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Die Eisberge des Paradieses

Die Eisberge des Paradieses

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Die Eisberge des Paradieses

Oktober 1980. Nikon FE mit Nikkor f/3,5 135 mm auf Kodachrome 64. Scan: Nikon Coolscan V ED mit 4000 ppi (20 Megapixel). Ausschnitt 12,9 Megapixel. Bearbeitung: Ulead PhotoImpact 12. Tonwertkorrektur: Schwarzpunkt auf 18. Gamma 1,2. Kontrast +8. Farbsättigung +10. Gelbfilter +5. Schärfen des auflösungsreduzierten Bildes 20/100. Rauschen entfernen 1/10.


»Hinter Nabokovs Zeitbegriff steht sein Widerstand gegen die Unbarmherzigkeit und Schuld, die der Preis der Schönheit sind. Mit seinem Zeitbegriff, den er in ‚Ada’ ausführlich erläutert, erinnert Nabokov seinen Leser daran, daß das Gedächtnis es möglich macht, uns unsere Kindheit und das Goldene Zeitalter unserer Vergangenheit zu erhalten. Diesen bekannten, banalen Gedanken betont Nabokov mit außergewöhnlicher poetischer Energie und dem Ziel, Vergangenheit und Gegenwart in einem Augenblick, im gleichen Satz erlebbar werden zu lassen. Erinnerungsbeladene Dinge kommen aus der Vergangenheit und begegnen uns im unerwartetsten Augenblick, Erscheinungen hängen mit wunderbaren Erinnerungen zusammen, und die Vergleiche des Erzählers gemahnen uns beständig, daß es neben der Misere des Jetzt ein Goldenes Zeitalter gibt. Was man Erinnern nennt, wird in Nabokovs Augen zur stärksten Waffe des kreativen Autors und der Phantasie. Das Erinnern ermöglicht das Leben, indem es die Gegenwart mit dem Lichtschein der Vergangenheit umgibt. Aber dabei handelt es sich nicht, wie bei Proust, um die Vergangenheit eines Erzählers, der keine Zukunft hat und dessen Lebensweg bereits vollendet ist. Wie man an seiner Hartnäckigkeit in bezug auf Zeit und Erinnerung sehen kann, handelt es sich um die Entschlossenheit eines Autors, der weiß, daß Gegenwart und Zukunft aus dem Spiel mit der Erinnerung und dem Wechsel der Zeit entstehen. ‚Lolitas’ Ausgeglichenheit und Lebendigkeit erwachsen aus diesem einmal unbeschwerten, einmal angestrengten Kommen und Gehen zwischen dem Gestern und dem Jetzt.

Zuerst das Gedenken an die Kindheit von Lolita, dann, nachdem Lolita ihn verlassen hat, das an die Zeit mit Lolita. Nabokov verwendet bei der Schilderung dieser wunderbaren Erinnerungen immer wieder das Wort „Paradies“ – und einmal spricht er von den „Eisbergen des Paradieses“.«

(Orhan Pamuk: Der Blick aus meinem Fenster. Betrachtungen, München 2006, S. 131f. [Kursivierungen werden durch einfache Anführungszeichen wiedergegeben.])

Durch die Brandung
Durch die Brandung
Kerstin Stolzenburg

Weg im Licht
Weg im Licht
E. W. R.




http://www.youtube.com/watch?v=E_D0i7UC9UY&feature=related

James Taylor, Close Your Eyes

Well the sun is surely sinking down,
But the moon is slowly rising.
So this old world must still be spinning round,
And I still love you.

So close your eyes.
You can close your eyes, its all right.
I don’t know no love songs,
And I can’t sing the blues anymore.
But I can sing this song.
And you can sing this song,
When I’m gone.

It won’t be long before another day,
We gonna have a good time.
And no ones gonna take that time away,
You can stay as long as you like.


Freundschaft ist nicht nur ein Wort, sondern auch die Tat. Allen, mit denen ich dieses Jahr über meine Fotografien diskutieren durfte, wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.

Kommentare 23

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  • Carsten Mundt 4. Januar 2009, 18:34

    Tja, dann erst einmal ein "frohes Neues", lieber Eckhard.

    Besuche der Familie sind, da hast Du Recht, sowohl schön, als auch anstrengend.

    Ich komme gerade von einer achtstündigen Autobahnfahrt zurück, weil ich meinen Großonkel, den ich kurz vor den Feiertagen abgeholt hatte, wieder in Karlsruhe abgesetzt habe :)

    Ich hatte mich eigentlich auch weniger auf das Zitat des Herrn Pamuk beziehen wollen, sondern auf die Handlung der " Lolita " ( nicht gelesen, ich kenne nur die Verfilmung von Kubrick).
    Im Prinzip, so mein Empfinden, ist es doch eine recht tragische Geschichte, bei der wohl kaum einer der Personen wirklich das "Glück" findet.

    Insofern, und das wollte ich ausdrücken, sind die Eisberge durchaus zweideutig.

    Sie schwimmen immer an der Oberfläche und symbolisieren somit die "schönen" und "guten" Erinnerungen, von denen man sicherlich eine ausreichende Anzahl haben sollte.

    Andererseits, und das kommt für mich im Lolita-Stoff zum Ausdruck, sind Eisberge gefährlich, wenn man die Vergangenheit nicht loslassen kann.
    Es wäre dann besser, die Eisberge würden schmelzen.

    Aber wie ich sehe, hast Du ja bereits eine neues Bild eingestellt.
    Mal sehen, ob ich da heute noch Energie zu habe :)

    lg Carsten
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  • Andreas Denhoff 30. Dezember 2008, 23:27

    Wieder einmal ein komplexes Bild, was schon komplex beleuchtet wurde, aber man kann es auch "einfach nur so" genießen, ich mache es zur späten Stunde einfach mal.
    Liebe Grüße zum neuen Jahr!
    Dein Andreas
  • Kerstin Stolzenburg 30. Dezember 2008, 17:22

    Lieber Eckhard, was meine Bildbesprechungen betrifft, könnten sie in ihrem, bei einem Agrarwissenschaftler vorauszusetzenden laienhaften Ansatz wohl auch kaum oder nur in Einzelfällen, in denen man sich bereits im Vorfeld (nicht nur in Bezug auf die kurze "Denkphase" vor dem Schreiben oder die Vorbereitungsphase für ein eigenes Bild vor der Veröffentlichung!) sehr intensiv mit entsprechenden Arbeiten eines Schriftstellers, Künstlers oder Philosophen befasst hat, mit der Ansicht desjenigen übereinstimmen, der in diesem Zusammenhang zitiert wird. Das zu glauben, wäre vermessen und es geht ja letztlich an dieser Stelle auch nicht darum.
    Was ich allerdings doch bedenklich fände, und das meinte ich mit dem, was ich schrieb, wäre ein völliges Abweichen von der Meinung des Zitierten oder eine Falschauslegung aus mangelnder Kenntnis, wenn das Zitat doch in eine bestimmte Richtung weisen soll.
    Insofern ist, zumindest für mich, die Frage nach den Gedanken, die Nabokov selbst mit den "Eisbergen im Paradies" in Bezug auf "Lolita" verband, nach wie vor interessant.

    Gesellschaftsutopien: Was die anlässlich des Bildes "Zauberlehrling" angesprochenen Leute betrifft, bin ich mir nicht sicher, ob sie diese Vision in den Jahren wirklich noch im Sinn und vor Augen hatten bzw. ob sie überhaupt über die intellektuellen und sonstigen Voraussetzungen verfügten, eine solche auch umzusetzen. Nachdem ich Gelegenheit hatte, mich im Studium ausgiebig mit dieser Thematik auseinandersetzen zu dürfen, glaube ich persönlich allerdings auch nicht, dass sich diese Utopie überhaupt umsetzen ließe; der Mensch ist dafür nicht "geeignet".

    Das Befassen mit Nabokovs Biografie und verschiedenen Besprechungen Dieter E. Zimmers war natürlich sehr interessant (wenn Du die Dinge nicht erwähnst, besteht gewiss ein besonderer Anreiz darin, an entsprechende Informationen zu gelangen :-)); ich hatte bislang zugegebenermaßen von ihm nur Beiträge über die Russische Literatur gelesen ("Die Kunst des Lesens"), mich aber noch nicht mit den Romanen selbst befasst, was ich aber unbedingt nachholen sollte, wie ich in dem Zusammenhang merkte.

    Taylor: Natürlich; ich kenne das Lied schon länger und hatte es entsprechend aufgefasst. Übrigens finde ich das Buch von Bill Bryson auch ganz wunderbar; nachdem ich irgendwann einmal in der Bahnhofsbuchhandlung darin gelesen hatte, konnte ich nicht anders, als es zu kaufen. Ich hatte kürzlich, weil mir das in dem Zusammenhang sehr passend erschien, etwas daraus zur "Atomtheorie" in einer Antwort unter deinem Bild
    Im Oktober (3)
    Im Oktober (3)
    E. W. R.
    zitiert :-).

    Die angesprochenen "inneren" Eisberge, die in der Seele, haben mich sehr nachdenklich gemacht. Ich will an dieser Stelle dazu auch gar nicht viel schreiben, weil solche Situationen meist sehr spezifisch zu beurteilen sind bzw. verschiedenste Ursachen haben können und von den Betroffenen manchmal auch gar nicht als solche erkannt oder wahrgenommen werden. Weder die Titanic noch ein Eisbrecher hätten da eine Chance. Hier hilft nur eine vorsichtige Wärmetherapie; aber das ist natürlich nur oberflächlich und symbolisch gesprochen; das umzusetzen dürfte in der Tat nicht einfach sein.

    Kerstin
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  • Karl-Dieter Frost 30. Dezember 2008, 16:21

    Lieber Eckhard, bei vielerlei Übereinstimmungen mit Dir ist es auch immer wieder schön, dass Du auch hin und wieder Anlässe zum Widerspruch gibst! :-)
    Woraus z.B. entnimmst Du, dass ich Dir unterstelle, etwas gegen Weihnachtspostkarten zu haben!?? Das würde ich mir nie erlauben (zu sagen) und ich war doch mit Deinem Jahresausklangsbild und -Thema sehr zufrieden!!!
    Ergänzend möchte ich die Hoffnung ausdrücken, dass Dein negativer Erfahrungsanteil in der Fc nicht wirklich eine Analogie zum Eisbergunterwasseranteil hat! :-)))
    KD
  • Kerstin Stolzenburg 29. Dezember 2008, 21:13

    Lieber Eckhard, danke für die ausführliche Erwiderung. Ich werde zu einigen Punkten morgen antworten.
    Kerstin
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