald Bereiche auf, über denen die Luft flirrte. Und dann ließ sich auf einmal eine langsame Bewegung in der schwarzen Geröllwüste ausmachen: Ein Streifen der schwarzen Brocken bewegte sich langsam und gleichmäßig -- ein Lavastrom!

Die Hitze nahm zu, und bald standen wir vor einem rotglühenden Lavastrom, der sich würdevoll und ohne Eile mit gelegentlichem Knacken talwärts schob. Ich legte die Wanderstöcke auf den Boden und knipste das Schauspiel begeistert. Als ich die Wanderstöcke wieder aufhob, stellte ich fest dass der Gummi teilweise angeschmolzen war. Uuuups! Ein Stück Papier, das Andrea in eine Spalte abseits des Stroms in eine Spalte warf, entzündete sich in knapp einem Meter Tiefe von selbst. Da der Wind die heiße Luft direkt zu uns blies, stiegen wir auf um auf die andere Seite des Stroms zu kommen. So gelangten wir zur "Quelle": Mitten aus dem "Boden" schob sich gemächlich und gleichmäßig ein leuchtend roter Strom Lava. Unpackbar!

Dann verwirklichte ich mir meinen "Kindheitstraum" und stocherte mit einem Wanderstock in der Lava herum. Die Lava gab kaum nach, man musste ziemlich fest drücken. Bei jedem Stochern züngelten einige gelbe Flammen hoch. Da ich nur jeweils ganz kurz stocherte, überlebte der Wanderstock die Tortur an der ca. 1000°C heißen Pampe sogar und nur der Kunststoffteil war oberflächlich leicht angeschmolzen.

Kurzzeitig konnte man, ohne durch den Sucher zu blicken, Fotos aus einem drittel Meter Entfernung machen, bis die Hitze unerträglich wurde. Als wir einen Brocken auf den Strom warfen, sank dieser zu meinem Erstaunen nicht etwa ein, sondern prallte ab und blieb oben liegen. Obwohl die Lava fließt und sich "biegt", ist sie sehr hart. Manchmal bildeten sich dicke Gasblasen, die mir gar nicht sympathisch waren, da ich das Gefühl hatte sie würden jeden Moment zerplatzen und Lava umherspritzen.

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Kommentare 2

  • Antonio Danieli 1. Juni 2009, 16:16

    splendida azzione e composizione
    complimenti :-)
  • Meleah 31. Mai 2009, 10:58

    eine fesselnde und sehr interessante erklärung, zu einem aussergewöhnlichen bild. die aufnahme gefällt mir sehr gut. trotz, dass die lava sich sehr langsam bewegt kann man aber durch das bedrohlich wirkende rot und der doch respektvollen stocherung mit dem wanderstock die dynamik und kraft, die von dem strom ausgeht spüren. bildaufteilung und schärfe sehr fein gewählt. der himmel schaut aus wie gezeichnet. klasse Arbeit.
    LG, Mel