Burkhard Bartel


Premium (World), Stuttgart

Die Rede des Bundespräsidenten

Bundespräsident Steinmeier hielt eine bemerkenswerte Rede auf der Vollversammlung des Ökumenischen Tates der Kirche in Karlsruhe.

Hier ein Ausschnitt seiner Rede:
"Auf einen schlimmen, ja geradezu glaubensfeindlichen, blasphemischen Irrweg führen zurzeit die Führer der Russisch-Orthodoxen Kirche ihre Gläubigen und ihre ganze Kirche.
Sie rechtfertigen einen Angriffskrieg gegen die Ukraine – gegen ihre eigenen, gegen unsere eigenen Brüder und Schwestern im Glauben. Diese Propaganda gegen die freien Rechte der Bürgerinnen und Bürger eines anderen Landes, dieser Nationalismus, der willkürlich Gottes Willen für die imperialen Herrschaftsträume einer Diktatur in Anspruch nimmt, diese Haltung muss unseren Widerspruch finden, auch hier in diesem Saal, in dieser Versammlung. Wie viele Frauen, Männer und auch Kinder in der Ukraine sind dieser Hetze, diesem Hass und dieser verbrecherischen Gewalt zum Opfer gefallen, hunderte, tausende, zehntausende, viel zu viele!
Flächenbombardements und gezielte Angriffe auf zivile Gebäude, auf Wohnungen, auf Krankenhäuser, auf Einkaufszentren, auf Bahnhöfe und öffentliche Plätze, Kriegsverbrechen, die vor den Augen der Welt offen zutage liegen: Darüber darf es auch hier und heute kein Schweigen geben. Wir müssen es aussprechen, ja wir müssen es anklagen, wir müssen nicht zuletzt als Christengemeinschaft uns bekennen zur Würde und zur Freiheit und zur Sicherheit der Ukrainerinnen und Ukrainer. Die Delegationen der Kirchen aus der Ukraine begrüße ich an dieser Stelle noch einmal ganz besonders und besonders herzlich – und ich hoffe, dass sie von diesem Treffen Stärkung und Unterstützung mitnehmen können in ihre leidgeprüften Kirchen und Gemeinden zu Hause.
Es sind heute auch Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche hier. Dass sie hier sind, ist in diesen Zeiten keine Selbstverständlichkeit. Dass ihnen die Wahrheit über diesen brutalen Krieg und Kritik an der Rolle ihrer Kirchenführung nicht erspart bleiben wird, das erwarte ich von dieser Versammlung. Ja, es geht unter Christen immer wieder ums Brückenbauen. Das ist und bleibt eine der wichtigsten Aufgaben. Aber Brückenbauen braucht Bereitschaft auf beiden Seiten des Flusses; es kann keine Brücke entstehen, wenn eine Seite die Stützpfeiler einreißt. Aber wenigstens Dialog müsse doch sein, hieß es im Vorfeld der Vollversammlung. Ja, aber Dialog ist kein Selbstzweck. Dialog muss ans Licht bringen, was ist. Dialog muss Unrecht zur Sprache bringen, muss Opfer benennen ebenso wie Täter – und deren Erfüllungsgehilfen. Ein Dialog dagegen, der sich auf fromme Wünsche beschränkt und im Ungefähren bleibt, wird schlimmstenfalls zur Bühne für Rechtfertigung und Propaganda. Um welchen Dialog geht es hier? Das ist die Wahl, vor der diese Versammlung steht, und unsere deutsche Haltung – ich spreche auch im Namen der Bundesregierung – ist klar."

Kommentare 1

  • Jürgen Hanke 20. Oktober 2022, 19:42

    "Ja, wir leben heute in dem besten Deutschland, das es jemals gegeben hat."
    Auch ein Zitat von BP Steinmeier.

    Gruß
    Jürgen