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Feuerfrauen 8: Megan, eigentlich die erste ...

Feuerfrauen 8: Megan, eigentlich die erste ...

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Karl-W. Koch


Premium (Basic), Mehren

Feuerfrauen 8: Megan, eigentlich die erste ...

Die Aufnahme von Megan, direkt in einer Tunnelausfahrt aufgenommen, war der Anstoß zu dieser Serie und zur geplanten Reportage. Ich ließ im Tunnel, vor allem wegen des tollen Sounds die Videokamera laufen und sah mit Faszination den Widerschein der offenen Feuerungstür aus Megans Gesicht, also - genau im richtigen Moment - Zufall, da bin ich ehrlich - auf Foto umgestellt und einfach draufgehalten: 5 "Schüsse", 4 unscharf, 1 Treffer! Besser lässt sich m.E. der Begriff der Feuerfrauen (abgeleitet vom englischen "fireman" = übersetzt "Feuermann" für den Heizer) nicht dokumentieren.

Mehr zu den drei Frauen folgt noch in nächster Zeit.

(Hinweis: auch hier sind die nachfolgenden Texte der Bilder zur Serie gleich, da ja nicht alle Betrachter alle Bilder gleichzeitig ansehen ..)

Feuerfrauen
Zum Personal gehören zur Bedienung einer Dampflokomotive gehören im Regelfall zwei Personen: Lokführer und Heizer. „Einer schippt, einer fährt“ beschreibt die Tätigkeiten zwar anschaulich, fasst aber das, was an Arbeit zu leisten ist viel zu kurz. Um den Blick auf die Heizertätigkeit zu werfen: Neben dem „Schippen“ gehört aber noch deutlich mehr zu seinen Aufgaben. Das Wasserfassen bei den Zwischenhalten erledigt meist er und bei Museumsbahnen kommen weitere Aufgaben hinzu wie Weichen stellen, Tokenübergabe bei den britischen Bahnen. Das Auffüllen der Vorräte, neben Wasser und Ölvorräten zum Schmieren die Kohle gehört ebenfalls zu seinen Arbeitsbereichen.
Die Rede war bisher eigentlich fast selbstverständlich von „er“, „ihm“ und „seine Arbeit“ … Selbstverständlich? Scheinbar nicht. Zumindest bei den britischen Museumsbahnen ist ein neuer Trend erkennbar: Heizerinnen. Künftig muss man im Genderwahn-Deutschland also wohl „Heizer*innen“ schreiben, wenn der Beruf beschrieben werden soll. Die Engländer haben es nicht so mit dem Gendern, dort bleibt es – wie auf ausdrückliche Nachfrage bestätigt wird beim „Fireman“. Spricht man die Ladies mit Firewoman an, folgt zunächst einmal ein lautes Lachen und dann der Hinweis, nein, nein, „Fireman“ wäre schon in Ordnung.
Eigentlich, nachdem sich bei dem gender-gewohnten Deutschen die Schnappatmung sich wieder normalisiert hat, wächst die Verwunderung weiter. Die „männliche“ Dominanz kommt ja nicht von ungefähr. Das Heizen einer Dampflok ist ein echter Knochenjob, auch wenn es keine 01 oder 44 ist, die am Laufen gehalten werden muss. Wer als Gast auf einer Garratt erlebt, wie sich im 3-Minutentakt bei der Bergfahrt der Kohlentender leert, traut seinen Augen nicht, wenn er an der Schaufel kein Muskel-bepacktes Mannweib sieht, sondern eine junge, smarte, schlanke, ausgesprochen gut aussehende Frau. Oder auf der Zillertallok der Baureihe U eine nette Dame mittleren Alters, von der man eigentlich eine Einladung zu Kaffee und Kuchen, aber keine weggeschaufelten Kohlemengen im mehrere-100-kg-Bereich erwartet würde.
Daisy, Heizerin bei der Welshpool & Llanfair Railway schildert: „Ich habe im Juli 2022 mit meiner Tätigkeit angefangen. Ursprünglich hatte ich einen Job in der Teestube der Bahn und ich hatte weder Interesse noch Erfahrung mit Dampflokomotiven. Am Osterwochenende hatte ich den Heizern bei der Arbeit zugesehen und fing an, mich dafür zu interessieren. Praktische, herausfordernde Arbeit habe ich schon immer geliebt, daher schien der Job für mich zu „passen“. Weitere Nachforschungen zeigten, dass ich keine Vorkenntnisse benötigte, so begann ich mit der Ausbildung zum Heizer und erhielt ab Mitte Juli 2022 meine Einweisungen in die Tätigkeit auf dem Führerstand und dem Umfeld. 11 Monate und 24 Ausbildungsrunden später hatte ich meine Anerkennung als Heizer und Rangierer.
Die Ausbildung zum Heizer erfordert viel Übung, Zuschauen, Verstehen und Lernen. Vom ersten Tag der Schulung an geht der Auszubildende an die Maschine, übt das Heizen unter Anleitung und lernt, wie jedes Teil der Lok für die jeweilige Aufgabe funktioniert. Je vertrauter man mit der Maschine wird und je mehr man beginnt, die Technik dessen zu verstehen, was man tut und welche Auswirkung es hat, desto weniger benötigt man die Anleitung des Ausbilders. Dieser wird eher zu einem zweiten Augenpaar, das beobachtet und nur bei Bedarf eingreift.
Heutzutage gibt es viele Heizerinnen, deutlich mehr als in den Vorjahren. Bei manchen Bahnen gibt es in teilweise in den Zügen sogar tagelang ausschließlich weibliches Personal, was bei der Welshpool & Llanfair Railway leider bisher noch nicht möglich war. Uns fehlen noch die weiblichen Lokführer. Aber es wird hoffentlich in naher Zukunft auch hier Frauen geben – mich eingeschlossen! – die Lokführerin werden und dann werden auch wir rein weibliche Besatzungen zu haben.“
Fortsetzung folgt …

Kommentare 2

Bei diesem Foto wünscht Karl-W. Koch ausdrücklich konstruktives Feedback. Bitte hilf, indem Du Tipps zu Bildaufbau, Technik, Bildsprache etc. gibst. (Feedbackregeln siehe hier)
  • Basi70 5. September 2023, 14:49

    Eine tolle Serie mit den Menschen dahinter. Sehr gut erklärt. Man stelle sich das heutzutage im Plandienst bei uns vor, wo schon eine fehlende Klimaanlage zur Krankmeldung führt. Vielen Dank fürs zeigen der Bilder, echt beeindruckend!

    VG Michael
    • Karl-W. Koch 6. September 2023, 1:50

      Lieber Michael, genauso ist es. Und sie machen das in ihrer Freizeit, ohne Bezahlung, genauso wie ihre männliche Kollegen. Bei denen wundert man sich aber weniger ...