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Ralf.Keller


Premium (Pro), Kreimbach-Kaulbach

"Blaue Blume"

Früher war die Kornblume (Centaurea cyanus) noch weit häufiger in den hiesigen Getreidefeldern anzutreffen. Doch seitdem in der Landwirtschaft vermehrt Pestizide und Düngemittel eingesetzt werden, ist ihr Lebensraum stark eingeschränkt. Heute findet man die von Juni bis Oktober blühende Pflanze zusammen mit Kamille und Klatschmohn nur noch vereinzelt am Rand der Felder, an sandigen Feldwegen oder sogar auf Schuttbergen.

Aus dem Mittelmeergebiet stammend verbreitete sie die Kornblume schon früh mit dem Getreideanbau über ganz Europa und wird damit zu den Archäophyten gezählt. Sie wird zwischen 20 und 100 cm hoch. Die Form ihrer Laubblätter ist schmal lanzettförmig und spitz zulaufend. Sie werden höchstens 5 mm breit und sitzen wechselständig am Stängel. Ihre kornblumenblauen, filigranen Blütenblätter täuschen eine große Blüte vor. Es handelt sich jedoch in Wirklichkeit um einen Blütenkopf aus vielen Einzelblüten: kleine dunkelblaue, fast schwärzliche Röhrenblüten im Zentrum und große leuchtend blaue Randblüten. Die blauen Blätter haben die Funktion, Insekten zur Bestäubung anzulocken.

Von der verlockenden Wirkung ist auch in der griechischen Sagenwelt die Rede: es gibt die Legende von einer Nymphe, die in einen hübschen, jungen Mann mit blauen Augen verliebt war und ihn in einem Weizenfeld verführte. Daraufhin verwandelte sie ihn in eine Kornblume, um ihn vor dem Zorn der Götter zu schützen.

Jahrhunderte lang auf dem Land als "Hungerblume" bezeichnet, denn ihr gehäuftes Auftreten auf dem Acker ließ die Bauern oft keine gute Ernte erwarten, entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert ein regelrechter Kult um die leuchtend blaue Blume. Angestoßen von der Mythenbildung um die 1810 jung verstorbene Königin Luise wurde sie erst zur "preußischen Blume" und symbolisierte die neue Natürlichkeit. Nach der Revolution 1848 wandelte sich ihr Image hin zum Sinnbild des deutschen Nationalismus. Sie trat damit in Konkurrenz zur roten Nelke, dem Hoffnungssymbol der Arbeiterbewegung. Diese Tatsache führte im Estland des 20. Jahrhunderts zu einer fast schon grotesk anmutenden Begebenheit. 1967 wurde die stolze blaue Blume - angeregt von der estnischen Naturschutzgesellschaft - offiziell zur Nationalblume gewählt, obwohl zu Zeiten der Sowjetunion alle Symbole nationaler Eigenständigkeit verboten waren. Bei der Hundertjahrfeier des estnischen Sängerfestes 1969 ordneten die sowjetischen Behörden daher an, alle Kornblumen rot anzustreichen und als sozialistische Nelken auszugeben.

Jenseits des Politischen wurde die Kornblume wie so viele Wald- und Wiesenpflanzen seit jeher auch als Heilkraut genutzt, obwohl ihr keine direkte Wirkung nachgesagt werden kann. Und wieder geht der Blick in die griechische Sagenwelt: der Centaur (Name!) Chiron soll eine Wunde des Achilles mit Kornblumen geheilt haben. Weiter diente sie vor allem als harntreibendes Mittel oder für Augenwasser bei Bindehautentzündungen. Gegen Husten und Bronchitis wird empfohlen, eine kleine Handvoll frischer Blüten auf einen Liter Wasser zu geben und von diesem Aufguss eine Tasse vor den Mahlzeiten zu trinken. Doch sollte man die Blume nicht auf unseren überdüngten und mit Pestiziden behandelten Feldern sammeln.

http://www.landesumweltamt.nrw.de/natur/portraits/pflanzen/kornblume.htm

Kornblumen könnten aber auch das Vorbild für die berühmte „Blaue Blume“ der Romantik gewesen sein: Als zentrales Symbol dieser Epoche stehen sie und alle anderen in Mitteleuropa heimischen, blau blühenden Pflanzen für Sehnsucht, Liebe und das Streben nach dem Unendlichen

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Kamera PENTAX K-5
Objektiv smc PENTAX-DA 50-200mm F4-5.6 ED WR
Blende 5.6
Belichtungszeit 1/500
Brennweite 150.0 mm
ISO 400