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Chris Richard


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Paparazzo

George Gissings Buch „Am Ionischen Meer“ ist ein Klassiker der Reiseliteratur. Aber berühmter als das Buch ist ein einziges Wort darin: „Paparazzo“. Das kam so: Gissing reiste Ende des 19. Jahrhunderts auch nach Catanzaro in Kalabrien und quartierte sich in einem kleinen Hotel ein. Dessen Besitzer klagte auf kleinen, in den Zimmern liegenden Zetteln, er habe festgestellt, dass seine Gäste oft nicht im HotelRestaurant dinierten, sondern in anderen Lokalen des Ortes. Dies verletze nicht nur seine, des Hotelbesitzers Gefühle, es schade dem Ruf seines Hauses, und er bitte deshalb, das Essen im Restaurant des Hotels einzunehmen. Gezeichnet: Coriolano Paparazzo.

Der Zufall wollte es, dass Federico Fellini Gissings Buch las, als er „La Dolce Vita“ vorbereitete. Fellini hatte in der Via Veneto, damals Hauptschauplatz römischen Schickeria-Lebens, einen Fotografen namens Tazio Secchiaroli kennen gelernt, der (zusammen mit anderen) begonnen hatte, Prominente nicht dort zu fotografieren, wo sie fotografiert werden wollten. Sondern ihnen auflauerte, wo sie nicht gesehen werden wollten. 1958 lichtete er König Faruk von Ägypten ab, wie er über einen Tisch kletterte, um auf Fotografen loszugehen – das Bild machte Secchiaroli bekannt. Er arbeitete mit Fellini zusammen und kam (gespielt von Walter Santesso) im Film vor – unter einem Namen, der Fellini höllisch gut gefiel: Paparazzo.
Axel Hacke: Und was mache ich jetzt?
In: Der Tagesspiegel, 5. September 2004

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Exif

Kamera Canon EOS 60D
Objektiv 18-250mm
Blende 22
Belichtungszeit 1/80
Brennweite 250.0 mm
ISO 640