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Dem Verfall freigegeben

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Jan- Schulz


kostenloses Benutzerkonto, Hoch im Norden

Dem Verfall freigegeben

dieses Gebäude habe ich zwischen Worringen und Fühlingen bei Köln gesehen, muß einmal etwas mit Pferde zutun gehabt haben. Allein das Tor wäre eine Restauration würdig.
Kamera Panasonic TZ4

Nachgeschlagen im Internet
Haus Fühlingen ist in der Allgemeinheit nicht sehr bekannt, trotzdem hat dieses Haus eine bemerkeswerte Geschichte seit seinem Bau im Jahre 1884 - und auch einige Merkwürdigkeiten zu bieten...doch der Reihe nach...

1884 kaufte Eduard Freiherr von Oppenheim von der Gemeinde Fühlingen 186 Morgen Land von der Gemeinde (1 Morgen entspricht ca. 2500 Quadratmetern). Das Land ist ein grosser Teil der Fühlinger-Heide (bekannt geworden durch die Schlacht um Worringen mit mehreren tausend toten).
Auf diesem Gelände baut er bis zum Jahre 1888 neben dem Haus Fühlingen auch ein Gestüt, eine Pferderennbahn und einer als Stahlkonstruktion realisierten Reithalle. Um die Pferdezucht zu ernähren, wird die übrige Fläche als Futterproduktion genutzt.

Es stellt sich aber heraus, dass der Boden für eine Pferdezucht ungeeignet ist, so dass der Freiherr grosse finanzielle Verluste einfährt, und die geplante Pferdezucht niemals erfolgsversprechend ist...so beschliest er nach mehreren erfolglosen Versuchen der Pferdezucht dieses Land inkl. der Gebäude welche sich auf ihm befinden, wieder zu verkaufen. Dies geschieht im Jahre 1907. Ein erster Mensch wurde somit von der bis Heute andauernden Pech-Serie getroffen.

1910 wird ein Grossteil des Geländes zum Kiesabbau genutzt. Die Pferderennbahn muss darunter leiden, denn sie wird komplett entfernt. Die übrigen Flächen des Anwesens werden zumeist für die Aggrar-Wirtschaft genutzt. Doch auch dieses erfolgsversprechende Vorhaben scheitert, denn die erhofften Gewinnen lagen deutlichst unter den Prognosen. In den kommenden Jahren wechselt häufig der jeweilige Besitzer des Grundstücks. Kein Mensch lies sich hier über mehrere Jahre zur Ruhe. Alle geplanten Vorhaben endeten in finanziellen Fiaskos....immerhin wurde in dieser Zeit durch den Kiesabbau die Grundlage für den noch heute existierenden "Fühlinger-See" geschaffen.

Zwischen 1940-1944 wurde das Haus Fühlingen als Schlaflager für dort stationierte Zwangsarbeiter genutzt. Einer der Zwangsarbeiter verliebte sich in die Tochter des damaligen Gutsbesitzers. Der Gutsbesitzer kam hinter diese Liebschaft und erschlug daraufhin den Zwangsarbeiter.

1946 wurde das Haus von einem ehemaligen hochdekorierten Nazi-Richter und Kriegs-Verbrecher unter falschen Namen bewohnt. Als man ihm auf die Schliche kam, welche tragende Rolle er in der Kriegszeit hatte, erschoss er sich im zweiten Stock des Anwesens, bevor die Allgemeinheit über ihn richten konnte.

Ende der 1950er Jahre wurde auf dem Gut Fühlingen eine Teststrecke für die Alwegbahn, eine Einschienenbahn, errichtet. Eine weitere Hoffnung für die Besitzer das Anwesen vielversprechend nutzen zu können...

Im Jahre 1963 wurde das komplette Gelände von einer Erbengemeinschaft an die Stadt Köln verkauft.

1967 wird die inzwischen verfallene und weitestgehend ungenutzte Reithalle abgerissen. Auch die hinteren Seitenflügel von Haus Fühlingen werden entfernt, und fallen der Abriss-Birne zum Opfer. Weitere Teile der vorderen Seitenflügel werden gesichert, und Fenster zum grossen Teil zugemauert. Weiterhin wird die Teststrecke der Alwegbahn wieder abgerissen. Die Betreiber haben sich finanziel übernommen, und die Bahn hatte die in sie gesetzte Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen können.

Bis zum Jahre 2000 wurde das Hauptgebäude von Haus Fühlingen noch bewohnt. Nebenbei verfiel es immer mehr und mit nachlassender Bewohnerzahl wurde es unter anderem als Aufenthaltsort von Drogenkranken genutzt, welche sich dort Ihre Spritzden setzten.

Seit dem Jahre 2000 haben sich 2 weitere Selbstmörder in Haus Fühlingen durch erhängen das Leben genommen....

Im Jahre 2006 kaufte eine Investorengruppe Haus Fühlingen mit den Plänen, hier einige exklusive Wohnungen zu errichten. Diese Pläne scheiterten jedoch bisher genauso wie alle anderen Pläne der ehemaligen Besitzer. Derzeit sind fast alle Fenster und Türen des Hauses gesichert und verschlossen worden. Die weiteren Pläne mit diesem Anwesen sind ungewiss.

Anmerkung : Auch der Fühlinger-See welcher ja zum damals erworbenen Grundstück der von Oppenheims gehörte, ist nicht gerade vom Glück verfolgt. Mehrere Menschen fanden hier schon Ihr tragisches Ende - sie ertranken....

Kommentare 13

  • -FG- 27. Juli 2009, 11:41

    Oh Gott, das ist ja gruselig...schade. es könnte eine tolle Anlage sein, für diverse Zwecke...

    Aber sowas mag man ja auch kaum kaufen...
  • wanneka 26. Juli 2009, 21:45

    wow....so was mag ich...stark mit dem tor vorm haus
  • Tanja Buchner 21. Juli 2009, 9:58

    Was für eine bewegte Geschichte, leider auch mit viel Tod und Gewalt.
    Ich hoffe es findet sich wer, der es restauriert und erhält, wäre sonst wirklich schade.
    Toll fotografiert
    LG
    Tanja
  • Bettina Bürgel-Stein 21. Juli 2009, 7:47

    also mal ehrlich, das kann man doch nur abreißen, oder?
    es gibt halt plätze auf der welt, von denen sollte amn die finger lassen!
    das bild ist klasse, ein hauch des morbiden!
    LG Bettina
  • Susanne E. 20. Juli 2009, 22:38

    Hallo Jan,
    endlich weiß ich, was es mit diesem schönen aber leider immer mehr verfallenden Gebäude auf sich hat!
    Ein schönes Foto mit interessanten Informationen!!
    Ich fahre seit 1989 auf dem Weg zur Arbeit immer dort vorbei und wollte es immer mal fotografieren und kann mich noch an die 90er erinnern, als es noch bewohnt war.
    LG Susanne
  • camera-obscura-photoart 20. Juli 2009, 22:36

    boah, in hollywood würden sie das als "spukhaus" verkaufen^^
  • just a moment 20. Juli 2009, 18:39

    Darum ist es echt schade.... danke auch für die ausführliche Info!!!
    LG Petra
  • Cornelia Dettmer 20. Juli 2009, 17:06

    schade das so was verfallen muss
    LG Conny
  • Henry Nees 20. Juli 2009, 16:58

    Eigenlich schade, daß es verrottet aber du hast noch ein schönes Foto davon gemacht.
    LG Henry
  • Kerstin Kühn 20. Juli 2009, 15:29

    Hätte ich etwas mehr Zeit und Geld, ich würde mich sofort in so ein Projekt stürzen !!!
    Gut gesehen !
    Gruß
    Kerstin
  • N. Claudia 20. Juli 2009, 14:54

    "hast du viel geld und bist dumm
    kaufst' dir ein altes haus
    und bausts um... " so sagte früher meine oma immer wieder....
    doch wenn ich mit das so ansehe - ich meine daraus könnte man wirklich was machen. schade dass es bald eine richtige ruine sein wird.

    freu mich dass es dir wieder so gut geht dass du deine krücken ablegen konntest.. dann kann es ja nur noch mehr aufwärts gehen...
    lg. claudia
  • Anja Pape 20. Juli 2009, 12:40

    das war bestimmt mal richtig schön
    klasse gesehen
    lg Anja
  • Suze 20. Juli 2009, 11:55

    richtig, ich hab es auch sofort gedacht....ein wundervolles Tor vG Suze