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Archivarin des Lebens

Archivarin des Lebens

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Schoengeist


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Archivarin des Lebens

Was würde in Deinem Lebensbuch stehen? Was für gute, was für schlechte Taten ließen sich darin wieder finden? Was würde darin stehen, wenn es jemand schreiben würde, der Dich Dein ganzes Leben lang begleitet und beobachtet, und Du keinerlei Einfluss auf den Text hättest, außer ihn zu leben?

Welchen Eindruck, welche Meinung würde der Leser von Dir bekommen, wenn nichts anderes als die Wahrheit darin enthalten wäre? Ein Leser, der Dich nicht kennt, bevor er dieses "Lebenswerk" in seinen Händen hält und genau Zeile für Zeile liest. Du könntest nichts mehr ändern, nichts beschönigen, nichts wieder gut machen, alles wäre geschehen, unausweichlich, unauslöschlich.

Das erste und das letzte Werk über Dein Leben. Lang oder kurz. Wie ein Tagebuch. Alles gesammelt bei der Archivarin der Lebensbücher...

Kommentare 18

  • Iris Offermann 5. März 2011, 22:37

    Klasse Schärfeverlauf, der Spannung ins Bild bringt.
    Deine Arbeit erzählt eine richtige Geschichte; sehr
    gute Titelwahl.
    LG Iris
  • MichaelH 2. März 2011, 16:32

    Durch Schärfe und Unschärfe sehr spannend präsentiert.

    HG Michi
  • Sabine Kuhn 2. März 2011, 6:34

    @ Jens,
    merci - ich war mir da nicht so ganz sicher, welcher Begriff es m.M. treffender aussagt.

    Danke ebenso für das Kompliment zum Gedicht und irgendwo ist es ja jetzt eine Coproduktion ;-)) ...
    Ich hatte es bereits seit dem vergangenen Jahr in Arbeit und als ich dein Photo sah, dachte ich mir: das passt, was gleichsam Bewegung für mich war es fertig zu stellen ;-))

    Liebe Grüsse & einen schönen Tag
    wünscht Dir Sabine
  • Schoengeist 1. März 2011, 23:27

    @ Sabine

    "Leben".

    Sehr, sehr schönes und passendes Gedicht, das muss ich Dir wieder mal lassen, obwohl dies keine Gemeinschaftsproduktion gewesen ist, hätte es eine sein können.

    LG
    Jens
  • Sabine Kuhn 1. März 2011, 19:27

    ... ohhh, sorry, das war jetzt mein Fehler, Entschuldigung bitte, lieber Jens, ich meine: heißt es nun:
    außer ihn zu leben oder
    außer ihn zu lesen??,
    das bitte ist meine Frage ;-)))


    Das Buch des Lebens

    Dein Buch des Lebens ist geschrieben,
    in Engelschrift, gar gülden leicht.
    Ein letztes Blatt ist leer geblieben
    für Deiner Seele Endverbleib.

    Dort unbestechlich festgehalten,
    steht jedes Wort, steht jede Tat.
    Der Tod muss übers Leben walten,
    die Seele folgt dem Engel Rat.

    Nichts wird geändert, weg gekehrt,
    kein Wort der Welt ist wechselbar,
    und Geld zählt keinen Heller mehr,
    du stehst hier nackt wie du einst warst.

    Der Engel liest etwas von Frieden,
    Verschwendung gar und Überfluss,
    auch vom Verzicht für deine Lieben,
    kennt Habgier, Neid und Rachelust.

    Geschrieben steht‘s im Buch des Lebens,
    als Richtschnur für die Ewigkeit.
    Es abzustreiten wär vergebens,
    der Engel kennt die Lüge gleich.

    Oft hegtest du im Glauben Fragen
    und Zweifel, ob uns Gott nicht hasst,
    wenn Menschen jung und qualvoll starben,
    Gewalt sich auf der Welt breit macht.

    Dann fühltest du dich sehr verlassen,
    von dem, der uns die Liebe lehrt.
    Den Plan der Welt hat er erschaffen,
    doch hier läuft vieles so verkehrt.

    Gelebt bis hin zu letzten Wende,
    hier endet deines Daseins Spur.
    Dein Atem schweigt, es ruhn die Hände.
    Der Tod durchtrennt die Lebensschnur.

    Dein Geist versinkt in tiefer Weite,
    durch dichten Nebel klingt ein Wort,
    der Engel schreibt es, schließt die Seite
    dann zu und legt dein Leben fort.

    Dies eine Buch spiegelt die Seele
    dir wieder ganz, von allen Seiten.
    Gedanken, Ziele, Wünsche, wähle
    in Wort und Tat, als Lebenszeichen.

    [© 2011 by sabine-kuhn]
  • Schoengeist 1. März 2011, 17:12

    @ Sabine

    Meine "Anregung" ist tatsächlich eher im stillen Kämmerlein gelandet, ich finde das jetzt nicht schlimm, wichtig ist doch, dass jeder überhaupt mal darüber nachdenkt und ehrlich zu sich selbst ist. Und auch zu anderen...

    Der Text soll so sein, "ihn" steht völlig richtig, da man keinen Einfluss auf den Inhalt hat (denn ihn schreibt ein anderer), sondern man kann ihn nur so leben, dass er positiv geschrieben wird, wenn man es denn möchte. Ist einem das egal, kommt die Abrechnung wie bei allen am Lebensende, und dann auch die jeweilige Konsequenz.

    Du hast das schon gut erklärt, wie das aussehen soll. Sehr gut.

    LG
    Jens
  • Sabine Kuhn 1. März 2011, 16:14

    ... da hab ich's ja wiedergefunden, das "Buch des Lebens", lieber Jens, das mich gedanklich so beschäftigte ;-))

    Meinst Du oben im Bildtext: "... außer in zu leben?" ODER: "... außer ihr zu leSen?"??? *grübele*, Letzteres würde dort wohl besser passen, meine ich. Ich bin eher ein wenig erstaunt, dass es zwar viele gute AMs zu Deinem Photos mit dem hier excellent passenden Schärfespiel gibt, sich die meisten fclerInnen die oben gestellten Fragen still & leise für sich selbst beantwortet zu haben scheinen. Nun, es mag ja auch Deinerseits einfach eine Anregung genau dazu sein, wer weiß ...

    Ich versuche einfach mal darauf einzugehen.
    Jeder Mensch hat einen Engel im Himmel, dessen einzige Aufgabe es ist, dieses Werk von Anfang bis hin zum Tod eines Menschen zu erfassen.
    Und dann folgt der Tag der Abrechnung und die Entscheidung darüber nach dem, was in diesem Buch an guten und schlechten Taten, Worten und Gedanken so zusammen gekommen ist im Laufe der Lebensjahre ...
    Danach entscheidet sich, wo die Seele ihren Aufenthalt bis hin zum jüngsten Gericht verbringen darf.
    Soweit die mir bekannten Fakten christlicher Lehre, wenn wir vom Thomasevangelium einmal absehen.

    Interessanterweise wird z. B. auch die Völlerei dabei berücksichtigt und ob der Mensch seine Tage mit sinnerfüllenden Aufgaben resp. Tätigkeiten verbracht hat!
    Es geht also nicht nur um die zehn Gebote, sondern um weitaus mehr!

    @ Markus hat bereits gesagt, was das Wichtigste aller Überlegungen dazu sowie das einzige Gebot ist, das alle anderen nachfolgenden umfasst:
    "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" oder im Volksmund: "Was Du nicht willst, das man Dir tut, das für auch keinem anderen zu".
    Wer hier genau liest erkennt, dass der erste Schritt die Liebe zu sich selbst ist, und diese - wohl verstanden - dann an weitere Menschen im Umgang miteinander weitergegeben wird. Nur wer die Liebe in sich trägt, kann sie auch ausstrahlen und mit ihr umgehen.
    Als Tipp: Es gibt dazu ein kleines Büchlein, das ich hier einfach mal empfehle. Es heißt: "Amo ergo sum - Über die Macht der Liebe" von Annemarie Maeger, erschienen 1995 im eigenen Autorenverlag, 72 Seiten, ISBN 3-929805-09-03-0. Es kann anhand der ISBN-Nr. in jedem Buchhandel für wenige Euro bestellt werden. Die wörtliche Übersetzung lautet: "Ich liebe, darum bin ich." Es ist leicht und verständlich geschrieben, keine hoch theoretisierende Abhandlung o. Ä.

    Wir leben im Jetzt, im Heute.
    Und heute Abend werde ich, wie es wohl sehr viele Menschen tun, kurz innerlich ein Resümee über den heutigen Tag vorbeiziehen lassen. Bei all meinem Tun, Handeln oder auch Unterlassen frage ich mich, ob es einem anderen Menschen "geschadet" hat, und, im nächsten Schritt: Was ist an diesem Tag durch mich entstanden, was habe ich bewerkstelligt, erledigt, wie meine Zeit verbracht?
    Vielleicht kam dabei etwas Konstruktives herum, etwas wurde fertig, etwas anderes angefangen, neu begonnen, etwas für einen anderen Menschen ...

    Es sind kleine Dinge, auf die es mir ankommt, beispielsweise einem lieben anderen eine Mail zu schicken, in ganz besonderen Fällen auch einen Brief, über den er sich freut, weil ich an ihn gedacht habe, oder einen anderen zum Lächeln bringen, mir Zeit zu nehmen für ein Gespräch etc.

    Oder -- ein konkretes Beispiel: der Einkauf von Bonbons, weil am Freitag die Kinder der GS hier vorbei ihren Karnevalsumzug haben und wir "Kamelle werfen", wenngleich ich ein eingefleischter Karnevalsmuffel bin ... die Kinder wie ich werden Spass dabei haben! Das funktioniert aber nur, wenn ich Süsses im Hause habe, das man in kleinen Portionen unbeschadet werfen kann ...

    @Liebe Weiße Feder: ALLES, das trifft es. Nichts von dem, was geschehen ist, lässt sich revidieren. Aber das finde ich, auch wenn mal was "ganz daneben" ist/war, gar nicht sooo tragisch. Viel wichtiger scheint mir dann zukünftig zu zeigen, dass ich aus dieser negativen Erfahrung etwas gelernt habe und es umsetze. Es ist nun halt leider so, dass wir Menschen durch die Summe unserer negativen Erfahrungen, die sich ja fast "eingebrannt" haben, viel mehr lernen als aus dem,was gut läuft und funktioniert ;-)) Darüber machen wir uns ja schon eigentlich gar keine Gedanken mehr ...

    @Hallo Karin, meinst Du es hätte Sinn einen Engel zu belügen? *schmunzel* Er durchschaut das sofort. Und Lug & Trug gehören zu den wenig positiv zu bewertenden Angelegenheiten ...

    @Normann, Du "Experte", wie viele Leben hattest Du denn schon bislang auf Erden??? *wunder&staun* ;-))))
    Ich tippe mal darauf, dass DU mindestens bereits seit den Kreuzzügen aktiv bist, oder war es die Kultur der Kelten, derer Du entstammst??? *lach* ...

    Wer abends mit allem im Reinen ist, kann morgens beruhigt in den Spiegel schauen ;-)) Und falls man das mal nicht schafft, wir sind ja menschlich und wir machen halt auch Fehler, so haben wir am nächsten Tag schon eine "Aufgabe", nämlich zu versuchen, das, was offen, unklar oder gestört ist, versuchen zu klären *schmunzel*

    Ich wünsche Euch noch einen angenehmen Tag
    und bitte Dich, lieber Jens, um Verständnis dafür, dass meine AM hier etwas länger wurde, als sonst schon üblich. Merci!

    Sabine
  • Dark Romance Photographie und Poesie 1. März 2011, 11:16

    Hab schon ne ganze Sammlung von diesen Büchern im Laufe der Jahrhunderte angesammelt ;-)
    Top Schnitt und den Schärfepunkt genau richtig gesetzt
    lg Normann
  • Schoengeist 1. März 2011, 6:47

    @Karin.
    Nein, niemand könnte sich etwas schönreden, keiner würde sich das anhören, weil am Ende nur das zählt, was ohne Übertreibung, ohne Schönfärberei in jedem Lebensbuch eingetragen wurde.

    @ Markus
    Genau. Wenn wir alle wüssten, dass am Ende jeder die Konsequenzen aus seinem Handeln zu tragen hätte, würden wohl mehr Menschen nachdenklicher damit umgehen, weil dann nicht nur "das Licht ausgeht".

    LG
    Jens
  • Marcus Propostus 1. März 2011, 5:46

    Super Foto, schön gemacht. Und die Gedanken zum Buch des Lebens sind wichtig. Wenn wir alle (sprich ALLE auf dieser Welt!) uns mehr dazu überlegen würden, dann würde es auf dieser Welt wohl etwas anders aussehen.
    Wenn es einem gelingt, nach dem Motto "Behandele andere so, wie du selber behandelt werden möchtest" zu leben, muss es einem vor seinem eigenen Eintrag im "Buch des Lebens" nicht bange sein...
  • Karin Ueberrhein 28. Februar 2011, 23:17

    Der Schärfeverlauf ist großartig, deine Worte berühren mich tief. Ja, was würde wohl drin stehen im Buch des Lebens? Und hätte ich eine Chance zu sagen, halt das war ganz anders?
    LG Karin
  • Traumtänzer(in) 28. Februar 2011, 22:58

    Der Schärfeverlauf ist super und der Schnitt perfekt gewählt...
    LG
  • weisse feder 28. Februar 2011, 22:30

    ja, archivarinnen (besonders die von ganzen lebensgeschichten) leisten grosse arbeit. alles will exakt und wahrheitsgetreu und akribisch festgehalten sein... (ich arbeite gerade auch in einem archiv mit vielen texten des 18.jhdt und weiter zurück...), drum spricht mich diees foto doppelt an.. finde den schärfeverlauf sehr interesssant.. mag "mutige" bilder.... toll auch die perspektive.. lg. white feather
  • F A R N S W O R T H 28. Februar 2011, 21:31

    ein sehr raffinierter schärfepunkt !
    erst durch das leben wird das buch des lebens aufgefüllt.
  • creARTiv 28. Februar 2011, 21:25

    solche perspektive mag ich auch ... unschärfe der figur gut dosiert ... ausnahmsweise kann ich mich mit hochformaten anfreunden, wenn anders nicht geht
    lg jörg