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homwico


Premium (Complete), Coburg

750 Buchdeckel

Ein Blick auf den in den Sammlungen zu findenden Buchdeckel des Gandersheimers Evangeliars.
Das Werk mit seinen illuminierten Kanontafeln im Inneren stammt aus der Zeit von Karl dem Kahlen, einem Enkel von Karl dem Großen. Es entstand etwa um die Zeit zwischen 860 und 870 im heutigen französischen Metz als Vorzeigewerk der erneuerten Karolingischen Hofkunst.
Etwa ein halbes Jahrhundert nach Fertigung war es wohl im Besitz von Königin Edgive, Königin der Westfranken und Tochter von Edward dem Älteren, König von Wessex und England, und ihrem Halbbruder, dem englischen König Aethelstan, früherer König der Angelsachsen. Dieser Besitz ist verbürgt durch einen Besitzerbvermerk auf der letzten Seite des Buches. Nach England gelangte das Buch wohl mit der Flucht Edgives, auch als Eadgifu von Wessex bekannt, die damit ihren Sohn, dem späteren Ludwig IV., König von Frankreich, vor Verfolgung schützte und ihm damit eine standesgemäße Erziehung am Hof ihres Halbbruders garantierte. Mit der Hochzeit einer Halbschwester Edgives namens Editha, diese ehelichte den späteren Kaiser Otto I., gelangte das Buch wohl in den Besitz von Otto I. Dieser schenkte es dann dem Kloster Gandersheim, da seine Nichte Gerberga dort Äbtissin war. Das Buch verblieb dort, bis man im Jahr 1802 das Reichsstift Gandersheim auflöste. Aus dem Stift entwickelte sich die heutige Kurstadt Bad Gandersheim im niedersächsischen Landkreis Northeim westlich des Harzes. Zu dieser Zeit bereitete sich Prinzessin Karoline Ulrike Amalie von Sachsen-Coburg Saalfeld auf die Äbtissinenwürde vor. Mit dem Einschluss von Gandersheim in das neu gegründete Königreich Westphalen zog die Prinzessin, die Tochter eines ernestinischen Fürsten und einer welfischen Prinzessin, wieder zurück an ihre heimatliche Stätte. Dabei nahm sie einen großen Teil der Gandersheimer Sammlungen mit an den Coburger Hof. Viele dieser Stücke, gerade die Bücher, diese integrierte man in die Herzogliche Hof- und Staatsbibliothek, fügte man den verschiedenen Sammlungen der Coburger Herzöge zu. Das Evangeliar kam jedoch erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als Erwerbsjahr ist allerdings 1810/11 angegeben, in die Kunstsammlungen der Veste Coburg, ist also ein Inventarstück des Altbestands. Mit in die Sammlungen übernommen hat man auch die Daktyliothek, das ist eine Sammlung an Gipsabdrücken von (Siegel)Ringen oder Gemmen (geschnittener Schmuck- oder Edelstein), wobei ich in der Literatur nichts in Verbindung mit den Kunstsammlungen gefunden habe. Ein Verzeichnis der Gegenstände befindet sich in der Landesbibliothek Coburg. Weitere Stücke, diese betreffen den naturkundlichen Teil der mitgenommenen Sammlung, kann man im Coburger Naturkundemuseum bewundern.

Auf der gezeigten Vorderseite des Gandersheimers Evangeliars sieht man eine aus Elfenbein geschnitzte Darstellung der Himmelfahrt Christi, reich verziert und umrandet von Leisten mit Palmetten und floralen Blattranken. Das Elfenbein ist in einen Holzdeckel eingelassen. Das Objektmaß des Elfenbein-Reliefs beträgt hierzu 16,5 x 10,5 cm, mit den Leisten 22 x 15,5 cm. Hinzu kommt ein nachträglich um 1555 in Niedersachsen gefertigter Rahmen aus vergoldetem Silber, der mit geschliffenen Halbedelsteinen bestückt ist. Die Abmaße des Gesamtobjekts betragen 31,5 x 24,5 cm.

Aufgenommen in den Museumsräumen der Kunstsammlungen der Veste Coburg in der Steinernen Kemenate im 2. Obergeschoss.
Vielen Dank an die Kunstsammlungen der Veste Coburg für den positiven Bescheid, die Bilder an dieser Stelle in der Fotocommunity zeigen zu dürfen.

Für Interessenten eines Museumsbesuchs, der wirklich lohnenswert ist, ein Link der ausführlich über das museale Geschehen der Kunstsammlungen der Veste Coburg informiert:

https://veste.kunstsammlungen-coburg.de/

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