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Günter Fri


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Haus Alst

HAUS ALST
Auf einer flachen Anhöhe oberhalb eines schmalen Baches liegt unter alten Bäumen versteckt die kleine, aber sehenswerte Wasserburg. Sie wird erstmals in einer Urkunde von 1217 erwähnt. Da sie dem Damenstift in Vreden bei Ahaus gehörte, wechselten die Besitzer sehr oft. 1569 kam sie als Eigentum an die Herren von Westerholt, die ihr 1624 das heutige Aussehen gaben. 1852 wurde der Besitzer Burghard Freiherr von Schorlemer-Alst, den man den „Westfälischen Bauernkönig“ nannte. Diesen Ehrennamen erhielt er als Gründer des deutschen Bauernvereins. Seit 1935 sind die Eigentümer wieder die Grafen Westerholt.
Bemerkenswert ist die kleine Anlage wegen zwei seltener Eigenarten: wegen des noch gut erhaltenen Ringwalls und der „Speklagen“-Technik. Wenn man die lange Zufahrtsallee entlanggeht, sieht man zunächst nur wenig vom Schloß. Es verbirgt sich weitgehend hinter einem fast 8 m hohen Erdwall, der hinter der sehr tiefen Gräfte liegt. Beide umgaben früher in einem Fünfeck die gesamte Burganlage und bildeten ihren besten Schutz. Im Süden führt noch heute ein Brücke als einziger Zugang über den breiten Graben. Bewacht wird sie durch ein Torhaus, das als Schutz der ehemaligen Schutz der ehemaligen Zugbrücke anzusehen ist. Alt ist jedoch nur der Unterbau aus Bruchsteinen. Der Oberstock mit seinen gotischen Fenstern ist ebenso wie die blinden Schießscharten eine Zutat der Zeit um 1870. Von der Durchfahrt aus ist die ganze Anlage gut zu überblicken. Links liegt die Vorburg, auf der heute zwei schlichte Wirtschaftsgebäude aus dem letzten Jahrhundert stehen. Sie waren früher noch einmal ganz von einer Innengräfte umgeben, die hart am hohen Erdwall entlangführte. Lustig wirken die beiden steilen Kranhäuschen mit ihren Einfluglöchern für Tauben. – Mehr Beachtung verdient das Haupthaus. Es liegt noch heute in einem eigenen Hausteich, der allerdings auf der Nordseite zugeschüttet ist. Nach Süden zeigt es seine zweistöckige Schauseite. Sie wird durch je 8 Fenster gegliedert. Waagerechte Gesimse aus Sandstein stellen die Verbindung zwischen ihnen her. Früher liefen sie noch durch die Fenster hindurch, wie man oben am Turm erkennen kann. Alle Fenster trugen nämlich Steinkreuze. Die Hauptwirkung des gesamten Bauwerks geht aber von der Mauertechnik aus. Streifen von hellroten Ziegelsteinen wechseln mit weißen Sandsteinlagen. Sie ziehen sich in immer wieder betonter Waagerechter um das ganze Bauwerk einschließlich der Türme herum. Sie erinnern an eine kräftig durchwachsene Speckseite; daher die Bezeichnung „Speklagen“. Diese farbenfrohe Wandbildung ist für Westfalen eine Ausnahmeerscheinung. Nur der Merfelder Hof in Horstmar und Haus Hamern im nahegelegenen Billerbeck besitzen noch das gleiche System. Vorbild scheint aber eher das fast gleichaltrige Rathaus in Bocholt gewesen zu sein. Die „Speklagen“ kommen häufig in Holland und Belgien vor, so daß man fast einen niederländischen Architekten vermuten möchte. Es zeigt sich noch eine weitere niederländische Eigenart: Über allen Fenstern sitzen flache Entlastungsbögen aus Ziegelsteinen mit Sandsteinquadern. Auch dieses Ziermotiv ist in Westfalen nicht heimisch. Dagegen sind die großen, x-förmigen Eisenanker als Wandschmuck in dieser Gegend durchaus geläufig. Sie haben die Aufgabe, die Deckenbalken des Inneren in der Außenwand zu verklammern. Niederländischen Einfluß verraten auch die „Speklagen“-Schornsteine nit ihren runden Helmaufsätzen. Daß der östlich stark gekrümmt ist, erhöht noch den Reiz des Ganzen. An der Nordseite steht als einzige Verbindung der Stockwerke ein achteckiger Treppenturm. Seine Tür, das Hauptportal des Schlosses, ist ein sehr reiches Beispiel für die Schmuckfreudigkeit der Renaissance, die mit Vorliebe solche Einzelteile an ihren Bauwerken dekorierte.
( Diesen Text findet man am Torhaus von Haus Alst )

Kommentare 4

  • David Hirschfeld 28. Januar 2006, 11:28

    diese beindruckende anlage kenne ich leider auch noch nicht deine gelungene präsentation macht aber lust dies sofort zu ändern.
    lg david
  • Alfons Hunkenschröder 26. Januar 2006, 19:52

    Eine gelungene Aufnahme. Ich habe Haus Alst leider noch nicht gesehen, scheint aber eine interessante Anlage zu sein. Die Specklagentechnik sieht man ja nicht so oft.

    Gruß Alfons
  • Zwecke 26. Januar 2006, 10:20

    bemerkenswerte aufnahme mit umfangreichen text.
    die schattenspiele an der hauswand beindrucken mich.
    schöner bildausschnitt.
    lg horst
  • Siegfried G. und Charlotte G. 26. Januar 2006, 8:26

    Eine sehr schöne und wegen des Baustils und Ausführung (Baumaterial) interessant Aufnahme.
    Die Beschreibung ist Klasse!
    LG Charlotte