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M Ridegide


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alles nur Zufall . . . und aus dem Nichts entstanden .. !.....???


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Gibt es einen Schöpfer?

noch eine Frage...: Wie ist Gott entstanden?

Die Frage nach einer Schöpfung aus dem Nichts, lateinisch "creatio ex nihilo", beschäftigt immer wieder sowohl die Theologie als auch die Naturwissenschaft. Es ist nicht so, daß die Astrophysik bei ihrer Frage nach dem Urspung des Universums nicht auch auf dieses Problem gestoßen wäre.

Tatsächlich verschieben etwa die beiden großen Theorien über den Ursprung des Universums, die Theorie einer Entstehung durch den "Urknall" und die eines ewig pulsierenden Universums, nur die Frage nach dem Ursprung. Auch hier könnte man fragen: Was war vor dem Urknall? Was war vor der ersten Ausdehnung?

Tatsache ist, daß wir hier eher an eine Grenze unserer Denkart als an die Grenze der Wirklichkeit stoßen. Die menschliche Vernunft kann sich Dinge wie "in alle Ewigkeit" oder "aus dem Nichts" nicht vorstellen, kann aber auch andererseits nicht bei einem bestimmten Endpunkt einfach stehenbleiben, sondern muß immer weiter dahinter zurückfragen, ein sogenannter "Regreß ad infinitum".

Das ist mehr ein Problem der logischen Struktur unseres Verstandes als eine theologische oder wissenschaftliche Frage. (Immerhin, das sei nebenbei erwähnt, gibt es andere Denkweisen als unsere abendländisch-rationale, so etwa das paradoxe Denken ostasiatischer Religionen wie dem Zen-Buddhismus und der abendländischen Mystiker wie Heraklit oder Meister Eckart. Dort stellt sich die Frage anch einem bestimmten Ursprung des Alls gar nicht oder in anderer Weise.)

Die Idee, hinter einen einmaligen Anfang des Universums zurückzufragen, gründet in der Vorstellung, die wir von der Zeit haben: daß nämlich alles im Universum hintereinander geschieht und jedes Ereignis eine vorhergehende "Ursache" und eine nachfolgende "Wirkung" haben muß; die Vorstellung von Kausalität hängt eng mit der Zeitvorstellung zusammen. Nun sind sich Naturwissenschaftler einig, daß der Zustand unmittelbar vor dem Urknall mit physikalischen Methoden nicht erforschbar, also generell unerkennbar ist; das muß ein Zustand gewesen sein, in dem nicht die uns aus der Zeit nach dem Urknall bekannten Naturgesetze gegolten haben. Also kann die Naturwissenschaft nicht zeitlich hinter den Urknall zurückfragen und keine Aussagen über seinen Grund oder seine Ursache machen.

Die Philosophie, die über die Bedingungen und Voraussetzungen naturwissenschaftlicher Erkenntnis nachdenkt - so etwa der Nobelpreisträger und Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker in seinen Büchern "Die Einheit der Natur" und "Der Aufbau der Physik" -, wurde sich klar darüber, daß auch so etwas wie "Zeit", der unumkehrbare Ablauf physikalischer Prozesse, erst mit dem Urknall begonnen hat. Von daher ist es unsinnig, mit zeitlich orientierten Vorstellungen über eine Wirklichkeit nachdenken zu wollen, die sozusagen außerhalb der Zeit ist. Wir tragen unsere menschlich begrenzten, zeitlich geprägten Denkschemata an etwas heran, dem diese Schemata nicht angemessen sind. Das Ergebnis muß dann falsch sein bzw. das Fragen muß auf unvereinbare logische Widersprüche stoßen! Wir können nicht erkennen, was vor dem Urknall war; wir gewinnen stattdessen ein solches Bild von diesem zeitlosen Davor, das uns innerhalb unseres Zeithorizontes unweigerlich Probleme bereiten muß.

Ein Ähnlicher Gedanke findet sich auch in der Theologie: Als Gott die Welt schuf, hat er die Zeit miterschaffen, es gab also kein "davor". Wir sind zeitliche Wesen, unser Denken braucht deshalb einen Anfangs- und einen Endpunkt und muß doch aus seinem innersten Wesen heraus darüber hinausfragen. Außerhalb dieses Zeithorizontes jedoch stößt der menschliche Verstand auf Gottes Ewigkeit, auf Gottes Existenz vor und außerhalb aller Zeit, auf eine zeitlose bzw. unzeitliche Existenzweise, die er sich - zeitgebunden wie er ist - nicht vorstellen kann. Deshalb macht es auch theologisch keinen Sinn, nach dem Davor der Schöpfung zu fragen, wenn die Antwort logischen Kategorien genügen soll.

Es gibt Theologen, die annehmen, daß Gott durch den Urknall und die Evolution geschaffen habe; genauso gibt es bibeltreue Theologen, die an eine Schöpfung in sechs Tagen glauben.

Unabhängig von der Position in dieser Frage ist hier entscheidend, daß Schöpfung immer als Willensakt Gottes verstanden wird, ein Akt des schöpferischen Wortes "Es werde", durch den erst alles, was ist, ins Sein kam. Vorher gab es an dem, was wir unter Seiendem verstehen - nämlich In-der-Zeit-Seiendes - tatsächlich "nichts". Deshalb werden wir auch während unseres irdischen Lebens nicht begreifen, wie eine Schöpfung aus diesem "Nichts" heraus funktioniert. Und deshalb geht auch unsere logische Forderung, daß jedes Wesen seinen Ursprung aus einem Vorhergehenden haben müsse, an Gottes Existenzweise - wie am Urknall auch - vorbei. Irgendwann müssen wir unseren rastlosen und hier unfruchtbaren Verstand zum Stillstand bringen und etwas als Endpunkt des Denkens, als anfangslosen Anfang akzeptieren.

Das hat mit Religion nicht unbedingt etwas zu tun; es geht vielmehr um Denk-Ökonomie und Denk-Ethik: Über einen vernünftigen Zweifel hinaus weiterzufragen, macht in der Philosophie wie in der Naturwissenschaft keinen Sinn. Wer das tut, zerfleischt sich selbst und schließt sich aus dem vernünftigem Gespräch zwischen Erkenntnissuchenden aus.

Wenn nun aber die Bibel Gottes Selbstoffenbarung an uns ist, was sagt sie uns über Gott und seine ewige Existenz?

Die Bibel beginnt mit der Schöpfung und endet mit der Prophetie einer Neuschöpfung; die Bibel berichtet also nur über die uns bekannte Weltgeschichte, die einen bestimmten Anfang hatte und einen ebenso bestimmten Endpunkt haben wird.

Manche folgern aus der Dreifaltigkeit Gottes - seiner offenbarten Existenz als die drei "Personen" Vater, Sohn und Heiliger Geist -, daß Gott sozusagen dreifach mit sich allein war und sein Wesen - seine Liebe, seine Schöpferkraft, seine Heiligkeit - innerhalb dieser Dreifach-Beziehung kreiste, in einer Art dynamischer selbstgenügsamer Ewigkeit. Ein schwieriger und nicht unproblematischer Gedanke, finde ich. Aber damit soll vor allem bestritten werden, daß Gott die Welt erschaffen mußte, weil er sozusagen aus seinem eigenen Wesen heraus nicht anders konnte. Die Welt als "automatischer Ausfluß" (Emanation) Gottes ist in Gestalt der Gnosis schon früh als Irrlehre bekämpft worden.

Gott hat die Welt freiwillig geschaffen: Weil er es so wollte und weil er Freude am Erschaffen hatte und hat. Daß Gott die Welt erschaffen hat, heißt glaubenspraktisch für Christen: Gott wollte nicht mit sich allein bleiben, auch wenn er sich selbst genügte. Er wollte ein Gegenüber als Ausdruck seiner Schönheit: die Schöpfung, und er wollte ein Gegenüber als Spiegel seiner Herrlichkeit: den Menschen.

Deshalb ist es für einen Christen weniger interessant - auch wenn die Frage gestellt werden darf und soll -, was Gott vor der Schöpfung gemacht hat, als vielmehr, was die Tatsache der Schöpfung über Gott aussagt. Calvin antwortete auf die Frage nach dem Warum von allem, was geschieht: "soli Deo gloria" - allein zur Ehre Gottes.

Sicher hat Gott auch "den Plan ausgebrütet", daß er durch Seinen Sohn die Welt, die noch gar nicht bestand, retten wolle. Was immer das für Gottes Vorhersehung besagt - die Bibel läßt keinen Zweifel daran, daß Jesus Christus bereits vor Grundlegung der Welt als Träger von Gottes Heilswillen ausersehen war (Epheser 1,4) und daß Jesus Christus der innere Grund, die letzte Ursache und das Ziel der Schöpfung ist (Kolosser 1,16), oder, wie Goethe im Faust sagt: "das, was die Welt im Innersten zusammenhält".

Auf die Frage, wo man die Bibel anfangen sollte zu lesen, kann ich vor diesem Hintergrund nur antworten: ganz vorn. Beim Anfang, dem Schöpfungsbericht.

Aber das ist natürlich zu pauschal. Menschen sind Individuen mit individueller Biografie, Erfahrung und Wesensart. Die Bibel ist die Offenbarung eines Gottes, der jeden einzelnen selbst geschaffen hat und besser kennt als dieser sich selbst. Insofern kann und muß jeder seinen persönlichen Zugang zur Bibel selbst finden, und da kann es - je nach Situation, Interesse oder Erkenntniswunsch - viele Möglichkeiten zum Beginnen geben.

Wen allerdings die Frage nach dem Anfang umtreibt und wer sich zugleich mit dem Alten Testament schwertut, der beginne mit dem Johannes-Evangelium, das uns Jesus Christus in seiner Eigenschaft als letzten Grund und Ziel der Schöpfung am deutlichsten vor AUgen malt. Danach lese er Abschnitte wie Römer 1,18-32, Römer 8,19-25, 1.Korinther 15,35-58, 2.Korinther 4,7-5,10, Epheser 1,3-14, Kolosser 1,15-20. Darin findet er den eigentlichen Denkhorizont eines gläubigen Christen aufgezeichnet: die Weltgeschichte und unser Leben darin, mit aller Verantwortung und Relevanz, und in ihrer Vorläufigkeit auf ihr Ende und die Ewigkeit bei Gott hin.


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M Ridegide

Kommentare 3

  • Patricia. F. 17. Juni 2005, 19:51

    Wie ich sehe, hast Du ebenfalls den richtigen Durchblick.
    Liebe Grüsse aus Luzern sendet Dir Patty.
  • M Ridegide 17. Juni 2005, 19:38

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    ...das Foto ist Leider wg.der Grösse etwas zu stark komprimiert :-( aber das Motiv ist trotzdem schön! Oder?
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  • Viktor Hazilov 16. Juni 2005, 19:55

    schönes bild