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Kurt Stöß


kostenloses Benutzerkonto, Rheinberg

Heimatlos-2

Es lebte einst ein sehr frommer Mann, der gottesfürchtig war und nie etwas Unrechtes tat.
Jeden Abend betete er zu Gott und legte Rechenschaft ab über sein Tun.
Seine Sehnsucht zu Gott wurde immer größer, bis er Ihn eines Tages bat, ihn zu besuchen.
Gott war dem frommen Manne sehr zugetan, und nannte ihm einen Tag, an dem er zu Besuch käme.
An diesem Tag bereitete der Fromme die köstlichsten Speisen, denn er wollte Gott ein guter Gastgeber sein.
Der Morgen verging, der Mittag kam, doch niemand erschien.
Die Sonne neigte sich langsam, es wurde Nachmittag, da klopfte es an der Tür, ganz zaghaft, sodaß er es fast nicht gehört hätte.
Voll Freude eilte er zur Tür; doch dort stand nur ein Bettler.
Dessen Augen wurden ganz groß, als der die herrlichen Speisen sah, und er bat den Frommen um ein wenig davon.
Der aber wies den Bettler ab, erwartete er doch ganz hohen Besuch, und wollte Gott eine unberührte Tafel anbieten.
Der Bettler ging, und allmählich wurde es dunkel.
Der fromme Mann wartete noch immer, doch niemand klopfte mehr an seine Tür.
Abends, bevor er zu Bett ging, betete er ganz traurig und enttäuscht zu Gott, und fragte Ihn, warum er denn nicht gekommen sei.

"Ich war doch bei dir", sprach Gott, "hast Du mich denn nicht erkannt?"

Auch ich habe mich nicht anders verhalten als der Fromme.
Auch ich habe mich nicht um meinen Bruder gekümmert.
Doch ich schäme mich dafür!

Kommentare 7

  • Kurt Stöß 28. Juni 2006, 18:10

    Übrigens, hinter dem Zaun befindet sich eine Beachlandschaft, die eigens für "unser" nationales Großereignis Fußballweltmeisterschaft errichtet wurde.
    Dafür wurde ein See leergepumt und mit Sand aufgefüllt, der Heimat vieler Enten war, die jetzt auch heimatlos sind.
    Dort vergnügen sich die Satten unserer Gesellschaft bei Fußball, Bier und Gegrilltem.
    Ist das nicht makaber?

    P.S.
    Liebe Fußballfreunde hinter dem Zaun, ich will Euch nicht die Freude am Spiel verderben, denn das brauchen wir auch von Zeit zu Zeit.
    Doch solltet Ihr nicht vergessen, daß die Welt auf der anderen Seite des Zaunes eine andere ist!
  • Kurt Stöß 14. Juni 2006, 15:55

    @Sylvia:
    Ich glaube auch, daß die Vereinsamung der Menschen eines der größten Probleme unserer Zeit ist.
    Viele Menschen denken nur noch an sich, und das Mitgefühl und die Anteilnahme für den Anderen fehlt oft schon in der Familie und im nächsten Umfeld.
    Und die Eile und Schnelllebigkeit der heutigen Zeit tut ihr übriges. Alle Welt hastet daher und hat keine Zeit mehr für das wirklich Wichtige.
    Darum danke ich Dir und den anderen, die dieses Bild und den Menschen auf dem Foto beachtet haben.

    LG Kurt
  • Sylvia R. 14. Juni 2006, 14:50

    @Klaudia: ich glaube, ich weiß, was du meinst, es ist sehr traurig. Aber wenn ich mir den Mann hier so ansehe, ist ihm mit Geld alleine sicher nicht geholfen. Er sieht sehr einsam aus!! Aber wer in unserer eiligen Gesellschaft, möchte seine Zeit mit so jemanden "verschwenden"? Nicht nur er sieht arm aus, sondern unsere ganze Gesellschaft. Arm an Mitgefühl und Zeit.
    Lg Sylvia
  • Die Farbenflüsterin 14. Juni 2006, 14:21

    +++ ;0(((!!! warum ?????
    spenden für die dritte welt...schön und gut, wenn sie denn auch ankommen......auch noch so eine frage........wenn wir uns aber hier in unserer nahen umgebung umschauen...die armut macht auch hier keinen halt...traurig...ich könnte schreien..................................;0((((((((((((((((((((!!!

    lg kl
  • Sylvia R. 7. Juni 2006, 8:36

    Da schließe ich mich K.Braun an!! Wirklich sehr berührend.
    LG Sylvia
  • Klaus Braun 7. Juni 2006, 5:26

    Ein sehr schönes Bild mit einem sehr tiefgründigen Text.Sehr schöne Arbeit.
    Eine schönen Tag und GLG Klaus
  • Little Sweetheart 6. Juni 2006, 20:34

    :(

    lg kati