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Marco Thiel


kostenloses Benutzerkonto, Bonn

Bunker

"Ich wurde nun in eine dunkle Zelle gesperrt, in der ich 14 Tage zubringen musste. Es war schrecklich, ganz alleine in vollständiger Dunkelheit zu sein. Drei Tage musste ich hungern, dann endlich, am vierten Tage bekam ich etwas zu essen. Ich wusste nie, wie spät es war, manchmal war das fast zum Verrückt werden. Meine Unterhaltung war, dass ich mir mein eigenes Leben erzählte, ich erinnerte mich an meine Festnahme, als ich von meinem Geigenspieler denunziert worden war; sonst sang ich leise alle möglichen Opern- und Operettenmelodien, dann Schlager, und erfand selbst neue Melodien. Und ständig sprach ich etwas, zählte meine Schritte (Sitzen war nicht gestattet) von 10 bis 5.000. Oft fasste ich mich an die Stirn und fragte mich, ob ich noch klar von Verstande wäre."


Josef Ulc, ein tschechischer Musiker, von dem diese Zeilen stammen, wurde als politischer Gegner der Nazis 1939 verhaftet und zunächst in das Konzentrationslager Sachsenhausen, von dort nach Dachau deportiert. Wegen angeblicher Fluchtabsichten wurde er mit 50 Stockschlägen und 14 Tagen Dunkelhaft bestraft. Von dieser Haft im Bunker berichten die obigen Zeilen.


Der Bunker, das Gefängnis im Konzentrationslager, also gleichsam das Gefängnis im Gefängnis, hatte mehrere Funktionen. Er war vor allem ein zentraler Ort des Terrors: Die Haft im Bunker, oft wochenlang, ohne ausreichende Nahrung, war eine der Strafen, die über Häftlinge verhängt werden konnte. Während dieser Haft waren die Gefangenen der Willkür und Brutalität der SS in besonderer Weise ausgesetzt. Manche sahen ihren letzten Ausweg im Selbstmord.

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) führte innerhalb des Bunkers Vernehmungen durch, bei denen Häftlinge gefoltert wurden, um Geständnisse zu erpressen. Der Vernehmungsraum im Bunker besaß Hohlmauern und Doppeltüren; dadurch sollte verhindert werden, dass die Schreie der Misshandelten nach außen drangen.

1944 ließ die SS zwölf sogenannte Stehzellen einbauen. Sie hatten eine Grundfläche von ca. 70x70 cm, die Gefangenen konnten dort weder sitzen noch liegen. Der Mangel an Luft und Licht verschärfte die Haft in diesen Zellen noch zusätzlich.

Quelle: Gedenkstätte Dachau

Kommentare 2

  • Angelika Br. 27. September 2006, 14:22

    Ein sehr bedrückendes und beängstigendes Foto.

    LG. Angelika Br.
  • zuppi 27. September 2006, 13:25

    gleich bedrückendes foto wieder text dazu. der mensch besitz in solchen dingen einen unglaublichen ideenreichtum um andere zu quälen...
    klasse umgesetzt !
    gruss, rené