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Den Dolch im Rücken: Raubfliege tötet Polierfliege

Den Dolch im Rücken: Raubfliege tötet Polierfliege

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Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Den Dolch im Rücken: Raubfliege tötet Polierfliege

In der gleichen Gattung wie die Gemeine Raubfliege (Tolmerus atricapillus*) steht auch die Burschen-Raubfliege (T. cingulatus). Beide Arten gehören zu den weit verbreiteten Raubfliegen, letztere - hier abgebildet - mag nicht ganz so häufig sein. Zumindest zeichnet sich ab, dass sie im Flachland und im Osten etwas häufiger ist als in den westlichen Landesteilen mit Ausnahme der Rheinebene, aber in den Alpen fehlt. Sie bevorzugt trockene und sandige Habitate, Trocken- und Magerrasen, Heiden und schüttere Trockenwälder. Wo es diese nicht gibt, besiedelt sie aber auch extensiv genutzte Wiesen, Waldränder, Brachen und ruderale Standorte. Dichte Waldbereiche und vegetationslose Flächen meidet sie dagegen.
Wie bei allen Asilinen balzen die Männchen nicht erst lange herum, sondern kommen gleich zur Sache, sie überfallen ansitzende Weibchen, mitunter sogar anfliegende. Dafür lassen sie sich bei der Kopulation viel Zeit. Die Eier heften das Weibchen an Pflanzenteile, die Larven entwickeln sich im Boden und leben dort rein räuberisch.
Bei der Beutewahl zeigt die Burschen-Raubfliege keine Vorlieben, sie erlegt mehr oder weniger alles, was vorbei fliegt - Fliegen sowieso, Kleinschmetterlinge bis hin zu kleinen Libellen. Kurz nach dem Startvorgang scheint es aber noch einmal eine Art Besinnung zu geben, denn sie fliegt zwar auch auf Wespen zu, dreht aber kurz vor dem Erreichen des Opfers ab. Bei Schwebfliegen ist das i.d.R. nicht der Fall, sie werden fast immer angegriffen. Auch Kannibalismus ist schon beobachtet worden. Immer noch ist die Auffassung verbreitet, Raubfliegen würden nur Beute anvisieren, die sich im Flug befindet; allerdings findet man unter den Opfern Insekten, die gar nicht fliegen können und die auf dem Boden laufend erlegt werden.
Hier hat das Männchen der Burschen-Raubfliege eine relative kleine Fliege erwischt, wahrscheinlich eine Polierfliege (Lauxanidae), dann vermutlich aus der Gattung Calliopum. Mit seinem extrem stabilen Stechrüssel kann es mühelos den Prothorax durchbohren. Schon mit dem Stich injiziert es einen Speichel, der, ähnlich wie bei den räuberischen Wanzen**, ein starkes und schnell wirksames Neurotoxin enthält, das das Opfer lähmt oder tötet, sowie Verdauungssekrete, die die Organe und Muskeln auflösen, so dass das verflüssigte Innere von der Raubfliege aufgesogen werden kann.

* https://www.fotocommunity.de/photo/festhalten-raubfliegen-sex-ii-weisswolf/46632720
** https://www.fotocommunity.de/photo/erschlafft-sichelwanze-saugt-schlupfwespe-weisswolf/46647124

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Exif

Kamera NIKON D810
Objektiv 105.0 mm f/2.8
Blende 22
Belichtungszeit 1/125
Brennweite 105.0 mm
ISO 200

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