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DEZIMÜ aus H.


Premium (Complete), Hannover

St. Clemens

Nach der Reformation war es auch in Hannover immer wieder zu Unruhen zwischen Altgläubigen und Lutheranern gekommen. Als sie 1533 eskalierten, flohen am 14. September des gleichen Jahres die Bürgermeister und fast alle Ratsherren in das benachbarte katholische Hildesheim. Das katholische Leben in Hannover erstarb, zumal der Rat der Stadt 1588 den Katholiken auch das Wohnrecht in der Altstadt entzog.

Als 1665 Herzog Johann Friedrich den Herzogsthron in Hannover bestieg, änderte sich die Situation; denn Johann Friedrich war vier Jahre zuvor bei einem Besuch in Assisi zum katholischen Glauben übergetreten. Bedienstete des Hofes, vor allem Franzosen und Italiener, bildeten die kleine katholische Gemeinde und feierten Weihnachten 1665 den ersten katholischen Gottesdienst nach der Reformation. Am 28. Dezember 1679 starb Johann Friedrich, sein jüngerer Bruder Ernst August übernahm die Regierung. Zwar wandelte er das Recht der öffentlichen Religionsausübung für die Katholiken in ein privates Recht und ließ die Schlosskirche für den dort bis dahin gefeierten katholischen Gottesdienst schließen. Trotzdem versprach er freie Religionsausübung und erlaubte den Bau einer katholischen Kirche.

Diesen immer wieder hinausgezögerten Kirchenbau brachte der italienische Priester, Komponist und Diplomat Agostino Steffani voran. Steffani war 1688 als Hofkapellmeister in den Dienst von Ernst August getreten. 1707 empfing er in Bamberg die Bischofsweihe und im April 1709 wurde ihm das Vikariat von Ober- und Niedersachsen übertragen.
Steffani übertrug seinem Landsmann Tommaso Giusti Planung und Bauleitung der neuen Kirche. Giusti entwarf einen venezianischen Kuppelbau mit zwei flankierenden Türmen. Auf Kuppel und Türme musste schließlich mangels Finanzen verzichtet werden. Namenspatron der ersten nachreformatorischen Kirche Hannovers wurde der Namenspatron des damals regierenden Papstes, der heilige Clemens Romanus. Hintergrund: Papst Clemens XI. hatte sich in besonderer Weise für den Bau der Kirche eingesetzt und für ihre Finanzierung Geld gesammelt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die bis auf die Grundmauern zerstörte St.-Clemens-Kirche für knapp 1,7 Millionen Mark wieder aufgebaut und am 24. November 1957 durch den damaligen Apostolischen Nuntius Aloysius Muench geweiht. Am 12. März 1998 erhob Papst Johannes Paul II. die Kirche mit dem Apostolischen Schreiben Inter sacras zur Basilica minor.

Kommentare 5

  • Jü Bader 14. Februar 2011, 21:11

    Sehr interessanter Exkurs in Kirchengeschichte. Man sieht die Kirche dann mit anderen Augen... die Kirche selbst hast du sehr gelungen portraitiert und sehr lebendig auch mit den Personen... der Baum rechts passt sehr schön, der nüchtern wirkende Flachbau nicht so sehr und die Häuserzeile links, obwohl sich die Ockerfarbe dort fortsetzt (ob der Besitzer das extra wegen der Kirche so machte? Könnte sein!)
    lg jürgen
  • Ernst P. 13. Februar 2011, 13:28

    Sehr interessante Info zu einer architektonisch eher seltenen katholischen Kirche in dieser Region.
    Gruß Ernst
  • Karl-Heinz Klein 13. Februar 2011, 11:31

    der Glaube versetzt Berge....liest sich spannend deine Beschreibung....eine architektonisch sehr schön aussehende kleine Basilika hat Hannover wieder...prima
    liebs Grüßle
    Karl-Heinz
  • Addi Beck 12. Februar 2011, 18:28

    Interessanter Bau. Gute Aufnahme mit informativem Text.
    Wem er zuviel ist, muß ihn ja nicht lesen.
    LG Addi
  • Mafidi 12. Februar 2011, 17:23

    Eine interessannte Kirche - gut präsentiert - Deine Infos sind toll, aber ein bißchen zu umfangreich - sorry.
    LG Marion

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