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Martina Bie 1


kostenloses Benutzerkonto, Südwestthüringen

Angelehnt

Es war einmal ein Baum, der war alt und müde. Seine Äste schmerzten ihn immer mehr, und es fiel ihm schwer, tagaus, tagein, jahraus, jahrein aussehen zu müssen, als sei er noch voller Saft und Kraft.
So schaute er immer öfter sehnsüchtig nach dem alten Schloss nebenan. Das stand sonnenbeschienen im Garten und blieb offenbar immer jung . Es strahlte so viel Wärme und Sicherheit aus, dass der Baum daran dachte, eine Hilfeleistung zu erbitten...
"Wirst du es gestatten, dass ich mich hin und wieder ein wenig an deine warme Mauer lehne?" fragte er bescheiden sein Gegenüber. Aber hochmütig lehnte das Schloss ab: "Du wirst die Wände zerkratzen, du wirst das Licht von den Fenstern fernhalten!"
Traurig nickte der Baum und senkte ein wenig seine Krone...

Der Winter ging vorüber, der letzte Schnee war getaut, das Gras grünte und Blumen und Vögel kamen aus ihren Verstecken hervor. Das Schloss schien seine sandfarbenen Wände nach der Sonne zu recken, es öffnete alle Fenster, um die Strahlen einzufangen. Den Baum aber, dem die kalte Jahreszeit übel mitgespielt hatte, beachtete es nicht...
Dessen Sehnsucht nach Anlehnen war nie so groß gewesen wie in dieser Zeit, und eines Tages neigte er sich so weit nach der Seite, dass er die warme Mauer des Palastes berührte. Schon wollte er genießen, was er erreicht zu haben glaubte, da öffnete sich die Mauer für einen Augenblick. Sie verschlang den Baum, so dass nichts mehr von ihm im Park zurückblieb...

Seitdem sieht man ihn als Schatten seiner selbst - aber nur, wenn die Sonne scheint... :-)))))
(C)by mb

Kommentare 17

  • David Hirschfeld 21. April 2005, 21:05

    auch hier ist das Schattespiel auf der Fassade besonders interessant auch die Präsentation gefällt mir sehr gut.
    lg.David
  • Stephan Seidler 19. April 2005, 22:07

    Ein schönes Foto und ein schönes Gedicht. Was will man mehr?
    lg Stephan
  • Lothar Bendig 19. April 2005, 8:56

    Die Gebrüder Grimm würden in Dir eine ernsthafte Konkurrentin sehen, Martina. Aber Deine kleine Geschichte und das Bild sind sehr gut. Letzteres mit schönen, warmen Farben und, auch dank des Baumes, einer guten Verteilung von Licht und Schatten.
    LG Lothar.
  • Manfred Jakoby 19. April 2005, 5:39

    Martina, Du bist ein Talent - nicht nur im Fotografieren.
    Gruß Manfred
  • Rainer Switala 18. April 2005, 11:47

    schöne warme farben
    und ein feines schattenspiel
    schärve ,gestaltung und licht gefallen mir
    passende geschichte
    gruß rainer
  • Alfons Hunkenschröder 18. April 2005, 9:45

    Martina, die fotografierende Dichterin, oder die dichtende Fotografin? Wie auch immer, es ist etwas Schönes dabei entstanden.

    Gruß Alfons
  • Bo M. 18. April 2005, 9:31

    ein schönes warmes licht. toll, wie sich der schatten auf das haus legt.
    VG Bo
  • Martina Sch. 18. April 2005, 8:10

    Schöne Geschichte zu einem schönen Bild!
    LG M.
  • Kerstin G 17. April 2005, 23:30

    Sehr schönes warmes Licht und das Motiv mit der Fassade und dem Schatten des Baumes ist auch klasse!
    LG
    Kerstin
  • Zwecke 17. April 2005, 21:48

    Fein passt alles zusammen, Text und Bild.
    LG Horst
  • Brigitte Deval 17. April 2005, 20:46

    Wunderschoenes Bild, Martina, und ein sehr schoenes Maerchen.
    Ciao,
    Brigitte
  • Trautel R. 17. April 2005, 18:27

    martina jetzt als märchentante "lach", muss aber zugeben, das kannst du gut.
    sehr gut dazu deine aufnahme mit dem schatten.
    lg trautel
  • V. Munnes 17. April 2005, 17:12

    Sehr schön, wie Du diese antike Fassade mit Deinem Bild verzauberst !

    vlG-------------------------------------------------------------volker-
  • G D 17. April 2005, 16:49

    Du solltes schreiben, das bringst Du genau so gut wie das Fotografieren. Eine einfühlsame Geschichte, gute Fotoumsetzung.
    LG GD
  • Harry de Rooij 17. April 2005, 16:40

    Fantastische warme Farben, die die Geschichte "das Märchen" gut unterstützen. Gut gesehen.
    Gr.
    Harry