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Pelikan-Nebel mit Herbig-Haro-Objekt HH555

Pelikan-Nebel mit Herbig-Haro-Objekt HH555

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Sighard Schraebler


kostenloses Benutzerkonto, Frankfurt am Main

Pelikan-Nebel mit Herbig-Haro-Objekt HH555

Der Pelikan-Nebel IC5070 mit der hell leuchtenden Kopf-Partie IC5067 gehört zum gleichen Sternentstehungs-Gebiet wie der Nordamerika-Nebel NGC7000. Das Ganze ist ein einziger, zusammenhängender, großer Blop, von hinten von einem verdeckten Stern mit UV-Strahlung zum Leuchten angeregt und für uns nur strukturiert durch Dunkelwolken, die Beiprodukte der Sternentstehung darstellen. Das ist von uns aus gesehen "lediglich" 1800 Lichtjahre Richtung Sternbild Schwan entfernt und nimmt am Himmel einen kreisförmigen Bereich von sechs Vollmonddurchmessern ein. "Lediglich" also nicht wegen der "lächerlichen" 1800 Lichtjahre, sondern weil andere Sternentstehungs-Gebiete, die es hier zu sehen gibt, zumeist deutlich weiter entfernt sind. Nein, das sind noch nicht die Tiefen des kosmischen Ozeans, das ist nur etwa knietief in der Brandung. Nicht dass ich auch nur annäherungsweise wüsste, wie man eine solche Entfernung zu Lebzeiten überbrücken könnte. Man kann das Gebiet zumindest optisch näher heran holen - mit einem Teleskop.

Gehen wir etwas ins Detail: Interessant ist insbesondere die ausgeprägte, verdampfende Globule in IC5067, rechte Seite, die bis auf den dichteren, rotierenden Teil komplett evaporiert ist, eine sogenannte EGG (Evaporating Gaseous Globule). Im Bereich der Globule findet sich eine Assoziation von Sternen, die wahrscheinlich direkt aus ihr hervorgegangen sind. In der Spitze auf der linken Seite sitzt dagegen das Herbig-Haro-Objekt HH555, ein junger Stern, noch komplett verborgen im dichten Teil der Globule, der durch zwei heraustretende Jets auf sich aufmerksam macht. Diese Jets regen das umgebende Medium, im Wesentlichen Wasserstoff, zum Leuchten an. Da Wasserstoff in der Hubble-Palette mit neutrailisiertem Grün als Weiß dargestellt ist, sieht das hier weiß aus, in realen Farben natürlich rot. Nur wären normale Farben für dieses Objekt ziemlich langweilig, weil die ganze Szenerie rot in rot daher käme.

Bevor nun jeder restlos verwirrt ist, ja, es sind Falschfarben, nein, mit dem Auge am Teleskop könnte man da fast nichts sehen, weil wir Menschen im roten Licht schlecht sehen. Durch die Hubble-Palette zeigt sich eine Abstufung zur Ionisationsquelle. Nur was dicht an der Quelle liegt und nicht abgeschattet wird, erhält genügend Anregung für OIII, Ha und NII liegen im mittleren Bereich, SII hat die geringste Ionisierungsenergie, Dadurch ergibt sich ein Verlauf von Blau über Weiß nach Orange, rötlicher werdend mit abnehmender Ionisations-Energie.

Aufnahme mit ONTC12 Fotonewton + ASA 2korr Reducer bei 1163mm Brennweite, effektiv also f/3.81, QI583wsg Kühlkamera mit KAF8300 CCD, bin1x1, -20°C am Chip, Lodestar Guider und G53F Montierung, belichtet (8+15+10)x300s durch 3nm Schmalbandfilter von Astrodon in den Spektrallinien SII, Ha, OIII in Karben in der Nacht vom 6. auf den 7.7.2013.

siehe auch:
http://apod.nasa.gov/apod/ap061227.html http://www.robgendlerastropics.com/NGC7000text.html http://www.capella-observatory.com/ImageHTMLs/DiffuseNebula/IC5070.htm http://iopscience.iop.org/0004-637X/670/2/1173/pdf/0004-637X_670_2_1173.pdf

Kommentare 6

  • Rainer Kuhl 2. August 2013, 0:24

    Hallo Sighard,
    ganz fantastisch was du erklärst und zeigst!!
    Gruß
    Rainer
  • Gertraud Eifert 29. Juli 2013, 20:28

    Einfach grandios und fantastisch.
    Gruß Gertraud
  • Mayr Bernd 28. Juli 2013, 14:17

    Hallo Sighard, wieder ein sehr schöne Bild von dir.
    LG Bernhard
  • Sighard Schraebler 28. Juli 2013, 13:20

    Hallo Oli & Helmut,
    habt vielen Dank für's Reinschauen, ist ja wenig los hier in diesen Tagen, Urlaubszeit! Und ja, Oli, das ist schwierig mit der DSLR, die Bayer-Matrix auf dem Chip stört und ohne Kühlung kämpft man ständig mit zu viel Dunkelrauschen. Gemessen an diesen Widrigkeiten hast Du gezaubert. Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie viel Belichtungszeit Du investieren musst, um für Ha-Nebelobjekte auf Störabstand zu kommen.
    LG Sighard
  • Helmut Herbel 28. Juli 2013, 12:34

    faszinierender Blick mit Falschfarben. Viel Arbeit für die tolle Erklärung, Sighard.

    LG Helmut
  • Zyrusthc 27. Juli 2013, 4:26

    Hallo Sighard

    Mal wieder ein fazinierendes Bild von dir mit einer tollen Beschreibung. Gefällt mir super.
    Und zum Vergleich wie du schon sagst rot in rot , das sieht dann so aus:


    Viele Grüsse